Brief an den Bahnhofsmanager Leipzig

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 16 Uhr 46 Minuten

 

Sehr geehrter Herr Kammler,

lassen Sie mich Ihnen als Bahnhofsmanager der Stadt Leipzig zunächst die Probleme schildern, die Sie wahrscheinlich nicht in der eigener Verantwortung zu tragen haben, die aber ein wenig den Hintergrund des Schreibens ausleuchten, das heute am „Service-Point“ für Sie abgegeben wurde.

Hintergrund ist die Arbeit als Berichterstatter über die Games Convention, die jeweils am letzten nicht-öffentlichen Messe-Vortrag einen eigenen Tag für Presse und Fachpublikum eingerichtet hat.

Hierzu angereist, wird man bereits in der Bahnhofshalle mit einem großen Transparent begrüßt, das auf eine der Attraktionen der Messe aufmerksam machen soll.
Der Link zur Website dieses Spiels lautet: www.war-europe.de. Nun ist es wahrlich jedem kommerziellen Veranstalter unbenommen, sich jeden beliebigen Titel für sein Spiel und Link für seine Website auszudenken und es soll ihm auch völlig frei stehen, diesen gegen Entgelt auch in den Hallen „Ihres“ Bahnhofs auszuhängen. [1]
Und dennoch: Angesichts der besonderen Geschichte dieses Ortes hat ein solcher Titel gerade an diesem Ort einen alles andere als attraktiven Beigeschmack.

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

Mit diesem Eindruck auf dem Weg zur DB-Lounge. Wo mir der Zutritt verweigert wurde. Trotz eines Tickets für die erste Klasse. Und das – wie sich herausstellt – „zu Recht“: Als Inhaber eines Euro-Domino-Tickets der ersten Klasse war der Zugang bislang jederzeit gestattet. Da jetzt aber dieses Produkt durch ein Inter-Rail-Ticket ersetzt wurde stellt sich heraus, dass man mit diesem keinen Zugang zur Lounge mehr erhält. [2]

Soweit zunächst zur Einleitung nur die Dinge, die Sie nicht zu vertreten haben, aber die vielleicht deutlich machen, dass die Stimmung schon alles andere als gut war, bevor es zu den nun geschilderten Fällen kommt.

Zum Auftakt sei das folgende Problem geschildert: Das Aufsuchen der Toilette in der Wartehalle vor der Lounge ist kostenpflichtig. Aber es gibt keine Gelegenheit, sich dafür das passende Geld einwechseln zu können. Auch nicht an dem in der Wartehalle für die Gäste eingerichteten „EURO TRESEN“. [3]

Am Abend dieses Tages verschlägt es mich erneut in „Ihren“ Preussischen Wartesaal. Positiv ist zunächst anzumerken, dass es dort eine Möglichkeit gibt, eine Steckdose zu finden um daran der Rechner anzuschließen. Der Grund dafür ist ein verpasster ICE.

Und das kam so: Auf dem Rückweg von der Messe zum Bahnhof Messe werden dem Reisenden vier Bahnsteige angezeigt. Der Bahnsteig eins, so ist zu lesen, sei derjenige, an dem die Züge in Richtung Leipzig halten. Das der Fahrstuhl zu den Gleisen eins und zwei nicht funktioniert, muss das gesamte Equipment die Stufen auf die Empore geschleppt werden. Und dann passiert das unerwartete: der vom Flughafen in Richtung Hauptbahnhof einfahrende Zug hält nicht am Gleis ein, sondern am Gleis drei: und ist damit – zumal mit dem schweren Gepäck – nicht mehr erreichbar.

Und so kommt es, dass der Platz für das Verfassen dieses Textes nicht der avisierte ICE, sondern das die Wartehalle ist. Hier gibt es zumindest Gelegenheit Ihnen die folgenden von Ihrer Verwaltung unter dem Titel „So wär’s besser im Bahnhof“ zu schreiben:

„Sehr geehrter Bahnhofsmanager Kammler des Bahnhofs Leipzig-Messe […]
Als Messegast habe ich laut Beschilderung den Bahnsteig 1 „Richtung Leipzig“ genutzt. Nur, dass der Zug in diese Richtung ab Gleich 3 abfuhr […] Warum muss man uns als Gäste der Stadt so in die IRRE führen […].“

PS.: Sollte es zu einer persönlichen Reaktion an die Ihnen auf der Karte mitgeteilten E-Mail-Adresse kommen oder eine andere Stelle eine Stellungnahme abgeben, wird sie selbstredend ebenfalls an dieser Stelle veröffentlicht.

Nachtrag vom 24. August 2007:

Machen Sie sich keinen Kopf darüber, dass es hier nur ein Problem geht, das nur in Leizpzig auftreten kann. Anbei ein Hinweis, wie nicht mehr gültige gedruckte Informationen auf intelligente Weise aktualisiert werden könnten:
Wie wäre es mit einem intelligenten Betriebsmanagement?! Wenn wie jetzt in Berlin vom Hauptbahnhof in der Nacht die S-Bahnen wegen Bauarbeiten nur noch mit grosser Verzögerung oder überhaupt nicht mehr fahren, warum kann das nicht rechtzeitig in den nach Berlin-Hauptbahnhof einfahrenden Zügen angesagt werden. Dann hätte man zum Beispiel die Möglichkeit, sein Ziel auch über einen anderen Halt zu erreichen: etwas durch ein Umsteigen am Bahnhof Spandau.

Nachtrag vom 21. September 2007:
Bis zum heutigen Tage wurde auf dieses hier in Leipzig deponierte "So wär’s besser im Bahnhof"-Schreiben nicht reagiert, ebensowenig wie auf das einige Tage danach nochmals in Berlin-Zoo am 1. Klasse Schalter übergebene Schreiben - so dass jetzt nochmals eine Anfrage an die Pressestelle des Konzern in Berlin abgeschickt wurde [4].

Follow-up vom 24. September 2007:
Eingang eines Schreibens von der DB Fernverkehr AG, Leiterin Kundendialog, Bamberg, mit Datum vom 20.09.2007:
[...] Zurzeit erreichen uns außerordentlich viele Zuschriften. Unsere Antwort wird sich daher um voraussichtlich acht Wochen verzögern. Bitte haben Sie Geduld - vielen Dank für Ihr Verständnis."

Anmerkungen

[1Und nach allem, was im Vorfeld der DB-Halbjahres-Pressekonferenz vom 23. August 2007 zu erfahen war, erwartet Ihr Haus für dieses Jahr einen Umsatzwachstumssprung von etwa fünf Prozent.

[2Und wie sich herausstellt, ist auch ein Zutritt mit der gerade aus eben diesem Grunde erworbenen Bahn-Card-First nicht möglich.
Dieses ist ärgerlich, denn auch die Lounge ist ein wichtiger Arbeitsplatz, um an den Texten und Bildern arbeiten zu können - neben dem Zug selber
Siehe als PDF: Urlaub in Digitalien
Siehe als Link: article 301
zumal inzwischen auch in den grossen Tunnelstrecken, etwa von Nürnberg bis Göttingen, überall Repeater installiert worden sind und damit eine unterbrechungsfreie Funkversorgung aufgebaut werden kann - was wirklich eine gute technische Leistung darstellt.

[3Wenn man, wie am Abend des gleichen Tages lange genug an diesem Ort vereilt, versteht man wie das Ganze „konzipiert“ ist. Auf einer Anzeigetafel für Getränke und Speisen wird das Publikum sogar darauf aufmerksam gemacht, dass man keine Wechselgeld vorhalten würde, dass man aber, falls man etwas an diesem Ort trinken oder verzehren würde, einen Chip erhält, mit dem man dann Zugang zum Toilettenbereich erhalten könne.

[4Wo man sicherlich mit den aktuellen Berichten aus der Streikzentrale und von den Langsamfahrstrecken aus der Kontraste-Sendung vom 20. September 2007 ganz andere Probleme aufzuarbeiten hat...


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