In den bisherigen Aufzeichnungen wurde bereits mehrfach Robert M. Pirsig’s Buch "Zen and the Art of Motorcycle Maintenance" erwähnt:
Am 30. September 2020 im Zusammenhang mit einem Fahrtbericht eines elektrischen Motorrads: L (ZERO FXS).
Und zuvor, am 21. Juni 2013, im Zusammenhang rund die Geschichte eines Motorrades aus dem Hause Suzuki, einer GSX250E: Kontrolle ist gut, Misstrauen auch.
Eines dieser Motorräder, Baujahr 1981, ist seit vielen Jahren im Besitz des Autors: Wird jahraus jahrein gefahren, zu allen Jahreszeiten, auch im Wintern. Aber jetzt wollte das Teil nicht mehr starten: Relais - oder Anlasser?
Angesichts dieser Malaise fiel es aber wie Schuppen von den Augen, dass die Werkstätten, die bislang in der Lage gewesen wären, sich dieser Sache anzunehmen, nicht mehr existierten.
Die eine, bis zu ihrer Aufgabe typenoffen, wurde von einem Meister geführt, der bei Suzuki gelernt hatte.
Am 27. Juli 2020 hatten wir darüber 2020 berichtet ... es ist keine Kunst, auf sein Motorrad zu warten und auch in diesem Zusammenhang auf das Buch von Pirsig Bezug genommen.
Die andere ist - bzw. war - eine alteingesessene Suzuki-Fachwerkstatt, die immer noch damit wirbt, dass hier seit 1980 der Chef selber schraubt. Was in Wirklichkeit aber schon seit einem Jahr nicht mehr stimmt. Und nicht nur das: Der Nachfolger als auch die Nachfolge-Generation hat aus Werkstatt und Lager alles an alten Suzuki-Teilen ausgeräumt, sodass auch diese über viele Jahr valide Anlaufadresse wohl keine mehr wird sein können [2].
Es wird offensichtlich, dass die Frage nach der Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit eines vierzig Jahre alten Mopeds in einem direkten Zusammenhang steht mit den Lebensgeschichten jener Menschen, die sich bislang um dieses Gefährt haben kümmern können.
Nun gibt es weitere Schrauberplätze und Fachwerkstätten hier in Berlin, zu denen gute Beziehungen bestehen. Diese haben aber andere Markenschwerpunkte, da auch die eigenen übrigen Krafträder andere Marken tragen - oder trugen: BMW, YAMAHA, PIAGGIO.
Dennoch war es sinnvoll - und letztendlich sogar zielführend - auch dort anzurufen und nachzufragen. In einem Fall konnte der Werkstattleiter auf eine Suzuki-Fachwerkstatt in Potsdam verweisen [3].
Das Bitterste dieser Tage war aber nicht der Schaden des Motorrads, sondern, dass im Verlauf eines dieser Gespräche urplötzlich in Erfahrung gebracht wurde, dass die gute junge Seele Tochter des Hauses in einer dieser Werkstätten zwischenzeitlich an Krebs verstorben war - nachdem wir uns doch gerade noch im Jahr zuvor gesehen und so gut verstanden hatten.
Ihre Stimme ist noch im Ohr wie heute. Es war der erste Anruf bei dieser damals noch nicht weiter bekannten Werkstatt, am 29. November 2012. Und während der ersten wenigen Momente der gegenseitigen Begrüssung und Bekanntmachung sagt sie ganz unverblümt und direkt: „Ich bin einfach nur die Tina…" [4].
Das war gross-artig!
Einige Jahre später wurden wir uns in eben diesem Familienbetrieb auch über den Erwerb eines anderen Gebrauchtfahrzeugs einig, das bis heute zur vollsten Zufriedenheit im Einsatz ist.
"Die wichtigste..." Empfehlung aus Robert M.Pirsig’s Buch auf Seite 320 lautet: "... Falls es in Ihrer Stadt mehrere Händler gibt, gehen Sie unbedingt zu dem, der den zuvorkommendsten Ersatzteilverkäufer hat. Freunden Sie sich mit diesem Mann an."
So gesehen, hat der Autor - ohne es zuvor gewusst zu haben - eine Frau als Freund verloren.