Innovationstag bei der Deutschen Telekom

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 16. Januar 2015 um 12 Uhr 27 Minuten

 

Wie viele gute Anlässe und Geschichten, Interviewpartner und Analysen, Projektbeispiele und Podiumsbeiträge hätte es gegeben, wenn es gestattet gewesen wäre, von dem diesjährigen Innovation Day 2010 auf dieser Seite zu berichten.

Aber wie der Link auf das Programm zeigt, ist die öffentlich gemachte Auskunft über das, was sich an diesem Tag in der Berliner Telekom-Repräsentanz abgespielt hat, sehr kurz - und darüber hinaus auch nur in englischer Sprache vorhanden.

For the fourth successive time, Deutsche Telekom is inviting its partners, friends and colleagues to the annual innovation event – Innovation Day 2010.

This exclusive get-together is dedicated to discussing innovation developments in information and communication technologies and to offering an overview of Deutsche Telekom’s open and closed innovation activities.

In the morning, guests enjoy inspiring keynotes, presentations of innovative projects and a top-class panel.

Das war zu Beginn dieser Veranstaltungsreihe im Jahr 2007 noch anders. Damals stand die enge Kooperation mit Start-up-Firmen aus Israel im Vordergrund, auf dem Sich die DTAG "als Innovationsmotor und als Transformator von innovativen Lösungen in kommerziell erfolgreiche Produkte" hervorgehoben sehen wollte. [1]

Auf der englischsprachigen Website ist noch ein Bild von der Eröffnung des ersten Innovationstages durch das Vorstandsmitglied Hamid Akhavan zu sehen und dann nachzulesen:

Since 2007 the Innovation Day inspires partners, colleagues, friends of Deutsche Telekom and international guests. The participants are exclusively invited by Deutsche Telekom. Visionary speakers represent the worlds of science, business, art, philosophy and politics. Innovative potentials are set free by this interdisciplinarity and create an atmosphere of cooperation.

Participants share and experience the integration of innovations in business developments. The event is hosted by Hamid Akhavan, Deutsche Telekom Board member and Chief Operating Officer (COO) and Christopher Schläffer, Chief Product and Innovation Officer.

Im Jahr 2010 sind weder Akhavan noch Schläffer mit dabei. Dafür stellen sich zwei neue Persönlichkeiten zum ersten Mal vor:
 Edward R. Kozel
_ Member of the Board of Management Deutsche Telekom AG,
Technology and Innovation (CTIO)

 Dr. Thomas Kiessling
Designated Chief Product and Innovation Officer
und zusammen mit diesen eine Reihe von excellenten Panel-Speaker, so wie sie auf der DTAG-Internet-Seite gefunden werden können.

In der - wie bereist erwähnt - sehr knappen öffentlichen Programmankündigung [2] gibt es lediglich einen knappen Verweis auf die Möglichkeit der elektronischen Partizipation - via "Social Media" im Rahmen der "Innovation Day Facebook Group". Und während im ganzen Verlauf dieses Tages auf dem Podium nur Englisch gesprochen wurde, lädt der Facebook-Link sogar in deutscher Sprache dazu ein, sich sogleich als Mitglied an dieser Stelle anzumelden [3]

Sie Sie schon angemeldet? Haben Sie Anmelde-Bedingungen wirklich alle gelesen, bevor Sie sich dort registriert haben? Waren Sie bereit einen Vertrag anzuerkennen, der nur nach dem US-amerikanischen Recht im Staat Kalifornien seine Anwendung findet? Und sind Sie bereit, sich von einer privatwirtschaftlich geführten Gesellschaft sogleich mit "Du" anreden zu lassen, wenn es darum geht, sich in deren Netz-Werk zu integrieren?

Für die Presse gibt es auch eine in deutscher Sprache verfasste Erklärung, die sich wie folgt liest:

Über Facebook

Gegründet im Februar 2004, Facebook ist eine soziale Einrichtung, dass Menschen hilf mehr effizient mit deren Freunden, Familie und Arbeitskollegen zu komunizieren. Die Firma entwickelt Technicken die das austauschen von informationen vereinfacht durch sociale Graphen, das digitale zuordnen von Menschens sozialen Kontakte in der echten Welt. Jeder kann sich bei Facebook regestrieren und mit bekannten Freunden in einer abgesicherten Umgebung interagieren. Facebook ist ein Teil von millionen von Menschen dessen Leben rund herum auf der Welt. Facebook ist eine privat gehaltene Firma mit Hauptsitz in Palo Alto, Calif.

Und für den Kinogänger ist das Thema bereits Gegenstand eines Kinofilms, der seit dem 7. Oktober 2010 auch in Deutschland zu sehen ist. Und das ist HEUTE.

Wir werden - gerade in Bezug auf diese Publikation "DaybyDay" nochmals über diese Möglichkeit nachdenken, ob es notwendig sei, auch auf facebook registriert zu sein.

Angesichts der besonderen Auflagen dieses Tages und der Chance, mit den hier genannten Entscheidungsträgern persönlich gesprochen und das "DaybyDay"-Konzept in einer der breakout-sessions persönlich vorgestellt zu haben, wird die wirkliche Herausforderung dieses Tages als solche angenommen: Und nicht nur darüber berichtet sondern auf die Frage geantwortet: "Was sind die fünf Dinge, die ich heute sofort bei der DTAG veranlassen sollte"?

1. Veranlassen lässt sich in diesem Konzern überhaupt nichts. Bewerkstelligen vielleicht schon. Aber auch das nicht allein durch einen noch so hohen Grad an persönliche wie fachliche Kompetenz. Unmittelbar vor dem Podium sassen mehrere Persönlichkeiten, die noch vor Schläffer und Kolb [4] bei der Besetzung dieses Themas die Hand am Ruder gehabt hatten. Und das offene Gespräch, das mit ihnen auch heute wieder geführt werden konnte, unterstreicht dieses Aussage. - Allein das Wort "Officer" in dem Kürzel CIO macht sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen einer solchen Position klar.

2. Die Internationalisierung des Geschäftes ist nicht nur aus der Not-Wendigkeit der Aufgaben eines internationalen Players in einem global funktionierenden Markt abgeleitet. Bitteren Erfahrungen wie das Scheitern der Global-One-Allianz mit France Telecom - und zuvor Sprint - haben dieses schon sehr früh als eine Art Negativ-Blueprint aufgezeigt.
Die Frage, die sich damals stellte und auch heute immer wieder stellt stellt [5] sollte aber nicht die sein, wen daran welche Schuld trifft, sondern was sich daraus als sogenanntes "Learning" ableiten lassen kann.
Dass die CIO’s alle paar Jahre wechseln müssen, ist fast wie ein immanentes Gesetz dieses Betriebes. Aber die Frage ist, wie sie es tun und warum sie es tun, und ob ihre spezifischen Erfahrung noch einen Wert in der Geschichte und bei der Fortführung der Geschicke des Konzern haben.

3. "Scheitern, wieder scheitern, besser scheitern" - diese ebenso weise wie weitreichende Lebensregel eines bekannten, inzwischen verstorbenen Freundes aus der Theaterwelt scheint heute wie ein Motto über dieser Veranstaltung gestanden zu haben. Und macht zugleich deutlich, wie kontraproduktiv eine solche Haltung immer noch aus Sicht des Ingenieurs empfunden werden muss. Für ihn gilt die Grundregel eines jeglichen kommunikationstechnischen Gewerkes, dass dieses im Wirkbetrieb alles darf, ausser scheitern. Mit diesem "Clash of Cultures" fertig zu werden, wird sich für Unternehmen wie die DTAG als eine noch eine noch höhere Herausforderung herausstellen als die Einführung von LTE-Netzen oder der Umbau von IPv4 auf IPv6.

4. Die Welt am Draht. Bei allem Insistieren auf die zunehmende Bedeutung von Endgeräten, die nicht nur portabel sind, sondern auch mobil und mit ausreichender Rechenleistung und Stromversorgung ausgestattet sein werden, ist die Mobilität allein nicht die USP, die Unique Selling Proposition für den zukünftigen Erfolg von Innovationsleistungen. Dass in den urbanen Regionen alles mit allem vernetzt und ständig online im Dialog stehen wird, bedeutet noch lange nicht, dass alles auch mobil sein wird. Auch die Mobilkommunikation wird zum grössten Teil der Strecke auf dem kabelgebundenen Wege ermöglicht. Und die Erfolge wie HSDPA und EDGE bauen auf den erfolgreichen Leistungen des "klassischen" IT-Engineerings auf.

5. User Generated Content: Was viele in der IT-Welt bis heute nicht verstanden haben ist der Umstand, dass ein Unternehmen wie die DTAG seit jeher vor allem davon profitiert und damit ihr Geschäft gemacht haben, was die Nutzer an Inhalten für andere Nutzer generiert und produziert haben. Zunächst und immer wieder einmalig - wie ein Telefongespräch - und später auch als "Wiederholungstäter", etwa durch das Präsentieren einer Website.
Und während sich diese ebenso banale wie wirkmächtige Erkenntnis endlich in den Köpfen der Verantwortlichen durchzusetzen beginnt, findet parallel vom Paradigmenwechsel von der analogen in die digitale Welt ein zweiter, ebenso bedeutender Prozess statt: der der Mensch-zur-Maschine- und alsbald der der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation statt.
Die wahre Herausforderung wird nicht darin liegen, auch diesen Wechsel so klug und effizient begleitet zu haben, dass er mit all seinen Veränderungen eine nachhaltige Verbesserung der Nutzererfahrung zur Folge hat, ohne dass der Nutzer dabei selber noch als "handelnde Person" aufzutreten haben wird.
Die wahre Herausforderung wird darin liegen, erkennen zu können, welche "Relikte" aus der analogen Welt für die Zeit nach der Digitalisierung keine Rolle mehr spielen werden und welche von diesen eine "Wiederauferstehung" in einem völlig neuen Format zur Folge haben werden.
Nein, es wird nicht über den Verlauf dieser Veranstaltung und der auf dieser Diskussion dargestellten Themen geredet werden. Aber es war faszinierend zu erleben, wie im Verlauf des Gesprächs das Thema immer weiter weg von der Technik ging und immer stärker die Frage nach der eigenen Persönlichkeit im digitalen Raum gestellt wurde.

Anmerkungen

[1Ein Ansatz, der ja auch bei der Arbeit an dieser Seite im Jahr 2009 eine wichtige Rolle gespielt hat, wie die vielen Reiseberichte aus diesem Land gezeigt haben.

[210.00 a.m. Morning session:

Keynote by Edward R. Kozel,
Member of the Board of Management Deutsche Telekom AG,
Technology and Innovation (CTIO)

Presentation of innovative projects

Brief address & panel discussion

12.00 Innovation exhibition:

Hands-on experience of latest and upcoming technologies
and applications of Deutsche Telekom

simultaneously:
 Lunch
 Breakout sessions

4.00 p.m. End of the event

[3Kommuniziere mit deinen Kunden und Fans, indem du eine offizielle Facebook-Seite erstellst und verwaltest.
Please note that you will not be able to edit the name of a Page after it has been created.

Eine Seite erstellen für:
— Lokales Geschäft:
— Marke, Produkt oder Organisation:
— Künstler, Band oder öffentliche Person.

Danach gilt es anzuerkennen, dass man der "der offizielle Vertreter dieser Person, dieses Unternehmens, dieser Band oder dieses Produkts" sei und die Erlaubnis habe, diese Seite zu erstellen.

Danach folgt die Aufforderung: "Lies dir die Facebook-Bedingungen durch".

[5Siehe dazu den Artikel: Der DJV in Essen (II): Denk-An-Sätze.


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