Frankfurter Börsen-Gewinne versus Berliner Pleiten

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 30. März 2024 um 01 Uhr 34 Minutenzum Post-Scriptum

 

Auf der Frankfurter Börse war der Kurs, wieder einmal mehr, auf einen neuen Höchststand. Hier das Intor zum tagesschau-Bericht vom 26. März 2024, 12:48 Uhr: DAX erstmals über 18.300 Punkte

Die Rekordrally im DAX geht weiter, immer weiter. Der DAX markiert den vierten Tag in Folge eine neue Bestmarke - das Jahresplus liegt nun bei 9,7 Prozent. Rückenwind kommt dabei auch von saisonaler Seite.

Die Anlegerinnen und Anleger am deutschen Aktienmarkt bleiben auch am zweiten Handelstag der verkürzten Börsenwoche in Kauflaune. Der DAX zieht in der Spitze um 0,6 Prozent auf 18.377 Punkte an - es ist das vierte Rekordhoch in Folge. Damit baut das deutsche Börsenbarometer zugleich sein Jahresplus auf 9,7 Prozent aus.

Hier in Berlin dagagen ist in diesem Monat einmal mehr von einem wirtschaftlichen Niedergang die Rede. Hier mit Bezug auf eine Insolvenzauskunft von Anfang M#rz 2024: Zukunftsorientierte Restrukturierung der MAGIX Software GmbH

Hamburg/Berlin, 5. März 2024 / Die MAGIX Software GmbH, ein international führender Entwickler von Audio- und Videobearbeitungssoftware für private und professionelle Anwender, wird saniert. Am 1. März 2024 hat das Amtsgericht Charlottenburg ein Eigenverwaltungsverfahren eröffnet, das Magix im Dezember des vergangenen Jahres beantragt hatte. Die Investorensuche mit dem Ziel eines Gesamtverkaufs des Unternehmens, das rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, läuft bereits und soll in den nächsten zwei bis drei Monaten abgeschlossen sein. Der Geschäftsbetrieb wird uneingeschränkt fortgeführt.

„Mit der Eröffnung des Verfahrens wird die zukunftsorientierte Restrukturierung des Unternehmens fortgesetzt, um seine operativen Stärken zu erhalten, eine solide Grundlage für zukünftiges Wachstum zu schaffen und MAGIX letztlich durch einen Verkauf zu sanieren", sagt Viktor von Websky, Generalbevollmächtigter von MAGIX und Partner der Hamburger Anwaltskanzlei REIMER.

MAGIX Software hat seinen Hauptsitz in Berlin und unterhält weitere Niederlassungen in Dresden und in Lübbecke sowie Tochtergesellschaften in den USA und Kanada. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen 30 Jahren als international anerkannter Anbieter von Multimedia-Software etabliert. Über seine internationalen Vertriebskanäle bedient MAGIX weltweit professionelle und private Anwender mit seinem umfangreichen Portfolio an Video- und Audiobearbeitungsprogrammen. Mehr als 35 Millionen Menschen und hunderte Medienunternehmen wie die ARD oder Radio France nutzen die stationären und SaaS-Lösungen von MAGIX, um kreative und mediale Inhalte zu produzieren. Mit MAGIX-Software erstellte Musik wurde zudem mit zahlreichen Grammys ausgezeichnet.

Aus NutzerInnen-Sicht "VOXS" liest sich das ganz anders. Schon am 26. November 2023 war u.a. zu lesen:

Zuerst meine "Magix-Historie": Angefangen bin ich mit dem Music Maker und später umgestiegen auf Samplitude Pro X - X3 und war zufrieden. Da ich mich selbst als engagierten Hobby-Musiker bezeichne (Gitarre, Bass, Midi-Keyboard), brauche ich eine stabile Software, die kompatibel mit versch. VST / VSTi usw. ist und entsprechend weiterentwickelt wird.

Aber in der letzten Zeit muss ich feststellen, dass Updates bzw. Patches das Programm (Pro X3) verschlimmbessern, ich Magix-VST(i)’s nicht in anderen Programmen nutzen kann (...hatte ich vorher nie probiert) und der Workflow im Vergleich mit anderen DAW’s eher antiquiert ist. BTW - einige VSTi’s von der Konkurrenz laufen auch in Samplitude und ich frage mich, wenn ich z.B. "Variverb II" kaufen würde, ob das auch bei der Konkurenz-DAW laufen würde..?

Wenn ich lese, was da mit dem Music Maker abgeht (Abstürze, Exportschwierigkeiten usw.) frage ich mich, wohin die Reise gehen soll. Immer öfters frustrierte Anwender (...die Dunkelziffer derer, die hier nicht anfragen, ist sicherlich noch höher), kaum Support, aber immer wieder Versprechen, in der neuen Version geht die Post ab. Ich bin sehr gespannt auf Samplitude Pro X4.

Ich befürchte allerdings, dass ich in Samplitude Pro X4 auch ständig online sein muss und "10 Effektslots" für 19,99 EUR nachkaufen kann. Dazu noch der MP3-Export für 9,99 EUR. Ok, sicherlich übertrieben und wahrscheinlich nicht zutreffend - es geht mir hier auch mehr um die Verkaufs- und Produktpolitik. Und die gefällt mir leider nicht mehr. Ich war jahrelang sehr zufrieden mit Samplitude - aber wenn man mal über den berühmten Rand des Tellers schaut, muss man sich wundern, was andere Hersteller für den gleichen Preis anbieten.

Ich möchte mit meinem Thread nicht unnötig meckern (spiegelt ohnehin nur meine Meinung wieder), sondern vielmehr eine Online-Diskussion anregen. Was meint Ihr zu diesem Thema - macht Magix noch Sinn..?

Helmut-Schulze schreibt am 11. Februar 2024

Wie bei Magix Bestandskunden behandelt werden ist schon krass. Der Updatepreis zu X4 ist schon sehr frech. Auch 149,-€ für die ohne Suite-Version ist zu viel. X4 hätte ein kostenloses Update sein müssen. Auf diesbezügliche Hinweise wird von der Geschäftsleitung erst gar nicht reagiert. Aber Hochmut kommt vor dem Fall. Es ist schon soweit, daß in dem SAM Forum bei Recording.de man sich darüber austauscht, wo und wie man am günstigsten zu Cubase kommt. Ist schon bezeichnend aber gut so. Und Steinberg wird sich über den Umsatz sehr freuen.

Hier eine Rezension aus Deutschland vom 31. Oktober 2021

Ich war viele Jahre treuer Magix Video Pro X Kunde. Was Magix mit der Version 13 hier präsentiert ist einfach furchbar grausam.

Es funktioniert fast nichts richtig (ich habe zwei PCs, auf beiden die gleichen Probleme). Der Export hakt ständig, teilweise keine Blenden möglich, viele Funktionen gehen mal, dann wieder nicht, warum verstehe ich nicht. Im Programmcode scheint ein "Riesenwurm" zu sein. Ein lösendes Update ist nicht in Sichtweite.

Fehlerfrei war Video Pro X auch früher nie, aber dass nun teilweise gar nichts mehr geht nachdem die Version 13 schon ca. 4-5 Monate auf dem Markt ist, kann nicht wahr sein. Da scheint es, dass man mit Absicht alle Kunden verprellen möchte. Wer möchte 4 Monate auf ein Update warten um mit dem Programm arbeiten zu können? Wenn es denn überhaupt je kommt!

Man muss sich vor Augen halten: PRO X soll professionelle Anwender ansprechen. So eine kaputte Software kann sich aber keiner leisten, der mit seinen Filmen Geld verdienen möchte.

Ich bin nun auf einen anderen Anbieter umgestiegen, Kosten ca. identisch und fühle mich wie auf einem anderen Stern, alles funktioniert dort. Schneller Export und viel mehr Funktionen als bei Magix.

Mein Tipp: Von Video Pro X 13 die Finger lassen und was anderes kaufen.

Noch deutlicher, diese Rezension aus Deutschland vom 8. Februar 2023

Normalerweise schwillt mir beim Schreiben von Rezensionen nicht der Hals aber hier könnte ich k*****. Vor diesem Programm möchte ich die gesamte Videoschnitt-Gemeinschaft warnen! Bitte kauft dieses Programm nicht und lasst MAGIX wissen, dass sie aufgeben sollen so ein Mist zu programmieren. Genauer gesagt rauben Sie nicht nur unsere Nerven sondern auch unser Geld! Ich hoffe das diese Gauner bald insolvent gehen. SO NICHT MAGIX!!!

Noch viel aktueller ist diese Meldung vom März 2024 von Jochen Knoblach aus der Berliner Zeitung:

Just Music: Instrumenten-Kaufhaus am Moritzplatz muss endgültig schließen

Letztes Speeddating mit Les Paul und Stratocaster: Bei Just Music am Berliner Moritzplatz wurde über Jahre das „Erlebnis Instrumentenkauf“ zelebriert. Doch Ende März ist Schluss.

Auf der Webseite der Firma JustMusic ist zu lesen:

Geschlossen ab 18.03.2024

Trotz verschiedenster Gegenmaßnahmen und Umstrukturierungen operierte das Unternehmen JustMusic seit längerem nicht mehr wirtschaftlich. Unser Kerngeschäft verlagerte sich zunehmend zu wenigen Online-Giganten, mit weitaus vorteilhafteren Kostenstrukturen. Diese entfachten einen Preisdruck, zu dem wir als Großstadt-Einzelhändler mit Vollsortiment und den damit verbundenen Personal- und Betriebskosten nicht mehr konkurrenzfähig waren. Anders als die Online-Giganten konnten wir die stetig sinkenden Margen nicht durch massenhaften Umsatz kompensieren.

Auch im lokalen Musikfachhandel war der akute Fachkräftemangel längst offensichtlich und erschwerte ein effektives Ausschöpfen der prinzipiellen Vorteile gegenüber der Online-Konkurrenz. Diesen und andere Faktoren konnten wir nicht beeinflussen, u.a. die angeordneten Ladenschließungen und Auflagen zur Pandemie, die Inflation, die stark gestiegenen Betriebskosten oder die rückläufige Nachfrage am Luxusgut „Musikinstrument“ in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.

Nach langjährigem Aufbäumen, den internen Umstrukturierungen während und nach der Pandemie mit den damit verbundenen Schließungen der Filialen in Hamburg, München und Dortmund, sowie der Piano Galerie in Wilmersdorf, sahen wir keine weitere Möglichkeit mehr, den Negativtrend umzukehren.

Mit JustMusic verabschiedete sich nicht nur ein weiteres Kaufhaus aus der Hauptstadt, sondern ein Treffpunkt für Musiker und Musikbegeisterte, ein Stück Tradition & Kultur. Die Geschäftsführung sowie alle JustMusiker hatten in den vergangenen Jahren alles versucht, das Fortbestehen zu sichern. Wir bedauern zutiefst, dass uns das nicht gelungen ist.

An alle unsere Kunden und Freunde des Hauses geht ein herzliches Dankeschön für ihre Treue und für ihr Interesse. Ebenfalls bedanken wir uns bei allen aktuellen und ehemaligen Kolleginnen und Kollegen für ihren Einsatz und ihre Loyalität über die Jahrzehnte.

Aus dieser Seite https://www.justmusic.de/filialen/berlin-flagshipstore sind diese Bilder entnommen:

Das war: JustMusic, Oranienstraße 140-142, 10969 Berlin
I. Stock: Keyboards, Synthesizer, Digitalpianos & Flügel
II. Stock: Lautsprechersysteme, Mischpulte, Endstufen & Verstärker, Turntables, Mixer und Software
III. Stock: E-Gitarren, Bässe, Verstärker, Saiten und Zubehör
III. Stock: Akustik-Gitarren, Akustik-Bässe, Verstärker, Saiten, Ersatzteile Zubehör
IV. Stock: Akustik-Schlagzeuge, E-Drums, Cajons, Becken, Felle, Stöcke & Mallets, Zubehör und Ersatzteile