Immer besser, immer frecher, immer gefährlicher

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 21. September 2017 um 22 Uhr 54 Minuten

 

DAS INTERNATIONALE DILEMMA:

Am 19. September 2017 stellt ab 10:39 Spiegel Online diesen Text ins Netz:

Schadprogramm infiziert bekannte Wartungssoftware

und verweist dabei auf:

Einen Bericht der Internetsicherheitsfirma Talos wonach das Programm CCleaner beim Installieren eine getarnte Schadsoftware mit installiert.

Danach sind "die Versionen Cleaner 5.33.6162 und CCleaner Cloud 1.07.3191 betroffen, die zwischen dem 15. August und dem 12. September verteilt wurden."

Dokumentiert wird der ganze Vorgang in einem eigenen Blogpost von Piriform seit Montag, den 18. September 2017: Security Notification for CCleaner v5.33.6162 and CCleaner Cloud v1.07.3191 for 32-bit Windows users.

Inzwischen gibt es eine neue bereinigte Version 535 die vom Download-Server heruntergeladen werden kann.

Soweit, so gut.

Das schlimme an dieser Geschichte ist, dass die Entdeckung dieser Manipulation letztendlich einem Zufall geschuldet war. Und dabei reden wir hier von Profis: Pririform wurde Mitte diesen Jahres übernommen von "einem der weltweit größten Hersteller von Antivirensoftware. Zum Zeitpunkt der Übernahme soll CCleaner 130 Millionen aktive Nutzer gehabt haben."

EINE NATIONALE ANTWORT?

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka eröffnet heute in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller, das Deutsche Internet-Instituts für die vernetzte Gesellschaft:

DER KOMMENTAR:

Das Eine habe mit dem Anderen nichts zu tun? Der Einsatz von frei zugänglicher Software für den digitalen Alltag nichts mit den ambitionierTen Donnerstagsreden von Direktoren, Professor*innen und einer Ministerin?

Im Gegensatz zur Verkündeten "Aufrüstung der Schulen für das Internetzeitalter" [1] ist das Versprechen umgesetzt worden, der Wissenschaft die Chance zu geben, sich verstärkt zu rüsten und darüber zu beraten, wie wir in der Welt von Morgen heute schon leben und arbeiten werden.

Die Rede ist gleich zu Beginn der Eröffnungsveranstaltung [2] von Dr. Martin Emmer - der sich dankenswerter Weise selber als FU-Professor für Kommuniikationswisschaft und einer der drei Gründungsdirektoren des Instituts vorstellt - von dem Ziel, "nachhaltige Forschung im Bereich der Digitalisierung" zu betreiben.

Das ist gut so und weckt viele Hoffnungen - auch für die Zeit nach den Wahlen am 24. September 2017.

Denn so viel scheint sicher zu sein: es wird nach den Wahlen nicht mehr dieses Kuddelmuddel all dieser Ministerien geben dürfen, die jeweils für sich beanspruchen, für dieses Thema in besonderer Weise zuständig zu sein.

Es wird vielmehr einen Staatsmister im Bundeskanzleramt geben, der diese Fragen und Strategien koordiniert, die Forderungen des Digital-Gipfels vom 12. und 13. Juni 2017 werden in diese Arbeit Eingang finden, und die Diskussion um die Digitale Transformation, wie jetzt gerade wieder in München erlebt [3] wird zeigen, ob es erstmals gelingt, eine Revolution zu bewältigen, ihr mit dem Begriff der "Industrie 4.0" einen Namen zu geben und auf ihrer Welle zu reiten [4], bevor wir Gefahr laufen, in dem Tsunami dieser Wellen zu ertrinken, die schon heute auf das gerade erst entdeckte "Neuland" heranbrausen.

Disruption oder Untergang?! Wir, die wir in unseren Verhaltensweisen geprägt werden von industriellen Entwicklungen, deren Follower wir sind, die wir als Fellow Traveller [5] begleiten, anstatt sie noch an den entscheidenden Entwicklungspunkten aktiv und agil selber mit zu gestalten, ja, zu prägen, wir, die wir immer noch mit Leidenschaft für oder gegen eine deutsche Leitkultur argumentieren und vergessen, welchen kulturellen Flurschaden wir schon heute damit anrichten in dem wir jedwede Art von App zum Einsatz zu bringen, ohne deren AGB’s auch nur zur Kenntnis genommen zu haben, geschweige denn gelesen und verstanden...

Die Verdichtung der Vernetzung sei die eigentliche gesellschaftliche Herausforderung eines granularen On-Live-Zeitalters" [6] ... in einem Land der Dichter und Denker? Was haben wir gegen die Daten-Verdichter und Vordenker im Siiicon Valley auszurichten, was gegen eine chinesische Fire-Wall und das Halal-Internet der arabischen Welt, die die Distribution unserer Ansichten und Einsichten, selbst wenn sie in englischer Sprache formuliert würden, zur Farce machen? Kann ein deutsches Wesen, das sich den Erscheinungen der digitalen Welt zu stellen bereit ist, vorstellen, zumindest für Deutschland grundlegende Antworten finden, die der Wirtschaft zum Nutzen und dem Menschen zum Wohle gereicht?

In der Abschlussdiskussion wird von dem oben bereits benannten Professor die Aufgabe dieses Instituts nochmals in wenigen Worten zusammengefasst. Sie lauten:

Es geht uns nicht darum, jedes neueste Phänomen sofort beschreiben und einordnen zu können, sondern es geht uns wirklich darum, dass wir sehr grundlegend verstehen, wie solche Dinge funktionieren. Und genau das soll am Ende der Mehrwert dieses Instituts sein.