P.S.
Der Aufsatz ist in 10 Abschnitte gegliedert, der letzte von diesen liest sich so:
X.
Joachim Ringelnatz konnte noch die paradigmatische Unschärferelation einer nicht ausreichend zielführenden Logik mit dem Satz beschreiben: „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“
Aber in der digitalen Welt helfen weder der Humor noch die Fähigkeiten des dialektischen Denkens als nicht mehr ausgewiesene Kompetenzen der Daseins-bewältigung weiter. Vielmehr wird der Ruf nach der digitalen Kompetenz so lange in den Echokammern des Bildungsbürgertums verhallen, solange nicht jener entscheidende „kleine Unterschied“ begriffen wird, der eben nicht nur sprachlicher Natur ist.
In den letzten Jahren gab es kaum noch ein Substantiv, das nicht mit dem Adjektiv „digital“ versehen und damit mit neuer Güte und Geltung aufgeladen worden wäre: von der „digitalen Autonomie“ bis zur „digitalen Zensur“. Die wichtigste Voraussetzung für den Erwerb und die Vermittlung von „digitaler Kompetenz“ ist aber die Notwendigkeit, Subjekt und Prädikat vom Kopf auf die Füße zu stellen: Zu erkennen, dass es nicht um die Fortführung der Alten Welt in der Bemäntelung einer neuen Technologie geht, sondern um das Finden von neuen Werten für das Digitale, um das Erfinden von Kompetenzen, die auf der Basis dieser Technologie in der Lage sind, ihrer mächtig zu sein. Nur dann kann es gelingen überhaupt zu versuchen, die Macht der Gewaltausübung nicht länger nur der Wirtschaft („den Konzernen“) und der Politik („der Kanzlerin“) zu überlassen. Oder der Wissenschaft, die vor lauter Künstlicher Intelligenz verlernt haben könnte, dass zum Überleben auch die Lebenskunst gehört.