I.
Wie ein Kaninchen auf die Schlange auf seinen Rechner starren... und das tagelang? Nur damit man den richtigen Moment erwischt, um seinen Antrag bei der IBB einreichen zu können?
Wir haben das erste Missgeschick bereits in einem ersten am letzten Freitag, den 27. März 2020, eingestellten Beitrag dokumentiert: DDoS vorprogrammiert? IBB.de!.
II.
Heute ist das Gleiche nochmals passiert, da im selben Zeitraum zunächst ein Online-Videocoaching [1] und danach ein Verkaufsgespräch mit der Telekom Deutschland [2] stattfand.
Im Verlauf dieser Zeit traf diese im Anhang zitierte Mail ein [3]. Und als dann der Link aktiviert wurde, kam erneut die Nachricht, dass das Zeitfenster schon wieder geschlossen sei, Und man sich erneut elektronisch "anzustellen" habe;
Was dann auch erneut geschieht:
III.
Dennoch ist das Ganze mit einem erheblichem Maass an Unwillen und Ärger verbunden: Kann es wirklich angehen, dass man für eine solche Antragsstellung tagelang wie ein Kaninchen auf die Schlange starren muss, um dann zum richtigen und einzig möglichen Zeitpunkt "zuschlagen" zu können? Vielleicht mag es ja mancherorts als Fortschritt gewertet werden, dass die Menschen nun nicht mehr leibhaftig vor den Türen der Behörde stehen müssen, um dort ihre Anträge einreichen zu müssen? Und ist es wirklich von Vorteil, dass, die im Verlauf dieses Verfahrens scheitern, diesen Frust alleine mit sich "im stillen Kämmerlein" ausmachen müssen?
Auf der einen Seite will man sich fernhalten von jenen Menschen, die in Folge der Infektion sogar um Leben und Tod zu kämpfen haben. Auf der anderen Seite ist die Frage der Existenzsicherung jetzt mehr und mehr in den digitalen Raum einer nur noch virtuell erfahrbaren Realität verlagert, ja, vielleicht eben auch abgedrängt worden, damit sie nicht mehr in dieser allfälligen Dramatik so direkt vor Augen tritt?
Wir, die "Medienschaffenden" haben in diesen Tagen und Wochen und Monaten eine noch grössere Verantwortung. Und zugleich eine Verpflichtung zu einem ganz besonderen Grad der Selbstkontrolle - wohlgemerkt, nicht "Selbstzensur" - da viele, sehr viele uns nicht als feste oder sogenannte "feste Freie" MitarbeiterInnen angestellt sind, und damit selbst Teil des Problems...
IV.
In dem Online-Videocoaching war davon die Rede, dass es wichtig sei zu erkennen, dass auch alle Rückschläge ihr Gutes haben können.
Also gut, dann sei zunächst einmal festgehalten, dass:
– es bislang zeitlebens noch nicht notwendig gewesen war, Anträge dieser Art überhaupt stellen zu müssen, dass daher vielleicht auch die Erfahrung und Geduld fehlt, um ein solchen Verfahren sofort sicher und zielgerichtet erfolgreich abwickeln zu können
– der Umbau der EDV in den letzten Monaten zur Folge hatte, dass jetzt keine Mails mehr verschüttgehen und solche, denen ein Prio eingeräumt wird, auch auf dem Smartphone empfangen und bearbeitet werden können
– man sich vielleicht mal die Mühe machen sollte, herauszufinden, was denn in einem solchen Antrag steht und welche Unterlagen bereitliegen sollten, um diesen dann auch in der Zeit von maximal einer halben Stunden ausfüllen zu können.
V.
Gesagt. getan: Wir gehen auf die Webseite der Investitionsbank Berlin und suchen dort die Rubirk eAntrag im Kundenportal auf.
Dort heisst es unter der Überschrift: "Stellen Sie Ihren Antrag online"
Das Kundenportal der IBB bietet Ihnen folgende Möglichkeiten:
– Förderanträge für ausgewählte Produkte bearbeiten und beantragen - komplett digital!
– direkt und rechtsverbindlich mit Ihrer IBB Kontaktperson kommunizieren
– Dokumente zu Ihrem Antrag bequem im Kundenportal hochladen
Und es gibt nachfolgend das Angebot, entweder den "Antrag direkt von der jeweiligen Produktseite ohne vorherige Anmeldung" aufzurufen, oder sich vorab zu registrieren
Da, wie gesagt, so ein Vorgang bisher nicht stattgefunden hat, wird das Angebot, sich zu registrieren angenommen. Aber auch hier ist das Ergebnis negativ: Anstatt eines Antragsformulars erscheint diese Nachricht:
VI.
Aber nicht aufgeben, sondern weitersuchen! Wo, bitte, findet sich das Muster eines solchen Antrages wie jenes, den es dann in einer halben Stunden ausfüllen gilt? In der Abteilung "Liquiditätshilfen BERLIN" gibt es viele hilfreiche Informationen darüber, wer oder was ein Kleinstunternehmen ist und der gleichen mehr. Es gibt sogar eine eigene Seite zum Thema
Aber auch dort führt der darin eingefügte Link zu dem gleichen oben bereits zitierten Ergebnis.
Was tun? Wir werden diese Beitrag mit dem aktuellen Status der Pressestelle des Hauses zur Kenntnis zur Verfügung stellen. Und das - nein, nicht um aus der Reihe zu tanzen und sich auf diesem Wege besondere Vorteile zu verschaffen - sondern allein, um herauszufinden, ob in dieser öffentlichen Darstellung Fehler gemacht oder andere Angebote übersehen wurden.
Um die Frage nochmals klar und einfach zu wiederholen: Wenn schon das Antragsverfahren so abläuft, wie es abläuft, was können die Antragssuchenden tun, um sich vorab entsprechend vorzubereiten, um so in der ihnen zugewiesenen Zeit den Antrag auch ausfüllen zu können?
VII.
Noch am selben Tag trifft Post von der Pressestelle der IBB ein, in der um Verständnis darum geworben wird, dass es "aus Kapazitätsgründen derzeit nicht möglich" sei, "die einzelnen Stationen des Berichtes zu überprüfen" und dass man hoffe, das auch die eigene Antragstellung "letztlich erfolgreich war". Und weiter: "Bis jetzt kann die IBB über rund 126.000 komplett bearbeitete Anträge auf Corona-Zuschüsse berichten. Für rund 66.000 Anträge wurden die Gelder bereits ausgezahlt."
Mit einer Person, die am Samstag den Antrag gestellt und inzwischen schon das Geld erhalten habe, konnte ebenfalls gesprochen werden. Nach dieser Quelle gäbe es auf der IBB-Seite auch die hier als nicht vorhandenen Informationen zur Vorbereitung der Ausstellung.
VIII.
Also wird auf der IBB-Suchseite nur der Begriff "Corona" eingegeben, worauf erneut die oben bereits zitierte Seite aufgeführt wird. Und wer den LinkEingangsbestätigung Antrag Corona Zuschuss anklickt kommt nicht weiter als zu einem der sogenannten "404"er-Seiten.
Aber es gibt auch die Seite Corona Zuschuss auf der eine Reihe weiterer Informationen vorgehalten werden. Wichtig sind dabei vor allem diese Sätze:
Es sind ausreichend Fördermittel vorhanden.
Die Soforthilfe [5.000 EUR] kann für den fortlaufenden betrieblichen Sach- und Finanzaufwand eingesetzt werden.
Das sind Personal- und Betriebskosten.
Die Bundesmittel [9.000 EUR] dürfen ausschließlich für Betriebskosten wie Mieten, Kredite für Betriebsräume, Leasingraten etc. verwendet werden.
Wie verläuft die Antragstellung? [...] Name, Straße, PLZ, Rechtsform der Firma | Ausweisdokument | Steuer-ID | Bankverbindung der Firma
Sobald Sie in der Warteschlange an der Reihe sind, haben Sie 35 Minuten Zeit, um mit dem Antragsformular zu beginnen. Sobald Sie im Formular sind, haben Sie 60 Minuten Zeit, um das Formular auszufüllen.
...wir pausieren die Warteschlange über Nacht zwischen 22:00 und 7:00 Uhr.
Das war’s!
XI.
Das war’s?
Um 21:13 trifft erneut eine Mail von "no-reply@queue-it.net" ein und behautet erneut:
Sie sind an der Reihe für Corona_live
Lieber Queue-it Nutzer,
Sie sind für Corona_live fast an der Reihe und sollten jetzt zu der Warteschlange zurückkehren, indem Sie auf den Queue-ID-Link unten klicken. Von dort aus können Sie auf die Corona_live Website zugreifen und Ihre Transaktion beginnen.
Und über den eingestellten Link trifft man auf diese Seite:
Und jetzt "Butter bei die Fische" - und jetzt wird klar, dass die zuvor hier vorgetragenen doch gerechtfertigt waren.Denn es werden nicht nur die oben genannten Daten angefragt, sondern auch eine Reihe von weiteren Informationen.
Das aber die Antragszeit, nach dem erstmaligen Öffnen des Formulas, nicht nur ein halbe, sondern ein ganze Stunden beträgt, können auch all diese Angaben in dieser Zeit zusammengesucht werden.
Dass dennoch zunächst nicht alles nach Plan lief, lag an dem Missverständnis, dass nicht die Steuernummer abgefragt wurde, wie zunächst angenommen, sondern die Steuernummer ID - was nicht das Gleiche ist.
Auch erwies sich der Hinweis, dass sich der gesamte Antrag nach der Fertigstellung ausdrucken lassen könne, als unzutreffend. Es war einfach nicht möglich. Wie gut, dass zur Sicherheit während des laufenden Vorganges von jeder der vier Seiten ein Screenshot für den Steuerberater angefertigt worden war...
X.
Ende gut, alles gut? Hat man es erst einmal geschafft, bis zum Antrag zu gelangen - der nach wie vor nicht als Muster irgendwo zuvor als Muster hätte eingesehen werden können - sind die darin gestellen Fragen im Prinzip beantwortbar. Und es ist legitim zu unterschreiben, dass man diese Zahlungen später bei der Berechnungen der zu versteuernden Zahlungen zu benennen und ggf. auch der Prüfung zu unterziehen hat.
Weiters ist es sicherlich von Vorteil, dass in diesem Verfahren die Zuwendungen des Bundes und des Landes "in enem Aufwasch" berechnet werden können. Und es sicherlich angezeigt, nur das anzufordern, was als Verlust auch nachweislich entstanden ist bzw. entstehen wird.
Was bleibt ist der Umstand, dass auch hier einmal mehr der Satz gilt, dass Übung des Meister macht: Leute, die sich schon läger mit den Möglichkeiten des Digitalen auch praktisch auseinandergesetzt haben, sins jetzt sicherlich im Vorteil. Ebenso wie jene, die sich bereits zuvor mit dem Ausfüllen an Anträgen dieser Art beschäftigt und darin schon eine gewisse Routine entwickelt hatten.
Aber, was nicht ist, kann ja noch werden: Daher ist dieses Fallbeispiel hier in all dieser Ausführlichkeit dargestellt worden. In dem Bewusstsein der besonderen Herausforderung, auch dann möglichst fair Bericht zu erstatten, wenn man selber auch und zugleich davon ganz subjektiv betroffen ist.
WS.