In der Coubertin Halle des Olympiastadions Berlin wurde am Abend des 15. September der Film "Das Spiel ohne Ball" von Alfred Behrens gezeigt.
In seinem "Filmbrief" berichtet er in über 80 Minuten in einer Art Selbstgespräch seinem verstorbenen Bruder von den Erinnerungen an die noch gemeinsame Zeit vom Klub Altona 93, seiner Zeit in England und dem dort mit russischem Geld auf den zweiten Platz nach oben katapultierten Chelsea Football Club und von den letzten Spiele der Hertha BSC in Berlin unter der Leitung von Trainer Huub Stevens - und dessen Entlassung.
Alle sind sie da: der Produzent, der Kameramann, die Protagonisten, der ehemaliger Mittelstürmer aus Hamburg und der "vierter Schiedsrichter" auf Berlin, die Redakteurinnen, der Pressereferent und viele, viele andere.
Die Leinwand ist noch erhellt vom Abendhimmel, doch das Licht des kleinen Projektors ist schon jetzt stärker. Die Bilder des Films wirken: Doku, keine Soap. Er ist ehrlich und strotzt nur so von dem Material aus all den Fussballstädten und -Erinnerungen. Und Zwischendurch kommt immer wieder Netzer aus der Tiefe des Raumes. Filmzitate vom 3:1 Sieg in England 1972. Die Stimme des Kommentators ersetzt durch die Stimmen der Stones, von Jimi Hendrix und Keith Jarrets Klaviersoli. Und das Material ist darauf geschnitten. Wie "N’Old Soccer Clip".
Am Schluss grosser Beifall. Viel Lob. Von den Berlinern wurde ein Hemd mit der Rückennummer 10 und dem Namen des Protagonisten vorbereitet und von den Hamburgern ein ganz besonderer Vereinswimpel. Fan-Insignien an den Profi-Fan-Retour. Es war ein wahres Geben und Nehmen.
Dann ist es Nacht. Mit den Filmbildern im Kopf kannst Du aus der Loge heraustreten - und bist im Stadion: zu Ehren der Gäste voll ausgeleuchtet. Inmitten der Menschenleere stehst Du da als Gast der VIP-Lounge. Es ist sehr still. Es ist, als könne man Stimmen hören. Und nicht nur die des Films. Der Blick weitet sich. Geschichte und Zukunft, 1938 und 2006, liegen plötzlich sehr nahe beieinander - und haben doch so wenig miteinander zu tun.
Heute, am Folgetag, wird von der KarstadtQuelle AG der erste FIFA-FAN-SHOP in Berlin eröffnet, gleich neben dem Bahnhof Zoo. Statt Netzer ist Beckenbauer da. Live. Auch der FIFA-Generalsekretär Urs Linsi, der Innen-/Sport-Minister Otto Schily und Jürgen Klinsmann sind gekommen. Und als sie dann alle zusammen für den Fototermin aufgestellt werden, knipst das Rudel der Fotografen die ganze Riege ab, ohne Unterlass. [1]
Rund um das Podium gibt es viele fesche, meist eher jüngere Männer. Fast alle im Anzug und viele mit Mobiltelefonen in den Händen. Wenn Sie nicht telefonierern, haben sie offensichtlich auch untereinander viel miteinander zu bereden: selbst während die VIP’s den ersten Fan-Shop eröffnen und sich danach auf die Aufzeichnung der DFS-Sendung vorbereiten. Sie kennen die Stimmen ihrer Herren und das, was sie zu sagen haben werden, erst recht, und scheinen kaum noch darauf zu achten.
Schließlich wird DER Pokal, um dem es geht, vom (bislang noch verletzten) Hertha-"Kapitän" Arne Friedrich (22 Länderspiele) hereingetragen. Und erneut macht sich das Fotografen-Rudel ohne Unterlass daran, die VIPs mit dem Pokal abzulichten.
Danach dürfen sich auch einige Andere damit ablichten lassen.
Quod erat demonstrandum:
WS.