"Farbtest. Rote Fahne 1968-2024"

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 20. Juni 2025 um 20h52minzum Post-Scriptum

 

  • Dieser Text ist die Wiedergabe und Erweiterung des Eintrags vom 1. Mai 2024: "Farbtest. Rote Fahne" aus Anlass der Vorführung im BABYLON-Kino ab 16 Uhr.

Berlin 1968. Michael Ballhaus gibt einen aus: Einen Farbfilm pro Studentin und Student. Zur freien Verfügung; für die hier gezeigte Produktion werden es letztendlich sogar zwei. Es ist die einzige aus diesem Jahrgang, die bis heute noch erhalten ist. Und online als Videostream im DFFB-Archiv eingesehen werden kann.

Hier die letzten zwei Minuten mit der Ankunft am - und im - Rathaus Schöneberg ...

... als Teaser für eine Filmvorführung zum Ersten Mai 2024 ab 15 Uhr im Bundesplatz Kino Berlin:

Der wahre Film zum 1. Mai!
Farbtest - Rote Fahne
Der neue Film von Gerd Conradt
 
Am Mittwoch, 1. Mai, Feiertag, um 15.00 Uhr
 
Zu Gast: Gerd Conradt, Filmemacher
 
Unkostenbeitrag: 10.- Euro
 
1968 – 2024
Ein FILM und seine GESCHICHTE
 
von Gerd Conradt, 85´
 
Was 1968 begann, hat sich in vielen Städten der Welt bis heute fortgesetzt. Zu einer Stafette geordnet tragen Menschen eine rote Fahne in das Rathaus ihrer Stadt.
 
Der Film FARBTEST ROTE FAHNE, 1968 von Gerd Conradt, 12´, stumm, wurde zu einem Klassiker der Filmgeschichte. Von diesem Lauf sind Remakes entstanden: Stockholm, Venedig, Sulmona, Hongkong, Peking, Brno, Babelsberg, Rom, Dessau, Santiago de Chile, Berlin, Pjöngjang, Graz.
Aus diesen Filmen und deren Entstehungsgeschichten hat Gerd Conradt jetzt einen Film geschnitten.
Eine Studie über Menschen, Bewegungen und ein Symbol. Rote Fahnen, ein Stück Stoff im Wind.
 
Kontakt: mandala.vision@gmx.de

Im Vorfeld zu dieser Premiere besuchten Wolf Siegert und Gerd Conradt am Freitag, den 26. April 2024, das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, die am 11. April eröffnete Ausstellung: Das erste Jahr. Aufbruch an der DFFB 1966/67. Gerd gehörte zu den Studierenden dieses ersten Jahrgangs, hatte die Idee zu dieser Ausstellung, konnte sich aber mit seiner Konzeption nicht durchsetzen. Wolf war später Lehrer an eben dieser Akademie am Theodor-Heuss-Platz [1] und hatte veranlasst, dass in seiner Klasse erstmals ein Werbefilm konzipiert und dann bis zum fertigen Clip "L’ultima centrifuga"(1988) umgesetzt wird.

Aus der ausführlichen Dokumentation dieses Besuchs hier vorab jener Teil des Interviews, in dessen Verlauf Gerd Conradt auch auf die Genese dieses "Farbtests" an der dffb eingeht und zum guten Schluss zum Besuch der Premiere seines neuen Films an diesem Tage persönlich einlädt:

Hier zum guten Schluss ein Text von Dr. Günter Jordan vom 3. Juni 2025: Der neue Conradt-Film im Babylon-Studio

Endlich ein Film, der Denken ermöglicht und erfordert. Der weltläufig ist und doch nur um eines kreist: um eine Fahne, „ein Stück Stoff im Wind“, mit einem Titel, der noch nüchterner ist, „Farbtest 1968-2024“, und sich herleitet aus dem Titel seiner Urfassung von 1968, „Farbtest Rote Fahne“. Da beginnt schon das Nachschauen. Rote Fahne – was hebt sie heraus aus dem Wald von Fahnen? Und seit wann? Warum rot, und warum einfach nur rot? Vom Nachschauen zum Nachdenken: Wofür steht diese Farbe? Und wo in der Welt? In Berlin, in Deutschland, allüberall? Wie ist das zu erklären? Was hat es mit dem Jahr der Erstentstehung zu tun: 1968?
Hätte der Film alle diese Fragen beantworten wollen, hätten wir eine Fahnenschau als Staffage für Antworten, die schnell kommen und schnell gehen. Hat er aber nicht. Was in unseren Köpfen bleibt, ist die Fahne in den Händen von Menschen, jungen Menschen, die sie durch ihre Städte tragen und von einem zum andern weitergeben. Die szenische Berührung ersetzt die verbale Bemühung. Was ein Bild an die Stelle einer Formel stellt, ein Weltbild, Weltanschauung im treffenden und doppelten Sinne des Wortes.
Wer hier mit den Augen und allen Sinnen mitläuft und also faktisch die Fahne mitträgt, bin ich, der Zuschauer. Das kann mir keiner nehmen, das ist durch nichts zu ersetzen. Alle Ersetzung ist Ersatz, und den will ich nicht haben, den brauche ich nicht. Ich will das Original, und das Original sitzt und staunt und staunt über sich selber: Ich bin Akteur! Ich laufe mit! Ich spüre es doch, und was ich spüre, ist in mir!
Das ist, was Film ausmacht, was ein Film kann, wenn er gut ist und Film ist und nicht Vortrag. Schon bin ich frei und eingenommen von dem, was mich, durch Zeit und Raum, die ich geteilt habe, zum Teilnehmer macht.
Ich will selber denken, selber sehen.
Das schafft diese einfache, kleine, rote Fahne und dieser einfache, kleine, rote Film. Besser gehts nicht und mehr auch nicht.
Chapeau, Gerd Conradt.

P.S.

Hier im Nachgang der taz-Rückblick auf den 1. Mai in Berlin:

Anmerkungen

[1mehr dazu in diesem Audiosegment:


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