Hört, hört: Zeitungs-Hör-Bilder

VON Dr. Wolf SiegertZUM Sonntag Letzte Bearbeitung: 9. April 2017 um 12 Uhr 32 Minuten

 

Das erste auch heute noch bekannte Bild dieser elektronischen Zeitung geht zurück auf den Geburtstag des Autors. Es ist der 19. September 2010. Ein Sonntag [1]:

Auf diesem Foto ist der Text der noch nicht eingeworbenen Journale und Gazetten mit einem "Lorem ipsum dolor sit amet..." ausgefüllt. Dennoch ist der Anfang eines schweren, langwährenden wie langwierigen Weges bereits gemacht.

Dieses Foto zeigt die Nutzung der elektronischen Zeitung im Kontext einer Tasse Kaffee. Das ist typisch, nachvollziehbar und entspricht auch den eigenen Erfahrungen.

Selbst die Begegnung zu einem ersten Hintergrundgespräch mit dem "eloquenten und kenntnisreichen kanadischen Chef von PressReader, Nikolay Malyarov" am 23. Juni 2015 in Berlin fand, wie hätte es anders sein sollen, in einem Kaffee statt [2]

An diesem Wochenende nun erstmals diesen Dienst zum Frühstück an einem Kaffeetisch in Betrieb gesetzt. Da heute niemand anders an diesem Tisch sitzt, wird als virtueller compaignion die aktuelle Software-Version des PressReaders auf ein Android-Smartphone (Version 6.0.1) geladen und aktiviert.

Ausgesucht wird die Berliner Tageszeitung "Der Tagesspiegel" - und zunächst einmal der Fortschritt bewundert, den diese Software inzwischen über die Jahre hinweg gemacht hat: Informationssuche, Bedienungshilfe und Kommunikationskomfort stehen in einem inzwischen immer besser aufeinander abgestimmten Verhältnis.

Alsbald aber gibt es ein Angebot auf dieser App, das auch schon die Ausgestaltung und Ausentwicklung dieser eigenen "DaybyDay"-Seite in den letzten Jahren mit beeinflusst hat: die Vorlese-Funktion.

In all den werbenden und als Referenz zu dieser Anwendung auftauchenden Bildern wird diese so gut wie gar nicht "zur Sprache gebracht". Und dabei hat sie sich inzwischen zu einem echten Asset entwickelt [3].

Die Versuchsanordnung dieses Morgens war ebenso einfach wie überzeugend: Die Sektionen Lokales, Kultur und Medien werden nacheinander aufgerufen und in ihren jeweiligen Textsegmenten vom System ausgesucht - und vorgelesen.

Der nur zuhörende, weil frühstückende Nutzer weiss dabei zunächst nicht, was ihn als jeweils nächsten Beitrag erwartet. Denn diese rein akustische Anordnung erlaubt dem Auge nicht, von einer Überschrift zur nächsten zu springen, sondern die Software tut das für ihn. Oder: Der Finger, der das jeweils angezeigte Stop- oder Forward-Symbol anrührt.

Dennoch macht diese Art des automatisierten Zappens durchaus Sinn. Und manchmal ist es gerade dieser "Überraschungseffekt", der auch funktioniert. Ganz so wie bei den Radio-Nachrichten, deren genaue Themenabfolge zuvor den Zuhörern auch nicht bekannt ist.

Gerade dieses Sich-ein-Stück-weit-Verlierens in Themen und Thesen, die zunächst nicht auf dem eigenen Erwartungshorizont abgelegt worden wären, kann - solange die die Beiträge nicht zu ausführlich werden - einen ganz besonderen Reiz ausmachen.

Und wem das immer noch nicht reichen sollte, dem/der fehlt jetzt eigentlich nur noch ein Siri-, Alexa-, Cortana-, ... Befehlsempfänger, der diese Aufgabe einer inter-akustischen Fernsteuerung übernimmt. Und das Ganze wäre perfekt für das sonntägliche Frühstück.

Bleibt nur noch eine Aufgabe zu lösen: Was passiert, wenn man das Glück hat, das Frühstück gemeinsam einnehmen zu können?

Dann könnte die "Bessere Hälfte" immer noch im besten Falle "der Feind des Guten" werden.

WS :-)

Anmerkungen

[1Zu diesem Zeitpunkt ist das Brand bereits gute 10 Jahre alt.

[2Ab dem 22. Juli 2016 lud er auf YouTube zu einem PressReader-Panel auf der diesjährigen SXSW ein, zu einem Panel mit "several industry leaders representing the publishing industry: a leading media analyst and a representative form the tech-industry" ... aber niemanden aus der Branche der Journalist*innen, der allseits so gerne hoch gepriesenen - "Journalism is not dead - not now, not ever" - aber zumeist eher schlecht als recht bezahlten sogenannten "contentcreator"...

[3Und sie entwickelt dann ihre ganzen Qualitäten, wenn auch das mobile Endgerät mit einer Klangwiedergabeleistung ausgestattet ist, die diese Leistungen auch wirklich zu Gehör zu bringen vermag.


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