Commerzbank & BankenKommerz

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 18. Februar 2021 um 14 Uhr 01 Minutenzum Post-Scriptum

 

Es war einmal...

... eine Bank mit Namen Dresdner Bank [2]. Und die hiess in der Freien und Hansestadt Bremen - in der vor nunmehr einem halben Jahrhundert ein erstes Konto eröffnet wurde - BREMER BANK.

2002 kam die ALLIANZ mit ihrer Allfinanz-Strategie auf den Markt, um die Bank dann aber zum Ende 2008 wieder weiterzuverkaufen. Am 1. September 2008 titelte das Handelsblatt: Commerzbank erlöst Allianz von Dresdner. Und die FAZ spricht am 14. November 2008 über "Das grüne Band der Nostalgie".

Die bisherigen Namen waren nur noch Schall und Rauch. Die Commerzbank stellt sich stattdessen den neu eingekauften Kunden als die "Neue Commerzbank" vor. Der Slogan "Gemeinsam mehr erreichen". Hier das Titelblatt und die Seite 16 aus diesem Leistungsversprechen anno 2011, das sogenannte "Topzinskonto" betreffend [3] :

Hier und heute...

... dieser Beitrag von Brigitte Scholtes in WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT vom Deutschlandfunk.

Milliardenverlust: Commerzbank im Pandemiejahr

Auf den Seiten der tagesschau titelt Lothar Gries:
Rigides Sparprogramm. Die Commerzbank hat große Ziele

... am Abend gefolgt vom Kommentar von Alexander Schmitt:

Neue Strategie der Commerzbank: Außer Schrumpfen keine Ideen

Hier das Ganze nochmals als zwanziguhr-ARD-tagesschau-Meldung: (ab 10:27 - 12:23 [4] )

 

Eine neue "Strategie":

Was gelten die Angebote, die den Kunden einst gemacht wurden, und wie lange wird die Halbwertszeit der aktuellen Angebote währen? Für die Eröffnung von Neukunden-Privatkunden.Girokonten wird angeboten "Keine Kontoführungsgebühren bei monatlichen Geldeingängen von mind. 700 €" sowie "50 € Startguthaben2 + 100 € pro Weiterempfehlung":

Der Begriff der "Geschäftskunden" wurde zugunsten von "Unternehmerkunden" und "Firmenkunden" abgeschafft, nachdem zuvor noch versucht worden war, die Inhaber eines Geschäftskontos dazu zu bewegen, dieses zum Preis von € 18,90 auf ein "PremiumGeschäftskonto" umzustellen:

Die Unternehmerkunden werden jetzt mit einem weiblichen Gesicht und einer Unterschrift begrüsst

denn die vor einem Jahrzehnt noch "neue Commerzbank" hat jetzt eine "neue Strategie":

Aber auch, wenn der "Mehr erfahren"-Button gedrückt wird, wird die hier präsentierte Person weder mit ihrem Namen noch mit ihrer Funktion vorgestellt. Stattdessen ist auf die Frage: "Welche Filialen werden sie schließen" zu lesen:

Die Planung wird zunächst mit unseren Arbeitnehmergremien besprochen. Eine Entscheidung steht noch nicht fest. Sobald es Ergebnisse gibt, informieren wir Sie umgehend. [5].

Das sei die bislang seriöseste Form eines Pin-ups, so ein Kommentar in der virtuellen Redaktionssitzung, denn die Frauen seien ja heute emanzipierter, würden nunmehr per Gesetz zur Vorstandsteilhabe ’ermutig’ - und würden heute nicht mehr an die Wand geheftet, sondern auf den Screen gepostete werden...

Dagegen, dass dieses auch mit dem männlichen Kollegen auf dem Firmenkunden-Portal geschehen könnte, dagegen hat sich der Vorstand schon in seinem Impressum ausdrücklich abgesichert.

Auf der hier nur als Link ausgeführten Seite ist das Porträt des Vorstandsmitglieds Michael Kotzbauer, samt Namen und Funktion, abgebildet. Und wer den Button "Interview jetzt lesen" anklickt, kommt auf (s)ein Interview mit dem Titel:
Die beste Firmenkundenbank für Deutschland [6]

Aber dieses dürfen wir an dieser Stelle weder im Bild noch im O-Ton zitieren. Heisst es doch auf besagter Impressums-Seite klar und deutlch:

Urheberrecht:
Inhalt und Struktur von www.firmenkunden.commerzbank.de sind urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung von Informationen oder Daten, insbesondere die Verwendung von Texten, Textteilen oder Bildmaterial, bedarf der vorherigen Zustimmung der Commerzbank AG.

Angesichts solcher Verirrungen wird klar, warum auf dieser hier nur als Link zitierten Seite von der "beste[n] Firmenkundenbank für Deutschland" gesprochen wurde - und nicht von Deutschlands bester Firmenkundenbank.

Wealth und Werte...

In dem vierten Portal des Bankhauses wird erklärt, dass das Thema der Vermögensverwaltung, jetzt "Wealth Management", auch in den digitalen Zeiten mit den "Werten wie Fairness, Vertrauen und Kompetenz" in Verbindung stünde. Schliesslich stünde man "Vertrauensvoll seit 150 Jahren an der Seite unserer Kunden" - was aber nützen die immer wieder neu beiderseits aufgebauten Beziehungen zwischen dem Kunden und dem MitarbeiterInnen des Hauses, wenn die ihnen zugeeignete Kompetenzen und Befugnisse, eigene Entscheidungen zu treffen, immer weiter eingeschränkt werden?

P.S.

I.

In der Wirtschafts-Presseschau des Deutschlandfunks vom 12. Februar werden zitiert:

Die BÖRSEN-ZEITUNG mit dieser eher skeptischen Einschätzung:

„Wenn Banken auf dem Deckblatt ihrer Präsentation zum Jahresergebnis nichts anderes herauszustreichen wissen als die Stärke ihrer Kapitaldecke, wie die Commerzbank, dann tun Anleger in der Regel gut daran, die Beine in die Hand zu nehmen. Der Konzernverlust von 2,9 Milliarden Euro geht vor allem auf Restrukturierungskosten im Zuge des anstehenden Umbaus der Bank und Goodwill-Abschreibungen zurück. Aus Sicht des Managements mag es keinen anderen Weg als diesen Kostenkurs geben, und nach elf Jahren Wachstumsstrategie ist es auch an der Zeit, die Ansprüche der Realität anzupassen“.

Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG, die vor allem für ältere Bankkunden Probleme sieht:

„Für sie wird der Weg zur nächsten Filiale immer weiter. Gleichzeitig sind ihnen Internet und Smartphone-Apps noch zu fremd, die Berührungsängste mit der digitalen Technik entsprechend groß. Dabei zeigt gerade die Krise, welche Rolle die Älteren für die Geldhäuser spielen. Sind sie es doch, die die stabilsten finanziellen Verhältnisse haben und die ihren Verpflichtungen demnach oftmals am verlässlichsten nachkommen können“

II.

In diesen Zusammenhang passt gut auch diese Nachricht, die per Mail am 18. Februar 2021 in news.pressesprecher.com übermittelt wurde:Margarita Thiel (48) verlässt im Februar nach mehr als 16 Jahren die Commerzbank. [7]

Anmerkungen

[1

Margarita Thiel (48) wird im Februar nach mehr als 16 Jahren die Commerzbank verlassen. Thiel leitet seit dem Weggang von Richard Lips Ende Dezember vergangenen Jahres interimistisch die Konzernkommunikation des Finanzinstituts. Anfang Januar wurde bekannt, dass Sven Korndörffer, derzeit Managing Director Group Communications und Governmental Affairs bei der Aareal-Bank, die Kommunikationsleitung der Commerzbank zum April übernehmen wird. Thiel war seit 2001 von London aus bei der Commerzbank tätig, zwischen 2006 und 2009 arbeitete sie für den Finanzdienstleister Fidelity in Madrid und kehrte dann als Bereichsleiterin Corporate Communications & Marketing für das Investmentbanking zur Commerzbank zurück. 2018 übernahm sie als Managing Director die globale Unternehmenskommunikation der Commerzbank-Gruppe

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[2

[3... dessen Namen inzwischen auch schon längst liquidiert wurde von einer als systemrelevant deklarierten Bank mit 15% Staatsbeteiligung, die ihren Einlagezins nun auch an ihre Kunden weiterreicht...

[4Der Versuch, diesen Beitrag zeitgenau als embedded Video einzuspielen, so wie es die Vorlage anbietet

lässt sich aus ungeklärten Gründen nicht umsetzen :-(
Daher an dieser Stelle der Beitrag von Oliver Feldforth als Soundfile anbei:

[5Wie wäre es, wenn in dieser Antwort irgendwo auch von einem Dialog mit den Kunden die Rede gewesen wäre? WS.

[6Am Ende des Interviews führt dann ein Link auf die Pressemitteilung vom 3. Februar 2021: Commerzbank beschließt neue Strategie bis 2024, die mit diesem Tief-Punkt endet:

Vorläufige Zahlen Geschäftsjahr 2020: Operatives Ergebnis minus 233 Millionen Euro, Konzernergebnis knapp minus 2,9 Milliarden Euro

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[7

Margarita Thiel (48) wird im Februar nach mehr als 16 Jahren die Commerzbank verlassen. Thiel leitet seit dem Weggang von Richard Lips Ende Dezember vergangenen Jahres interimistisch die Konzernkommunikation des Finanzinstituts. Anfang Januar wurde bekannt, dass Sven Korndörffer, derzeit Managing Director Group Communications und Governmental Affairs bei der Aareal-Bank, die Kommunikationsleitung der Commerzbank zum April übernehmen wird. Thiel war seit 2001 von London aus bei der Commerzbank tätig, zwischen 2006 und 2009 arbeitete sie für den Finanzdienstleister Fidelity in Madrid und kehrte dann als Bereichsleiterin Corporate Communications & Marketing für das Investmentbanking zur Commerzbank zurück. 2018 übernahm sie als Managing Director die globale Unternehmenskommunikation der Commerzbank-Gruppe

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