DLF: Essenzen des Lebens und der Geschichte

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 14. August 2018 um 00 Uhr 20 Minuten

 

0.

Nach der gestrigen Hör(er)pause heute am Vormittag in zwei "Dlf Kultur"-Sendungen hineingehört, die in der Programmvorschau wie folgt angekündigt wurden:

Im Gespräch

Tibet, Yoga, Loslassen
Britta Bürger im Gespräch mit Maria von Blumencron, Journalistin und Dokumentarfilmerin

Es war ein kurzer Film über die Situation tibetischer Kinder, der vor 20 Jahren das Leben von Maria von Blumencron veränderte. Später hat sie nicht nur sechs Kindern aus Tibet zur Flucht nach Deutschland verholfen, sondern sie engagiert sich seither auch für einen Verein, der sich um Waisenkinder kümmert. Bis heute ist die Filmemacherin zwischen den Welten unterwegs.

[...]

Lesart

Das Literaturmagazin
Moderation: Joachim Scholl

Aus den Listen: Luna Darko
Gespräch mit Kolja Mensing

[...]

1.

In diesen beiden Auszügen sind zugleich zwei der wichtig(st)en Themen angesprochen, die uns weit über den Tag hinaus beschäftigen werden.

— Wer bin ich, wo komme ich her, wo will ich hin - und was kann ich auf diesem Weg durch diese Welt erfahren, vermitteln und leisten?

— Auf der erfolgreichen "Gold"suche in den Nischen zwischen der analogen und der digitalen Welt.

2.

Ja, für beide Themen, die hier zunächst einmal so gross und vielleicht etwas abstrakt daherkommen, gibt es ganz konkrete eigene Anknüpfungspunkte aus der eigenen Praxis und Projektentwicklung.

Deva Maria wirft am Ende des Gesprächs zwischen ihr (in Köln) und der Moderatorin (in Berlin) spontan ein, dass sie sich sehr darauf freue, im Oktober nach Israel reisen zu können, um auf den Spuren von Maria Magdalena wandeln und diese erforschen zu dürfen.

Und sie knüpft damit an das nächste Projekt einer eigenen Israel-Reise an, die ab dem 5. Oktober an dieser Stelle kommentiert werden wird (siehe: Die nächste Israel-Reise beginnt MORGEN ).

Kolja Mensing berichtet über die Machart des von ihm besprochenen Buches einer Autorin, die sich bereits mit "Ende zwanzig" in der "You-Tuber-Welt" mehr als nur "einen Namen" gemacht habe und die in ihrem dritten (Tage-)Buch eine Form der Darstellung wählt, die sehr stark an die Welt der Tagebücher erinnert, die es gab, als noch nicht die Screens die Augen der Jugendlichen erobert hatten.

Und er gibt damit einen weiteren Aspekt frei auf der Suche nach Antworten auf die seit nun schon fast einem Jahrzehnt gestellte Frage nach der nächsten grossen Herausforderung n a c h der Digitalisierung (siehe: hub.berlin ).

3.

"Es ist hier nicht der Ort...." wie gerne so unschön gesagt wird, sich hier wirklich auf diese Themen einzulassen, und die Herausforderungen, die damit verbunden sind, und der Reiz, der in diesen Herausforderungen liegt, das mag dann wirklich dem nächsten Buch oder den Redaktionen im DLR-Kosmos vorbehalten sein. Und doch liegt in dieser kurzen morgendlichen Beobachtung - die den Luxus voraussetzt, an so einem Vormittag eine guten Stunde Zeit zum Zuhören gefunden zu haben - vielleicht schon die Antwort auf die Frage begründet, welche wesentlichen Themen und Beiträge in den nächsten Monaten und Jahren über den Sender zur Sprache gebracht werden sollten.

4.

Denn: Viele dieser angeblich noch gesuchten Themen werden schon zur Sprache gebracht - aber ohne dabei als solche in ihrer jeweiligen Verankerung in uns und "unserer" Welt wirklich vermessen zu werden.

Denn: diese Themen funktionieren als solche Leitfragen - um hier ganz bewusst den Titel: "Das DLR auf der Suche nach seiner Leitkultur" nicht in den Vordergrund zu stellen - nur, wenn sie von uns als Hörerinnen und Hörer erkannt und als solche anerkannt werden.

Das ist in den hier nur angedeuteten Fällen der eigenen Praxis möglich, wohl wissend, dass diese mit vielen Privilegien verbunden ist (die allerdings mit einer für viele so nicht nachvollziehbaren Härte und Beharrlichkeit immer wieder neu erarbeitet werden müssen).

Und das ist produktiv, beflügelnd, ja, manchmal sogar beglückend, da es hier eben nicht um Echo-"Kammern" geht, sondern darum, dass das von diesen Beiträgen ausgelöste Echo neue Denk- und gelegentlich sogar neue Spiel- und bestenfalls sogar neue Handlungs-Räume erschliesst.

5.

Aber was ist mit all jenen "Nine-to-Five-Fellows", denen diese Möglichkeiten nicht offenstehen? Für die sind diese hier angesprochenen Fragen nach dem Wesentliche doch genauso von Bedeutung. Auch wenn sie eben nicht in den hier beispielhaft vorgeführten Programmangeboten wahrgenommen und darin gespiegelt werden können?

Sind solche Grossen Fragen nur für Jene, die es sich leisten können, darüber zu reflektieren? In einem der am wenigsten bekannten Theaterstücke von Bert Brecht aus der Exilzeit heisst es an einer Stelle: "Wofür leisten wir etwas"? Und die Antwort lautet: "Dafür, dass wir uns etwas leisten können!"


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