Journalismus - als Wert?! Da capo - al fine?!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 23. Mai 2015 um 22 Uhr 31 Minuten

 

Im Rahmen des FES-Gesprächs über "Europa in den Medien - Medien in Europa" wird diskutiert über den Wert des Journalismus.

Leser dieser Publikation wissen, warum es uns besonders freut, dass dieser Vorschlag zu diesem Thema auch an dieser Stelle wieder aufgegriffen wurde [1].

Hier ein Auszug aus dem Text der Ankündigung:

.Das Hohe Lied auf den Wert des Journalismus hat Hochkonjunktur. Unverzichtbar für die Demokratie, Antrieb für die Entwicklung freier Gesellschaften.

Aber was ist uns Journalismus wirklich wert? Wie soll er finanziert werden? Wie muss er aussehen in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung? Welche Werte müssen ihn tragen? Eine Debatte zur Zukunft eines kompetenten und verantwortungsvollen Journalismus.

Es nehmen teil:

Zur Begrüssung:
 Albrecht von Lucke, Vorstand Deutsches Pressemuseum im Ullsteinhaus e.V.

Auf dem Podium
 Flaminia Bussotti, freie Journalistin
 Stefan Niggemeier, Journalist und Blogger
 Dr. Claudia Nothelle, Programmdirektorin des RBB
 Dr. Res Strehle, Chefredakteur des Züricher Tages-Anzeiger

Moderation
 Kay Walter, Freier Fernsehjournalist

Und nachfolgend hierzu der Eintrag einiger Beobachtungen und Anmerkungen.

Beim Eintreffen in den Saal ist zunächst all das nochmals zu hören, was wir nun schon wahrlich wissen:
— Print macht immer weniger Umsatz
— Online kompensiert diese Verluste nicht
— Qualität ist eine der wenigen noch möglichen Antworten
— Aber wie ist Qualität im Netz gegen Geld darstellbar?
— [...]

Allein: Das Thema der Werte kommt nur allzu selten zur Sprache. Allenfalls im Beitrag von Frau Nothelle, in dem sie daran erinnert, wie wichtig die Zuverlässigkeit der Bericht eines Korrespondenten sei. Und dass sie davon auch keinen Abstrich machen wolle. Wir müssen uns im Verlauf dieses Umbruchs als Handelnde neu aufstellen. Und die Herausforderungen in unserer Arbeit mit einbeziehen.

Und wenn Stefan Niggemeier davon spricht, dass die alten Geschäftsmodelle nicht mehr funktionieren und die neuen noch nicht funktionieren. Aber dass er jetzt für die FAZ schreibt, bedeutet schon eine höhere finanzielle Sicherheit, die an sich auch einen Wert darstellt.

Flaminia Bussotti greift das gleiche Bild wieder auf: "Wir schwimmen - und wir sind noch nicht am anderen Ufer angekommen". Umso mehr sei es wichtig, sich Werte vorzustellen, um die aktuellen Ängste und Fragezeichen beantworten zu können. Auch dann, wenn in Italien das Ansehen der Journalisten sehr viel besser sei, als in Deutschland.

Dr. Res Strehle - weder "Idealist" noch "Monarch" - verweist vor allem auf jene, die diesen Beruf gerne ausüben und heute mehrfach gekränkt werden:
— die finanzielle Kränkung
— die absolute Deutungshoheit ist verloren gegangen
— ein Thema muss als Text, aber auch noch auf vielen Kanälen präsent sein.
Und hinzuzufügen wäre:
— sie/er muss sich mit dem Thema, über das sie/er schreibt, wirklich auskennen
— die Computer sind schon selber in der Lage, bestimmte Textmeldungen zu verfassen.

Summa Summarum:
Die Aufgabe des Journalisten, sei es zuförderst, dass man seinen Text gerne lesen möchte. Damit sind alle gerne einverstanden. Aber: Die Frage nach dem Wert des Journalismus ist damit nicht beantwortet worden. Und die Moderation hat nur allzu wenig dazu beigetragen, dass dem so wäre.