Stadlober spricht Tucholsky [und mir aus der Seele WS.]

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 15. April 2025 um 13h26min

 

Es gibt viele, durchaus auch persönliche Gründe [1], dem Schauspieler Robert Stadlober zuzuhören.

Heute "Im Gespräch" mit Ulrike Timm im Deutschlandfunk Kultur
„Bei Tucholsky sind viele Antworten und Fragen zu finden“

Es gibt im Verlauf dieser Unterhaltung eine Art Serendipity-Moment. Frau Timm hat für die Sendung ein Zitat aus genau jenem Text ausgesucht, der der Lieblingstext vom Stadlober ist [2]: Es gibt keinen Neuschnee [3]

Anmerkungen

[1Der Hintergrund, hier nur soviel, ist seine ’doppelte Identität’ als Kärtner (dort geboren) und als Steirer (dort aufgewachsen). Beides Landstriche, zu denen es eine eigene jahrelang erlebte Nähe gibt. WS

[2Und der wiederum recht nah an der eigenen persönlichen Lage anknüpft, bzw. darauf Bezug nimmt, bis hin zu einer unheilbaren Krankheit, von der hier die Rede ist. WS

[3

Es gibt keinen Neuschnee

Wenn du aufwärts gehst und dich hochaufatmend umsiehst, was du doch für ein Kerl bist, der solche Höhen erklimmen kann, du, ganz allein –: dann entdeckst du immer Spuren im Schnee. Es ist schon einer vor dir da gewesen.

Glaube an Gott. Verzweifle an ihm. Verwirf alle Philosophie. Laß dir vom Arzt einen Magenkrebs ansagen und wisse: es sind nur noch vier Jahre, und dann ist es aus. Glaub an eine Frau. Verzweifle an ihr. Führe ein Leben mit zwei Frauen. Stürze dich in die Welt. Zieh dich von ihr zurück…

Und alle diese Lebensgefühle hat schon einer vor dir gehabt; so hat schon einer geglaubt, gezweifelt, gelacht, geweint und nachdenklich in der Nase gebohrt, genau so. Es ist immer schon einer da gewesen. [...]