CeBIT_09: Vierter Tag

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 22 Uhr 34 Minuten

 

Netzeitung über die Netzgemeinde

Es klingt an diesem Tag gerade so, als ob sich die ganze Online - Community gegen die CeBIT verschworen habe. Oder darf man von der heute in der Netzeitung am 06. März 2009 vorgestellten Netzauslese von Malte Welding - einmal mehr - nicht auf "das Ganze" schliessen? Dort ist in der "Weblog-Kolumne" u.a. zu lesen:

Aber die diesjährige Cebit soll ja anders sein, im Fokus steht die «Webciety». Im vom Berliner Web-Vordenker Sascha Lobo miterfundenen Kunstwort klingt an, dass das Netz alle Lebensbereiche erfasst und verändert. Das Netz der Dinge , das mobile Netz, alles interessante, zukunftsweisende Themen, die deutlich vielversprechender sind als der neueste, noch flacherere Laptop.

Aber dann gibt es viele Einsprüche und Widerrede:

- Da wird von "Claudia Sommer" ein Redner" mit dem Satz «Wer nicht online vernetzt ist, kann nicht mehr kommunizieren.» und alsdann bemängelt, dass das mobile Internet nicht funktionieren würde

- Da wird die Kommunikation all jener, die nicht in der Lage sind zu "twittern, facebooken, xingen oder bloggen" mit der Aussage tituliert, dass man diese "bestenfalls noch als Grunzen bezeichnet werden kann"

Und es wird über die CeBIT als einer virtuellen Messe diskutiert und gesagt:

«Die Wirtschaftlichkeit und das Einsparungspotential durch den Einsatz Virtueller Welten ist ohne Frage:
1. Keine hohen Kosten für die Erstellung eines Messestandes
2. Keine hohen Ausstellungskosten
3. Internationale Reichweite, 24h-Besuch möglich!
4. Geringere Personalkosten für die Standbetreuung
5. Einsparung von Reisekosten auf beiden Seiten: Besucher und Aussteller
6. Besuch eines Messestandes zu beliebigen, frei vereinbarten Zeiten möglich (mehr Flexibilität).»

Die These - "Menschen wollen sich schließlich nicht beschnuppern, wir sind ja keine Tiere" - steht diametral im Gegensatz all jener die sagen, dass gerade in Zeiten der Netz-Kommunikation das Bedürfnis nach einem sich darauf aufbauenden persönlichen Kontakt noch verstärkt vorhanden sei.

Besonderes Lob erntet in diesem Zusammenhang "Handelsblatt-Blogger Thomas Knüwer": "Auf einen ist immer Verlass, wenn einem mal der Sinn nach Seriösem steht".

Zeitung oder Online?

Im Gegensatz zu den "reinen Onlinern" beschäftigt sich Thomas auch mit der Frage, was wie für den Print- und was und wie für den Online-Bericht geschrieben und redigiert werden kann:

"Auf der Cebit habe ich mich persönlich für folgende Variante entschieden: Ganz klar, am Morgen gibt es zur Planung eine Anmeldung mit Themen und Länge. Sobald ich nach einem Termin Luft habe, schreibe ich eine Version für online, die so lang ist, wie ich es aus meiner Beurteilung für richtig halte. Diese geht sofort an die Netz-Redaktion und die Print-Redaktion. Wenn letztere dann noch Anpassungen fordert, kann ich noch zuschreiben oder selbst kürzen. Theoretisch ist das Runterschneiden des Artikels aber eigentlich nicht von der Messe aus nötig, dies kann auch der Produktionstisch machen, der den Text ohnehin gegenliest.

Das klingt für Nicht-Journalisten banal. Aber die grundlegende Frage, wie schreibende Journalisten im handfesten operativen Geschäft die Prioritäten setzen, ist aus meiner Sicht ein Thema, das bisher kaum diskutiert wurde. "

Die mit der Bitte um Stellungnahme animierten Kollegen reagieren auf dieses Szenario u.a. wie folgt:

Patrick | 05.03.2009 - 18:35 | bestätigt, dass er "im Grunde genau so" arbeite, auch wenn "seine" Printausgabe monatlich erscheine:
Ich schreibe/plane weitgehend "für online" und bediene mich für’s Heft aus dem daraus entstehenden Fundus. Selbstredend mit entsprechenden Anpassungen, was Bebilderung, Infokästen, Länge etc. angeht.
Gerade wenn man zweigleisig fährt, halte ich das für den besten Workflow. Zwei parallele Produktionsmethoden zu fahren, halte ich als effizienter Faulpelz für zu aufwändig. :)

Für Detlef Borchers |05.03.2009 - 21:22 | wäre ein solches Szenario ein Sonderfall:
In der Regel schreibe ich bei Print-Aufträgen von der CeBIT (etwa erklärbärig in der NZZ) für ein komplett anderes Publikum als Online (etwa Heise Online mit vielen Links). Aber wenn es doch vorkommen sollte, habe ich ein System gebastelt, bei dem ich am Anfang die Zeilenzahl eingebe, die Print verlangt. Läuft der Artikel über diese Zahl hinaus, öffnet sich ein zweites Editor-Fenster mit demselben Text und ich schreibe weiter. Hinterher schaue ich, ob gut gelungene Passagen in die Kurz-Variante kopiert werden müssen. Aber: für Online schreiben, bedeutet mitnichten, dass man ellenlange Riemen abliefern kann. Diesem Eindruck möchte ich widersprechen.

Als Dritte aus dieser Beitrags- und Diskussionrunde soll hier Ulrike Langer | 06.03.2009 - 14:59 | zu Wort kommen, da sie einen weiteren interessanten Aspekt einführt:
Für freie Journalisten stellen die Abwägungen Print oder Online bzw. Redaktion zufrieden stellen oder Gesprächstermine einhalten nur zwei von drei Entscheidungszwängen dar. Hinzu kommt die Frage, ob ich einen aus eigener Tasche finanzierten Kongressbesuch möglichst schnell refinanziere, indem ich möglichst viele Texte für Tageszeitungen aktuell absetze (das habe ich früher gemacht, war eher unbefriedigend) oder ob ich lieber für mich persönlich einen größeren Gewinn aus solch einer Veranstaltung ziehe. D.h. Panels besuche, für deren Thema sich kein Redakteur erwärmen kann. Die Chance nutze, Kontakte zu knüpfen und Denkanstösse von Branchenexperten zu bekommen, anstatt im isolierten Pressezentrum in die Tasten zu hauen. Kostet kurzfristig eine Stange Geld an verpassten Honoraren, bringt aber langfristig viel mehr für die Horizonterweiterung. Für meinen Blog kann ich selbst entscheiden, welche Konferenz-Pausen sich zum Schreiben eignen. Und bezahlte Print-Texte gibt’s dann für Monatsmagazine.

Die vollständige Diskussion ist unter der URL: http://blog.handelsblatt.de/indiskretion/trackback.php?id=2066 nachzulesen.

Reportage: trimedial

Wenn man sich dann die von Thomas mit der Video-Kamera gefilmten Interviews anschaut - etwa über das neue Streaming-Angebot der T-Systems MultiMedia-Crew aus Dresden - dann kann einem erfahrenen Broadcaster - trotz des interessanten Inhaltes - schon das kalte Grausen anschleichen.

Andererseits gilt es festzuhalten, dass der hier bereits zitierte Handeslblatt-Reporter schreibt, dass er sich zunächst nicht habe vorstellen können, in diesem Jahre nochmals auf die CeBIT zu fahren, und das er es nun doch getan habe: "Vor allem wegen Webciety, dem vielleicht letzten Versuch, die Cebit doch noch mit der Internet-Industrie zu vereinen."

"Die Cebit lebt also, trotz aller Unkenrufe. Der erste Tag, allerdings, war erschreckend. Es war so leer, als seien weite Teile der IT-Industrie von einer Wasserstoffbombe oder biologischen Kampfstoffen hinweggerafft worden: Die Stände standen, die Menschen schwanden. [...]

Fast ständig belebt ist der Webciety-Bereich. Ein neues Konzept mit kleineren, enger stehenden Ständen, alles in Schwarz gehalten, dazu eine Bühne mit - wie sich dann herausstellte - viel zu wenigen Plätzen. Denn im Webciety-Bereich war es meist satt voll.

Die Netz-Branche ließ sich, zumindest was den deutschen Part betraf, wieder sehen in Hannover. Das Standkonzept sorgt für Wuseligkeit, die manchmal nervig war, aber für eine Menge Schwung sorgte.

Web und IT, das sind immer noch zwei Welten. Und die Webciety war das schwarze Loch, zu dem die Branchenmitglieder immer wieder hin- und weggravitierten. "

Web-IT-TV

Während einerseits die Deutsche Messe AG die im letzten Jahr angeheuerten TV-Macher anscheinend wieder aus ihren Verpflichtungen entlassen hat, spriessen nun an vielen anderen Ecken und Enden neue Angebote aus dem Boden.

In dem oben beschriebenen Interview wird ja gezeigt, wie eine solche Lösung schon auf dem mobilen Rechner und einer UMTS- oder LAN-Anbindung realisert werden kann.

Und die Praxis stellt diese Ergebnisse unter Beweis, zum Beispiel mit

 zaplive.tv

Wer hier zusehen will, muss sich allerdings zuvor mit einem "Login" anmelden.

Ohne diese Prozedur gibt es einen weiteren Zugang über de Link:

 http://www.re-publica.de/09/2009/03...

Das Ergebnis ist ein super-jazziger-Sound, der aber auch noch nach mehr als 20 Minuten Wartezeit [sic!] keinen einzigen Beitrag von der Bühne zu erkennen geben lässt.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Daher hier ersatzweise ein Bild von den Dreharbeiten vor Ort. [1]

Anmerkungen

[1And a video-stream will follow...


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