Es war einmal: ein T-Punkt in Berlin

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 21. August 2017 um 12 Uhr 37 Minuten

 

0.

Es war einmal... ein "T-Punkt Charlottenburg" der Deutschen Telekom AG in Berlin. Dort wurde man als Gast begrüsst, als "User" beraten, als Kunde betreut und als Käufer bedient.

Für Handy-Kunden gab es eine Service-Station mit Menschen, die auch mit einem Schraubenzieher umgehen konnten und einen Software-Service-Bereich, wo einem mit Rat und Tat geholfen wurde.

1.

Heute, wieder diesem Ort vorbeigefahren, wird das Geschäft zunächst nicht mehr wiedergefunden... und dann doch, einige Häuser weiter: Da war es dann doch zu sehen, das grosse Telekom-T-Logo an der Hauswand [1] .

2.

Am Eingang sitzt ein etwas androgyn aussehender junger Mann und verwehrt schon mit seine Fragen einen weiteren Zugang ins Geschäft.

Mehr noch: er verwehrt jegliches Anliegen nach einem Service. Vielmehr will er die T-Mobil-Nummer haben, damit die dahinter liegenden Daten für das Geschäft zur Nutzung freigeschaltet werden können.

Eigene Fragen haben keine Relevanz. Fragen nach den Hot-Spot-Diensten werden nicht nur nicht beantwortet, sondern im Verlauf eines immer lauter werdenden "Gesprächs" schliesslich mit dem Satz beantwortet: "Hier gibt es keine Beratung. Wir sind hier, um etwas zu verkaufen. Wenn Sie was wissen wollen, können Sie ja bei der Telekom anrufen."

3.

Auf einer der Seitenwände Monitore mit riesiegen volatilen (will sagen: sich bewegenden) Schriftsätzen in weisser "Farbe" auf magantafarbenem Hintergrund, auf denen der Verkauf alle Samsung Telefone zu einem Rabatt von 50% angepriesen wird.

Das heftige Erschrecken auf Kundenseite wird mit dem Satz beantwortet: "Ich fordere Sie hiermit auf, das Geschäft zu verlassen."

4.

Die Telekom anrufen?! Am Abend dauert es knapp ein 3/4 Stunde, bevor es gelingt, einen Vertreter aus dem Segment der Geschäftskundenbetreuung über das Mobiltelefon erreichen und ansprechen zu können. Aber dann gibt es dort auch nützliche Hinweise.

Und vor allem den Ratschlag, in dieser - nur nebenbei erwähnten - Sache eine Mail zu senden an "servicecenter.gk@telekom.de".

5.

Diesem Rat wird hiermit entsprochen, wenn auch in einer vielleicht eher ungewohnten Form: dieses Schreiben wird in dieser Weise so formuliert, dass es auch öffentlich gelesen und nachverfolgt werden kann.

Denn als Geschäftskunden aus einem Telekom-Geschäft herausgeworfen zu werden, das ist eben dann doch keine reine Privatsache mehr...

6.

Um der Sache weiter auf den Grund zu gehen: ein Blick in das Telefonbuch. Dort ist unter dem Link https://www.dastelefonbuch.de/Firmen/T-Punkt/Berlin—Charlottenburg überhaupt keine Adresse in der Tauentzienstrasse mehr zu finden.

7.

Alternativ wird die Adresse http://www.telekom.de/telekom-shops aufgerufen. In die Suchmaske wird "Berlin Charlottenburg" eingegeben. Anworten gibt es... keine (sic!). Einen Zugang zu irgendeiner Adresse lässt sich auf diesem Weg nicht finden. Stattdessen gibt es einen charmant werblich abgepufferten "404er", der so aussieht:

Und ausgerechnet mit dem Satz endet: "Oder besuchen Sie uns persönlich in einem Telekom-Shop in Ihrer Nähe." [2]

8.

Der Versuch, den im Telefonbuch aufgeführten Shop in der Wilmersdorfer Strasse 60 aufzusuchen scheitert... bereits an einem Bauzaun, der vor dem Haus mit dieser Adresse aufgestellt ist.

9.

Schliesslich wird auf der Seite: https://shopsuche.telekomshop.de/shop_details/1090013/telekom-shop-berlin-city-kurfurstendamm-235 das aufgesuchte Geschäft gefunden. Und es ist damit klar, dass es sich hier nicht um einen sogenannten "Telekom Exclusiv Partner Shop" gehandelt hat. Und dass - laut Impressum - die Telekom Deutschlang GmbH mit Sitz in Bonn auch für dieses Geschäft verantworlich ist.

10.

Am Schluss der hier eingeblendeten "404er"s heisst es:
"Wir bitten um Ihr Verständnis.
Ihre Telekom"

Nein, der Vorrat an Verständnis ist aufgebraucht.


Fair geht vor. Daher an dieser Stelle auch der Wortlaut des Anschwortschreibens, das am Montag, den 21. August 2017 um 11.26 eingetroffen ist.

Hallo Herr Dr. Siegert,

es tut mir leid das Sie in einem Shop von uns, solch ein unschönes Erlebnis hatte.

ich habe Ihre Informationen zu diesem Vorfall intern weitergeleitet damit im Shop ein Feedback ankommt und entsprechend auch nochmal auf die Mitarbeiter eingegangen wird.

In einem stark umkämpften Kommunikationsmarkt ist es wichtig das wir uns nicht nur mit unseren Produkten, sondern auch durch unseren Service von unseren Mitbewerber abheben.

Ihre Hinweise zur Shopsuche auf unserer Seite habe ich an die entsprechenden Kollegen weitergegeben.

Ich hoffe das wir Sie in Zukunft durch unseren Service wieder von uns als Ihren Ansprechpartner überzeugen können.

Sie haben noch weitere Fragen? Zögern Sie nicht, uns anzusprechen.
Rufen Sie unsere Kundenberater einfach an. Oder besuchen Sie uns im Internet unter www.telekom.de/gk/hilfe - für Antworten auf häufige Fragen, viele Tipps und Kontakt zu unseren Beratern und anderen Kunden.

Einen guten Start in die neue Woche.

[N.N.]

Geschäftskundenservice

Anmerkungen

[1Diese Foto ist nicht aus eigner Hand, sondern als "öffentlich" bei Google-Maps aufgefunden und dort am 6. Juli 2017 um 15:54 hochgeladen worden:

[2Bei dem Versuch, der Sache weiter auf den Grund zu gehen, kommt es zu der folgenden Meldung:


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