I.
In den Nachrichten dieses Tages stehen gleich mehrere Gipfeltreffen im Vordergrund:
> Der G7-Gipfel in Hiroschima in Japan im Beisein von Joe Biden, Fumio Kishida, Ursula von der Leyen, Emmanuel Macron, Charles Michel, Giorgia Meloni, Justin Trudeau, Olaf Scholz, in den auch gleich mehrere Nachbarländer als Gäste und potenzielle Partner mit eingeladen worden waren, darunter Äthiopien und Brasilien, Indien und Indonesien, was darin aber nicht vermeldet wurde:
– G7-Gipfel gedenkt der Opfer des Atombombenabwurfs in Hiroshima [1]
> Der Ausbau der Einflusssphäre Chinas nicht nur in ganz Afrika, sondern auch im Umfeld der ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan [2]:
– Xi Jinping wirbt für Ausbau der Zusammenarbeit mit zentralasiatischen Staaten
> Nach mehr als zehn Jahren: Die Wiederaufnahme Syriens in den Club der Arabischen Liga:
– Gipfeltreffen der Arabischen Liga im Zeichen der Rückkehr Syriens [3].
II.
In der Presseschau des Deutschlandfunks werden diese drei Rückblicke auf das "Gipfeltreffen" am 18. Mai von vor 175 Jahre in der Paulskirche - weil es sonst keinen vergleichbar grossen Versammlungsraum gegeben hätte - zitiert:
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG geht ein auf den Festakt zum 175. Jahrestag der ersten deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt am Main: „Seine Geschichte kann man sich nicht aussuchen. Seine Traditionen aber schon. Wie wohltuend ist es deshalb, dass in einem Land, das immer noch voller Bismarck-Gymnasien, Rommel-Kasernen und Kolonialverbrecher-Reiterstatuen steht, allmählich auch andere Akteure der deutschen Geschichte in ein prominenteres Licht gerückt werden. So wie jene Demokraten und Liberalen, die schon während der Revolution 1848 die Knechtschaft unter Adel und Militär überwinden wollten, am 18. Mai vor 175 Jahren dann zur ersten Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche zusammenkamen, aber schon im folgenden Jahr auseinandergejagt wurden. Wie jetzt der Bundespräsident den politisch Gescheiterten von damals seine Hochachtung ausgesprochen hat, das ist Vergangenheitspolitik von der wertvollen Sorte“, urteilt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg bemerkt: „Für viele jüngere Deutsche ist Demokratie eine Art natürlicher Aggregatzustand der Gesellschaft – sie war immer schon da, wie die Luft zum Atmen. Auch im Osten wuchs seit dem Ende der DDR-Diktatur schon eine Generation in Freiheit auf. Da ist es gut, dass der Bundespräsident 175 Jahre nach dem Beginn der ersten deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche an die Ursprünge der deutschen Demokratie erinnert hat, an den langen und oft vergeblichen Kampf um sie und daran, dass dieser Kampf nie zu Ende ist. Klingt anstrengend, aber Demokratie ist eben nicht selbstverständlich“, hebt die BADISCHE ZEITUNG hervor.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU erläutert: „Die erste demokratische Bewegung in Deutschland hatte sich mit idealistischem Feuer auf den Weg gemacht – um nur kurze Zeit später blutig niedergeschlagen zu werden. Die Revolution scheiterte, die Freiheitsversprechen wurden brutal unterdrückt. Die Restauration siegte, das gesamtdeutsche Parlament, der Liberalismus, die Demokratie hatten verloren. Tatsächlich? Wer sich den Zustand der liberalen Demokratie heutzutage und hierzulande anschaut, wird zweierlei feststellen. Der freiheitliche Rechtsstaat, dem deutschen Volk nach 1945 zwangsverordnet, hat sich nachhaltig behauptet. So weit die Erfolgsgeschichte. Doch die parlamentarische Demokratie gerät zunehmend in Bedrängnis, gut die Hälfte der Bevölkerung ist aktuell nicht mit ihr zufrieden, in Ostdeutschland sind es sogar zwei Drittel“, gibt die FRANKFURTER RUNDSCHAUzu bedenken.
III.
Hier eine Grafik aus dem Bundesarchiv: ZSG S-118: "Zug des deutschen Parlaments nach der Paulskirche in Frankfurt am Main"
Heinrich Best / Wilhelm Weege:
Eine Sammlung von Biographien ist immer ein Lehrstück über das Verhältnis von Individualität und Gleichförmigkeit. Es belehrt uns über die Vielfalt der Einzelschicksale und zugleich über die Normen und Strukturbedingungen, die das individuelle Handeln in
Kollektiven bestimmen.
Vor 175 Jahren begannen mit dem Einzug der deutschen Nationalversammlung in die Frankfurter #Paulskirche Monate liberaler Verfassungsgebung. Auch wenn die Paulskirchenverfassung nie wirksam wurde, wurde sie doch zum Meilenstein der Freiheits- und Bürgerrechte in unserem Land.
— Marco Buschmann (@MarcoBuschmann) May 18, 2023
Bundespräsident Steinmeier würdigt 175 Jahre Nationalversammlung https://t.co/jdQB3uf0P3 #Steinmeier #Paulskirche #Nationalversammlung
— tagesschau (@tagesschau) May 18, 2023