Ping the Pirate (II)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 23 Uhr 26 Minuten

 

I.

Aus gegebenem Anlass hier eine aktualisierte Sammlung von Beiträgen und Meinungsäusserungen zum Thema Internetpiraterie:

Auf DaybyDay ISSN 1860-2967 war bereits dazu einiges zu erfahren auf den folgenden Seiten:

 Der Pirat: Freibeuter & Freesurfer

 Ping the Pirate (I)

Noch im gleichen Monat gab es auch eine erste Ausarbeitung von Regierungsseite über
 " Das Für und Wider der urheberrechtlichen Diskussion im Zusammenhang mit dem ’Heidelberger Appell’ " [1] [2]

Beim Zugriff auf die Quellen öffentlich-rechtlicher Sender war es bislang möglich, auf die audivisuellen Files auch als Download zugreifen zu können. Dieses wird jetzt - selbst auf tagesschau.de - so nicht mehr im vollem Umfang angeboten.

II.

Damit wird erneut die Frage virulent, wie man einen Diskussionsprozess einer bestimmten Epoche - oder sagen wir bescheidener, eines bestimmten Zeitabschnitts - dokumentiert werden kann, wenn es einem nun auch von diesen Sendern nicht mehr ermöglicht wird, auf ihr Material in diesem Sinne als Zitat zugreifen zu können.

Auf der einen Seite wird nun alles multimedial und digital - und auf der anderen Seite steht einem all dieses Material nur noch für einen mehr oder minder langen aktuellen Moment zu Verfügung.

Das ist - und bleibt - ein Ärgernis. Und dieser Missstand ist weder mit der Diskussion um ein 3 Stufen Modell noch um das illegalen Herunterladen von audiovisuellen Medien zu begründen. Es geht darum, dass der "moderne Mensch" als Zeit-Zeuge die in den Medien dargestellen Ereignisse nicht mehr für sich so zusammentragen, kommentieren und auswerten kann, dass er sich als Souverän und politisch mündiger Bürger seinerseits in die Diskussion unter Bezugnahme auf diese Quellen einmischen kann.

Er kann - so wie es auch hier geschehen wird - Links setzen. Aber er hat nur noch eine eingeschränkte Verfügungsgewalt mehr darüber, wann und inwieweit und wie lange ihm diese Quellen als Material für seinen eigenen (medialen) Diskurs zur Verfügung stehen werden.

Dieser Aspekt wird bei den ganzen Diskussionen darüber, was die Öffentlich-Rechtlichen "im Netz" noch dürfen oder nicht ebenso vernachlässigt wie bei der Diskussion um die sogenannte Internet-Piraterie.

Aus einer gekauften Zeitung kann ein Beitrag ausgeschnitten, aufbewahrt und auch in einem öffentlichen Diskurs wieder zitiert werden: Dieses Recht sollten diejenigen, die ihre GEZ-Gebühren bezahlen, auch für die audiovisuellen Medien in Anspruch nehmen können.

Und das erst Recht, seitdem auch für die Nutzung dieser Medien auf dem Rechner noch eine zusätzliche Gebühr zur Zahlung anfällt. Mit diesem Anspruch geht es weder um Bereicherung noch um die Schädigung der urheberrechtlichen Interessen der Kolleginnen und Kollegen in den "Sendeanstalten", sondern es geht um ein "Fair-Share"-Prinzip bei der politischen Willensbildung.

III.

"Die 20 Uhr Ausgabe der Tagesschau, die Tagesthemen, das Nachtmagazin, den Wochenspiegel und den Bericht aus Berlin können Sie als komplette Audio- oder Video-Datei herunterladen. [...] Diese so genannte Podcasts werden - im Gegensatz zum Livestream- und on demand-Angebot - nicht gestreamt. Einen allgemeinen Überblick über unser Podcast-Angebot finden Sie auf der folgenden Seite: http://www.tagesschau.de/podcast/." [3]

Angesichts dieser unguten Entwicklungen wird also nicht mehr im Nachherein auf die Quellen zugegriffen werden können, da die Beiträge der Tagesschau nur noch während sieben Tagen zum Download zur Verfügng stehen. Also bleibt es - wenn ein kurzfrsitiger Zugriff nicht möglich ist - dann doch wieder beim Verlinken, wohlwissend, dass diese Bezüge und Belege irgendwann wieder "tot" sein können.

Auf das Dilemma vom "Wissen ohne Bewusstsein" folgt das Dilemma von der "Wahrnehmung ohne Wahrheitsnachweis". Wenn wir so weitermachen, wird in Zukunft nicht mehr das 3 Stufen-Modell oder die Piraterie das Thema sein, sondern ein noch sehr viel weitergehender Realitätsverlust, aus dessem Schoss - zunächst vielleicht nur virtuellen - Gestalten kriechen werden, die sich schon gegen Ende der Weimarer Republik auf (fast) ganz legalem Wege die Macht haben aneigenen können - und das mit dem Einverständnis vieler unsere Eltern und Grosseltern.

IV.

Zu früh gebrüllt, Löwe? Dass die Links auf die Downloadfähigkeit der Tagesschau.de-Beiträge unterhalb derselben nach mehr als sieben Tagen verschwunden sind, bedeutet in der Tat, dass diejenigen, die sich nicht weiter in dieser multimedialen Netzwelt auskennen, die Gelackmeierten sind.

Diejenigen dagegen, die sich in dieser Netzwelt zurechtfinden,ja in vielen Fällen nur noch diese als ihre Welt vorfinden, werden jetzt nicht aufgegeben haben. Und sie werden Erfolg haben, und auf der Leiste "Wahl im Web" landen. Dort findet sich nämlich der folgende Beitrag...

"Netzrauschen" mit Florian Bischof von der Piratenpartei
Download für alle - im Sinne der Kunst? [4]

... samt Podcast-Link auf einen MP4-File ...
http://www.tagesschau.de/export/video-podcast/netzrauschen/ [5]

... samt Hinweis auf das Datum der Veröffentlichung:
Freitag, 21. August 2009 13:58 Uhr

... samt Verweis auf die Creative-Commons-Lizenz. [6]

V.

Auch beim BR ist man grosszügig mit dem gesendeten Material und bietet ganze Magazinstrecken als Download für die Podcast-Nutzung an.

In diesem Zusammenhang sei insbesondere auf die Medienmagazin-Sendestrecke vom 7. August 2009 [7] hingewiesen, in der es u.a. in einem Bericht von Günter Herkel um die Forderungen der Piraten-Patei geht

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

und um eine Interview mit der Medienwissenschaftlerin Gisela Schmalz, die neben ihrer Tätigkeit an der Fachhochschule in Köln in Berlin mit den Strategien internationaler Medien- und Online-Konzerne www.mediadb.eu beschäftigt; hier im Inverview mit Daniel Ronel

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aus Anlass des Erscheinens ihres 2009 bei Eichborn verlegten Buches zur "NO-ECONOMY. Wie der Gratiswahn das Internet zerstört", dessen Thesen sie auf ihrer Website dem Profil einer YES-Economy gegenüberstellt.

VI.

Und Vera Linz hat in der Sendung Breitband - in der keiner der drei Beiträge dieses Tages ohne das Thema Verwertungsrechte auskam - vom Deutschlandradio Kultur am Sonnabend, den 22. August 2009 in ihrem Beitrag über 60 Jahre dpa aus Anlass ihrer 60-Jahr-Feier eine Stellungnahme eingeholt, die in die gleiche Richtung geht: gewerbsmässige Hehlerei mit dpa-Material wird und soll natürlich unter Strafe gestellt und verfolgt werden, nicht aber der- oder diejenige, der/die sich mit den von ihnen veröffentlichten Themen zum Zwecke der politischen Willensbildung beschäftigt. Hierzu spielt Frau Linz u.a. ein bezeichnendes Statement von einem der beiden dpa-Geschäftsführer, von Malte von Trotha, ein:

Malte von Trotha im Gespräch mit Vera Linz
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VII.

Wie bereits beschrieben: alle Beiträge dieser Sendung haben - wenn auch nicht nur - so doch eben auch mit diesem Thema zu tun, wie hier gerade zu hören war.

Expressis verbis wird dieses Thema in den folgenden Beiträgen angesprochen:

 Internetsperren - Politik von vorgestern

 Copy an Use! Kopie von Pirate Bay aufgetaucht

 Musiker proben den Aufstand: Wie sieht eine Alternative zur GEMA aus?

VIII.

Ein besonders "passendes" Bild zum Thema "GEMA" wird mit der Abbildung eines Graffitis angezeigt, dass der unter dem Namen cucchiaio angeigte Fotograf am 2. Dezember 2007 in sein Flickr-Account unter dem Link: http://www.flickr.com/photos/cucchiaio/2081549615/ eingestellt hat

Gema
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Hinter diesem und vielen weiteren Fotos steckt der Urheber, Julian R. Kücklich, der bereits im Sommer des Jahres 2002 am Institut für Deutsche Philologie der LMU eine Magisterarbeit vorgelegt hat, unter dem Titel: Computerspielphilologie – Prolegomena zu einer
literaturwissenschaftlich begründeten Theorie
narrativer Spiele in den elektronischen Medien
.

Vielleicht aus heutiger Sicht ein schon "angestaubter" Text und doch ein lesenswertes Dokument, da daraus ersichtlich wird, wie sich das "Neue" aus dem Schosse des "Alten" entwickeln und dann in seinen eigenen Bahnen entfalten kann.

"Ich bin nämlich der Meinung, dass die Literaturwissenschaft einen privilegierten Zugang zu dem
hier behandelten Gegenstand hat. Dies liegt daran begründet, dass die Literaturtheorie prozedurale
Modelle entwickelt hat, die in besonderer Weise dazu gegeignet sind, die Dynamik und
Interaktivität der Computerspiele zu beschreiben
."

Als aktueller Beitrag aus der Hand des gleichen Autors sei an dieser Stelle auf den Beitrag "Kreative aller Laender, vereinigt euch!" verwiesen.

Mit diesem Cross-Cultural-Awarenss-Management hat er es verstanden, aus gutem Grunde - und aufgrund eines guten Bildes - auf sich aufmerksam zu machen, und sich bei dem interessierten Betrachter und Leser ins Bild und darüber auch "in Szene" zu setzen.

Interview mit Florian Bischof, Piraten-Partei
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Anmerkungen

[1Nachzulesen samt den Namen aller Unterzeichner auf
http://www.textkritik.de/urheberrecht/index.htm.

[2Hier als PDF-Datei einzusehen:

Heidelberger Appell
Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

[3So nachzulesen auf der Seite Inhalt
So nutzen Sie die Medien auf tagesschau.de
.
Dort ebenfalls zu finden ist der folgende Hinweise unter der Überschrift: Rechtliche Hinweise zur Nutzung
"Die Podcasts werden ausschließlich zur privaten Nutzung bereitgestellt. Eine kommerzielle Nutzung oder Weiterverbreitung ist nicht gestattet. Bei der Verwendung muss durch die Angabe der Quelle (des Urhebers) klar erkennbar sein, dass die Inhalte von ARD-aktuell bzw. tagesschau.de zur Verfügung gestellt werden. tagesschau.de behält sich das Recht vor, anderen Websites ohne Angabe von Gründen die Darstellung der Podcasts zu untersagen."

[4"Ihr Logo ist die Piratenflagge, ihr Ziel die Fünf-Prozent-Hürde und ihr Thema ist das Internet - oder genauer - der Protest gegen Schranken im Netz - ob Internetsperren, das Copyright oder Online-Überwachung: die Piratenpartei. Ob es ihr wirklich gelingt, das Parlament zu entern, ist fraglich - in aller Munde sind die Piraten spätestens seit ihrem Erfolg bei der Europawahl trotzdem. Auch, weil sie dank Ex-SPDler Jörg Tauss bereits jetzt im Bundestag sitzen. Diesmal in "Netzrauschen": Florian Bischof, Berliner Spitzenkandidat der Piratenpartei."

[5Einzusehen als

Interview mit Florian Bischof, Piraten-Partei
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[6Daher hier einzusehen als Flash-Video

Interview mit Florian Bischof
In: "Netzrauschen", Wahl im Web, vom 21. August 2009
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[7Nachzuhören unter: "http://www.br-online.de/imperia/md/audio/podcast/import/
2009_08/2009_08_07_15_54_24_podcastb5so0908medienmagazin_a.mp3]".


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