transmediale, 32nd, (I)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 4. Februar 2019 um 23 Uhr 10 Minutenzum Post-Scriptum

 

Heute (er-)öffnet die 32. transmediale ihre Türen im Haus der Kulturen der Welt in Berlin:

Im Zusammenhang mit dieser am 15. Oktober 2018 veröffentlichten ersten Presseerklärung im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung ist besonders bemerkenswert:

 der Verzicht auf einen eigenen Titel
 die Schlüsselfrage: "What moves you?"

 der Verzicht auf die weitere aktive Nutzung von facebook
 die Einrichtung eines eigenen Telegram-Channels

 die Neue Plattform für Studierendengruppen

 der Abschied des künsterischen Leiters im Jahr 2020
 die Neuausschreibung für die Jahre 2021 & 2022

 der Verzicht auf die deutsche Sprache bei der transmediale.de-Webseite [1] Im Gegensatz zu dieser nachfolgend zitierten ersten Presse-Erklärung

transmediale 2019 untersucht die Rolle von Emotionen und kultureller Emergenz in der digitalen Kultur
Während der transmediale 2019 steht vom 31. Januar bis zum 3. Februar die Frage im Mittelpunkt, welche Rolle Emotionen und Empathie in der digitalen Kultur spielen. Internationale Künstler*innen, Kulturschaffende und Theoretiker*innen kommen im Haus der Kulturen der Welt mit dem Ziel zusammen, Gefühlstechnologien besser zu verstehen und zu hinterfragen. Eine der Schlüsselfragen der 32. Festivalausgabe, zum achten Mal unter der künstlerischen Leitung von Kristoffer Gansing und ko-kuratiert von Daphne Dragona, Inga Seidler und Florian Wüst, ist „What moves you?”. Sie bezieht sich damit nicht nur auf eine emotionale Reaktion, sondern auch auf die Art und Weise, wie Affekt heute als politische Kraft instrumentalisiert wird.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren hat die bevorstehende Festivalausgabe keinen Titel, um den Fokus auf die Möglichkeit von Entstehung zu richten: Als Reaktion auf eine krisenhafte Zeit will die transmediale verstärkt Teilnehmer*innen und Publikum einbinden und sich auf die Schaffung einer Lernumgebung konzentrieren statt auf die Festschreibung von Bedeutung.

Vor den öffentlichen Festivaltagen bietet die transmediale erstmalig eine Studierenden-Plattform sowie ein Workshop-Programm an. Kompletter Programmtext

Das Partnerfestival der transmediale, CTM – Festival for Adventurous Music and Art, wird 20: Die Jubiläumsausgabe mit dem Titel Persistence findet vom 25. Januar bis zum 3. Februar 2019 an verschiedenen Orten des Berliner Nacht- und Kulturlebens statt. Weitere Informationen zum Thema und zum Programm gibt es hier.

transmediale stellt Nutzung ihrer Facebook-Seite ein
Ab Oktober 2018 stellt die transmediale die aktive Nutzung ihrer Facebook-Seite ein, um der mittlerweile scheinbar unausweichlichen Homogenisierung durch die zentralisierte Plattform mit einer Neuausrichtung der eigenen Kommunikationsstrategie zu begegnen. In der Hoffnung, weitere Diskussionen darüber anzustoßen, wie man sich derartigen Abhängigkeiten widersetzen und die Entwicklung von Alternativen fördern kann, aktualisiert die transmediale ihre Newsletter-Struktur, erkundet die Möglichkeiten des Direct Messagings und rückt die eigene Website wieder als zentrale Informationsquelle in den Fokus. Ganzes Statement

Die transmediale ist ein Projekt der Kulturprojekte Berlin GmbH im Haus der Kulturen der Welt. Die Kulturstiftung des Bundes fördert die transmediale bereits seit 2004 als kulturelle Spitzeneinrichtung.

Was folgt, ist der am Dienstag, den 22. Jänner 2019 zugestellte Text zur Eröffnung am heutigen Abend:

Am 31. Januar eröffnet die transmediale 2019 (https://2019.transmediale.de/de/theme) ihr viertägiges Festivalprogramm im Haus der Kulturen der Welt.

Dieses Jahr schafft die transmediale eine Umgebung für Lernprozesse und entstehende kulturelle Formen, um sich mit der affektiven Dimension der gegenwärtigen digitalen Kultur zu beschäftigen. Mit seinem Fokus auf diskursiven und performativen Formaten verzichtet das Festival dieses Mal auf eine Ausstellung und klar definierte Sektionen: Screenings, Performances, Vorträge und Workshops werden in einer hybriden Programmstruktur kontinuierlich miteinander verzahnt und aufeinander bezogen.

Die 32. Ausgabe beginnt mit der Eröffnungsveranstaltung Structures of Feeling (https://2019.transmediale.de/de/content/structures-of-feeling-transmediale-2019-opening) mit Hannah Davis, Bernd Scherer, Anna Tuschling, Stefan Wellgraf und Kristoffer Gansing, die die gegenwärtige Wende in Richtung Affekt, Emotion und Gefühl im Kontext von Gesellschaft, Technologie und Politik unter anderem in Form eines Tech-Tutorials zu Emotionen im maschinellen Lernen und einer Ethnografie der Minderwertigkeitsgefühle beleuchten.

Während des gesamten Abends wird Emanuel Almborgs Film The Nth Degree (https://2019.transmediale.de/de/content/the-nth-degree-0) gezeigt, der auf einem Theaterstück basiert und junge Menschen aus London und Wales zusammenbringt, um Verbindungen zwischen zwei historischen Aufständen und damit zusammenhängenden Themen wie Race, Class und Eigentum herauszuarbeiten. Das zu jeder vollen Stunde beginnende Screening wird um ein Gespräch zwischen dem Künstler und Julienne Lorz ergänzt, das von Kurator Florian Wüst moderiert wird.

Das neue globale Phänomen #purplenoise (https://2019.transmediale.de/de/content/opting-out-is-not-an-option) bringt seine explosive Mischung aus rücksichtslosem Handeln, sozialer (Des)Information und wahrer Liebe ins HKW, während die Ausstellungshalle 1 zu einem performativen Raum wird: Marija Bozinovska Jones präsentiert hier die neueste Episode ihres laufenden Performanceprojekts Fascia (https://2019.transmediale.de/de/content/fascia-18100619013) , in dem sie formgebende und ausbeuterische Prozesse von Affekten erforscht – und wie sich diese in Quantifizierung, Datafizierung, Selbstoptimierung und künstlicher Intelligenz manifestieren.

COOL FOR YOU beschwört in ihrer Performance FEELING DIFFICULTIES (https://2019.transmediale.de/de/content/feeling-difficulties) mehrdeutige Atmosphären aus vermeintlich widersprüchlichen Emotionen herauf.
DJ ShluchT, Panasiagirl, ¥€$Si, !Mediengruppe Bitnik, Omsk Social Club und Gäste präsentieren den Cryptorave #8.

Detaillierte Informationen zum Eröffnungsabend finden Sie hier (https://2019.transmediale.de/de/content/transmediale-2019-opening) .

Die transmediale ist ein Projekt der Kulturprojekte Berlin GmbH im Haus der Kulturen der Welt. Die Kulturstiftung des Bundes fördert die transmediale bereits seit 2004 als kulturelle Spitzeneinrichtung. Mit ergänzender Unterstützung der Bundeszentrale für Politische Bildung, Medienboard Berlin-Brandenburg und der Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin.

Die vollständige Liste unserer Unterstützer finden Sie auf unserer Website (https://transmediale.de/de/partners) .

Nach dem Einspielen dieses Trailers tritt an diesem Abend keine(r) der Offiziellen, keine(r) der Förderer oder Partner auf die Bühne [2]. Und doch werden sie alle eingangs genannt, im vollen Umfeng und mit alllem Respekt, der ihnen gebührt, die Beteiligten, die Ausscheidenden und die Verstorbenen [3].

Anstatt sich ein Thema zu setzen, wird den ganzen Abend lang zu begründen versucht, warum es in diesem Jahr angezeigt und angesagt sei, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Oder ihnen zumindest im wissenschaftlichen Diskurs jenen Platz einzuräumen, der ihnen gebührt.

Dieses Vorhaben ist eine grosse Herausforderung. An alle Beteiligten. Und auch an das Publikum. Spätestens, als auf der Bühne vor Beginn des Abschlusspanels erklärt wird, es draussen Freigetränke gäbe, sind viele nicht mehr auf den Sitzen zu halten.

Jetzt endlich können stattdessen auch jene noch das bis dahin voll besetzte Auditorium betreten, das ihnen bis zu diesem Zeitpunkt verwehrt worden war. Aber es ist für sie verdammt schwer, diesem Abschlussgespräch noch zu folgen, wenn man den drei ReferentInnen nicht hat zuvor zuhören können.

CC by-nc-sa Adam Berry, transmediale

Und dem Moderator, Kristoffer Gansing, selber. Der in seiner Eröffnungsrede, die keine sein wollte, seine ganze bisherige transmediale-Geschichte - "keine Sorge, ich werde erst im nächsten Jahr die transmediale zum letzten Mal auf dieser Bühne vertreten" - genauer, deren Diskussions-Inhalte durch einen numbercruncher [4] hat laufen lassen. Und das abstrakt-komische Resultat der KI-Analytics in verteilten Rollen zur Darstellung brachte.

Was ihm einen doppelten Erfolg einbrachte: so er konnte kritisch auf den Diskurs der letzten Jahre und darauf, wie er geführt wurde eingehen. Und er konnte zugleich bei all dieser (Selbst-)Kritik darauf hinweisen, dass dieser in diesen Jahren geführte Dialog immer noch um ein Vielfaches verständlicher und hilfreicher gewesen sei als das, was jetzt die Künstliche Intelligenz daraus gemacht habe.

Würde man aus dieser eher kursorischen Beobachtung einen ganzen Artikel gemacht haben, hätte man ihn "Gansing’s pre-posthume wrap-up" nennen können.

P.S.

Zum Ende diesees Tages, bzw. Abends, dann noch dieses:

Zum Ende der Veranstaltung finden sich Tonaufzeichnungen neben der Dokumentation der hier in einem kleinen Ausschnitt zitierten Eröffnung - Structures of Feeling - von den folgenden Veranstaltngen auf der homepage der transmediale - Webseite:


 Living Networks
Talk

 Creating Commons: Affects, Collectives, Aesthetics
Panel

 Reworking the Brain
Panel

 Carceral Temporalities and the Politics of Dreaming
Keynote

 Building Archives for Evidence and Collective Resistance
Panel

 Knitting and Knotting of Love
Keynote

Anmerkungen

[1

transmediale 2019 focuses on the role of emotions and cultural emergence in digital culture
At transmediale 2019 the focus will be on the question what role emotions and empathy play within digital culture. From 31 January to 3 February international artists, cultural workers, and theoreticians come together at Haus der Kulturen der Welt with the aim of learning to understand technologies of feeling—and how to challenge them. Directed for the 8th time by Kristoffer Gansing and co-curated by Daphne Dragona, Inga Seidler, and Florian Wüst, the 32nd edition of the festival asks “What moves you?”. It refers not only to an emotional response but also to the way in which affect becomes mobilized as a political force today.

For the first time in many years, the festival does not have a title in order to emphasize the possibility of emergence: In response to a critical time, transmediale wants to concentrate on live practices and the creation of learning environments with a high level of participant and audience engagement rather than close down meaning.

Preceding the public festival days transmediale offers a workshop program as well as a new student platform. Full program text

The partner festival of transmediale, CTM – Festival for Adventurous Music and Art, is turning 20: The anniversary edition titled Persistence will take place from 25 January to 3 February 2019 at various locations of Berlin’s nightlife and cultural life. Further information on the topic and the program can be found here.

transmediale ceases to use its Facebook page
From October 2018 transmediale ceases to actively use its Facebook page in order to meet the seemingly inevitable homogenization caused by the centralized platform with a realignment of its own communication strategy. With the hope of stimulating further discussions on how to resist such dependences and encourage the development of alternatives, transmediale updates its newsletter structure, explores the possibilities of direct messaging, and refocuses on its own website. Full statement

transmediale is a project by Kulturprojekte Berlin GmbH at Haus der Kulturen der Welt. The festival has been funded as a cultural institution of excellence by Kulturstiftung des Bundes since 2004.

Tabea Hamperl
press@transmediale.de
tel: +49 (0)30 959 994 235
https://transmediale.de

[2... auch nicht der im Programm noch angekündigte HKW-Intendant Bernd Scherer.

[3Alex Adriaansens. Founder of V2 Lab for the Unstable Media in Rotterdam:

[4Siehe: "I Forced a Bot to watch"


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