Anlässlich des Todes unseres Freundes Edouard Bannwart
[1] haben wir uns heute in Berlin versammelt.

Seinem Gedenken angemessen, kamen drei seiner Weggefährten zu Wort, die aus jeweils ihrer eigenen Erfahrung über den Freund - und damit immer auch über sich selber [2] - Auskunft gaben.
Das Gedenken an den Anderen ist immer auch eine Verortung der eigenen Person in diesem Moment des An-Denkens. Und es ist mehr als nur "legitim", dieses im Kreis der Trauergäste, Verwandten und Freunde auch deutlich werden zu lassen: Wenn sich jemand, wie jeder dieser drei Personen, entschliesst, über die Lebens-Geschichte als einem Stück einer gemeinsamen Erfahrung zu sprechen, dann ist der Ich-Bezug notwendig, um authentisch wie kritisch auf das nicht verlöschen wollende "Du" noch einmal aufmerksam zu machen. Frei von jeglicher Allüre und Attitüde so über einen Menschen reden, ihn selbst als Verstorbenen im Kreise von Vertrauten direkt ansprechen zu können, das stärkt auch das Vertrauen zu einem selber.

War man, so die Frage an einen jeden von uns, war man in der Lage und Willens, selber einen anderen Weg gehen zu können als der Verstorbene, "der immer zu früh schon da war und dann fehlte, als es darum ging, mit seiner Vor-Sicht erfolgreich zu sein".
Edouard war umsichtig, rücksichtsvoll und hilfsbereit und doch nicht immer bereit, Hilfe als solche anzunehmen, wo er ihrer selber bedurft hätte. Das machte ihn in einem besonderen Sinne stark - und gelegentlich auch starr. Sein "Tunnelblick" erlaubt es ihm viel weiter zu sehen als andere, denen die Zukunft durch allzu viele Berge verstellt zu sein schien - aber er macht ihn gelegentlich - und von ihm vielleicht auch so gewollt - unnahbar. Er wäre in der Lage gewesen, Berge zu versetzen, wenn er es nicht zugelassen hätte, dass man ihn versetzt.

Edouard war nicht wirklich ein Vor-Bild, sondern ein Für-Bild. Er stand schon dann für "etwas" ein, als andere Menschen zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts auf dem Schirm hatten. Er hat sich immer wieder daran versucht, aus diesem "etwas" auch "was" zu machen. Nicht, dass er damit nicht viele Menschen in seiner Umgebung hätte überzeugen können - das zu erreichen war schon eine wahrhaft grosse Gabe und Begabung - aber die Anbindung seiner Visionen an die Gesten und Gesetze der Ökonmie war nicht wirklich seine Baustelle.

Dass andere umgesetzt haben, was ihm schon lange vor Augen gestanden hatte, war weniger das Problem, als sein Unverständnis jenen gegenüber, die nicht haben sehen wollen (und können) was er zu sehen mit den ihm eigenen Mitteln zu beschreiben und gestalten versuchte.
Nein, dieses hier ist keine Nachruf
[3] , sondern ein öffentliches Nachdenken darüber, wie not-wendig es ist, aus der Not, zu weitsichtig zu sein, ein Tugend zu machen, die sich auch mit den Gesetzen des Marktes in Einklang bringen lässt.
WS.