Medientage München (I)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 14. November 2016 um 00 Uhr 45 Minutenzum Post-Scriptum

 

Hier die erste Ankündigungen dieses Events, das am 12. Juli 2016 auf dem Desktop bzw. dem Smartphone angekommen sind.

Der Titel - oder das "Motto", wie es in der Ankündigung heisst - in diesem Jahr heisst:

"Mobile & Me – Wie das Ich die Medien steuert".

Auf dem neu konzipierten MEDIENTAGE-Gipfel am Eröffnungstag stehen gesellschaftliche wie auch wirtschaftliche Auswirkungen heutiger Technologien im Mittelpunkt: Dank (selbst-)lernender Algorithmen und neuronaler Netze macht die Entwicklung künstlicher Intelligenz rasante Fortschritte. Neue Geschäftsfelder lassen sich bereits heute erschließen; viele Branchen werden sich in absehbarer Zukunft grundlegend verändern. Einen Einblick in den Stand der Technologie und mögliche Zukunftsszenarien für die Medienbranche gibt daher Professor Wolfgang Wahlster vom deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in seiner einführenden Keynote.

Was Industrie 4.0, künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge ganz konkret für Wirtschaft und Gesellschaft bedeuten, diskutieren im Anschluss Martina Koederitz, Vorsitzende der Geschäftsführung IBM Deutschland und Philipp Justus, Managing Director von Google. Eröffnet wird der MEDIENTAGE-Gipfel vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und dem BLM-Präsidenten Siegfried Schneider.

In zwei weiteren hochkarätig besetzten Diskussionsrunden geht es dann um die Frage, wie sich die Medien im Sog von Netzwerken und automatisierten Abläufen aufstellen. Zugesagt haben u.a. bereits Medienexperten wie Vice.com Deutschland-Chefredakteurin Laura Himmelreich, ORF-Anchor Armin Wolf, Wolfgang Link von ProSiebenSat.1 TV, Sky-Vorstand Carsten Schmidt, BR-Intendant Ulrich Wilhelm, ProSiebenSat.1-Vorstand Conrad Albert, Stefan Plöchinger von der SZ und Florian Hager, Junges Angebot ARD/ZDF. Moderiert wird der Gipfel, der erstmalig am Nachmittag des Eröffnungstages stattfindet, von der Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali. Und als Jubiläums-Highlight tritt Kabarettist Django Asül auf.

Neues Konzept, neue Location "Nacht der Medien"

Am Abend des zweiten Kongresstages (26.10.) findet die Nacht der Medien, das Get Together der MEDIENTAGE MÜNCHEN und ’Place to Be’ für Sender-Chefs, Publisher, Politiker, Produzenten, Journalisten, PR-Leute und Kreative, in Münchens derzeit spannendster Interimslocation, der Säulenhalle, statt. Lassen Sie sich nach 13 Jahren im Justizpalast von einem neuen Party-Konzept überraschen.

Freuen Sie sich außerdem auf insgesamt 85 einzelne Panels rund um die aktuellsten Fragen der Medienbranche, den Europatag am 27.10. und die begleitende Messe mit Themenspecials zu Smart-TV, Virtual Reality, Recruiting, Frauen in den Medien und Startups.

Die Programmübersicht finden Sie hier.

Wir freuen uns auf Sie!

Ihr MEDIENTAGE-Team

In der Aussendung vom 8. September 2016 kommt dann nochmals ein ausdrücklicher Hinweis auf die "Jubiläumsparty" mit einer "unterhaltsame[n] Zeitreise durch die Geschichte der MEDIENTAGE" sowie ein LINK auf einen Promo-Trailer, in dem diese "hot-topics" zur Darstellung gebracht werden:

[...]

Dass nach der Absage der Bundeskanzlerin diese nunmehr doch die Bühne dieses "Medientage-Gipfels" betreten wird, ist sicherlich für die Veranstalter eine Genugtuung und wird als Anerkennung der Leistungen der letzten 30 Jahre gewertet werden.

Aber man wird nicht umhin können, festzustellen, dass in diesen Tagen die Kanzlerin "Die Medien" mehr braucht als selten zuvor [1], zumal sich nun am Vorabend Horst Seehofer in der "Was nun"-Sendung des ZDF als durchaus versöhnlich präsentiert hat.

Was er sich dann als Auftritt geleistet hat, entbehrt nicht des Humors und zeigt doch seine Fähigkeit, sich einmal mehr einen schlanken Fuss zu machen. Denn zum Thema des Kongresse ist auch dieses Mal - und dass obwohl er nun auch selber auf der Bühne steht - kein Sterbenswörtchen zu erfahren.

Im Gegensatz dazu die Kanzlerin, die sich ihre Aufgabe stellt, ohne dass es ihr gelungen wäre, irgend eine Art von "Ruck"-Rede zu halten. Es bleibt bei den Wortblöchen, die ihr die Fachreferenten zusammengestellt haben. Allenfalls bei dem Thema IT-Gipfel (nein, nicht Mediengipfel sondern IT-Gipfel) kommt sie in Fahrt und lobt die langjährige und gute Zusammenarbeit - auch mit den Partnern aus der Industrie.

Aber sowohl diese Reden als auch die weiteren Beiträge dieser Plenumsveranstaltung sind so ausführlich kommentiert, dass hier als pars pro toto nur dieser Twitter-Beitrag zitiert wird:

Bleibt die Frage, welcher eigene Beitrag angesichts eines solchen Zeitraums angemessen, sinnvoll und für die Zukunft produktiv sein kann. Dazu der folgenden Entwurf eines Kommentars:

Warum war Frau Dr. Merkel in München? Auf jeden Fall nicht, um dort ein medienpolitisches Zeichen zu setzen. Ihr Beitrag war korrekt, die ihr zugeschriebenen Aussagen waren sachlich und fachlich zutreffend. Aber wirklich ein Zeichen gesetzt hat sie damit nicht. Sie selber war das Zeichen. Aber auch darauf hat sie nicht wirklich gesetzt. Sie hat vielmehr die ur-alten „Urknall“-Zitate zitiert, aber nichts über sich selber gesagt, darüber, wie sie diesen Wandel in den letzten dreissig Jahren erlebt – oder auch mit gestaltet – hat... kurz gesagt, es waren keine wirklichen Beweggründe zu spüren, derentwegen sie es als angemessen erachtet hatte, an diesem Tag und zu dieser Gelegenheit in München aufzutauchen – und alsbald wieder zu verschwinden. Nicht einmal für die Rede von Herrn Wahlster war sie mehr zu haben. Und dabei hätte – bzw. hatte – er eine Nachricht, die für die Politik von wahrlich schlagkräftiger Bedeutung war: Er machte klar, dass "sein" Institut die Urheber der Spracherkennungssoftware „Siri“ war. Aber nachdem Siemens auch diese Patente gemeinsam mit der ganzen Mobiltelefonsparte an BenQ verkauft - und die Telekom damit auch ihre Ansprüche an diesem Projekt ebenfalls aufgegeben - hatte, kommt das Ganze nun aus den USA über das Apple-Ticket wieder nach Deutschland zurück.
Holla: Hat ihm wirklich jemand zugehört?

Fragen wir also die Teilnehmer*innen selber, die heute und im Verlauf der nächsten beiden Tage noch anwesend sein werden:

  1. 30 Jahre Medientage: Wann haben Sie das erste Mal teilgenommen?
  2. Was waren die stärksten, nachhaltigsten Veränderungen? Was wird nach wie vor wichtig bleiben?
  3. Wie müssen die Medientage in Zukunft aussehen, woran müssen sie sich orientieren, wenn sie DER Medienkongress # 1 in Europa bleiben wollen?

Die Antworten? Noch ist es zu früh schon am Ende des ersten Tages ein Resümee zu ziehen - oder gar aufzuschreiben. Aber die Fragen haben dazu geführt, auch mit Personen sprechen zu können, die die ganze Geschichte dieser Veranstaltung miterlebt und auch mit gestaltet haben. Und dabei kristallisiert sich folgendes heraus:
 Aus Rücksicht auf den Tod von Franz Josef Strauss wurde die Startphase des Projektes zwar nicht abgesagt, aber zunächst eher diskret in Szene gesetzt.
 Es war klar, dass es sich hier um eine medienpolitische Positionierung handelte, in der von staatlicher Seite Zeichen gesetzt werden sollten.
 Entscheidend war aber auch, dass bei der Vorbereitung inhaltlich hart und durchaus kontrovers diskutiert wurde.
 Und: es gab zu Anfang genug Geld, dieses Anlagen zu unterstützten, bis zu den ersten Einsprüchen des Rechnungshofes, dass hier auch Persönlichkeiten und deren Unternehmen unterstützt würden, die aus der privaten Wirtschaft kämen.

Weitere Aussagen:

 Heute dominieren die Interessen eben dieser privaten Wirtschaft der Veranstaltung. Ein Grossteil der Panels wird nicht nur von solchen Einrichtungen besetzt, sondern auch bezahlt.
 Dass die Bundeskanzlerin an diesem Tag erscheint, habe keine wirklich inhaltlichen Beweggründe gehabt. Sondern sei vielmehr das letzte Aufbäumen der Politik gegen die immer grössere Macht, den sich immer weiter ausdehnende Einfluss "der Privaten".
 "Die Privaten", das sind heute aber nicht mehr die Opponenten, die einst gegen "Die Öffentlich-Rechtlichen" angetreten sind, sondern dass sind heute die Konzerne wie "IBM" und "Google", die heute auch an prominenter Stelle mit auf die Bühne gebeten wurden.

Und hier, at last but by all means least, die Themen des Tages im Überblick:

German Entertainment & Media Outlook 2016-2020: Online Video
Das Zeitalter des kleinen Bildschirms
PricewaterhouseCoopers

25.10.201611:00-12:00P121Raum 5Bewegtbild
Schulterschluss der Zeitschriftenverlage
Was heißt das für Agenturen, Werbungtreibende und andere Medien?
Verband der Zeitschriftenverlage in Bayern (VZB)

25.10.201611:00-12:15P131Raum 4Publishing
"Trend Watch" –
Welche aktuellen Medien-Innovationen werden in den nächsten Jahren die Strategien der deutschen Medienunternehmen beeinflussen?
goetzpartners

25.10.201611:00-12:00P141Raum 14 aInnovation
Connected Cars –
Die Zukunft der Medien- und Daten-Nutzung im Auto

25.10.201611:00-12:00P151Raum 3Medien & Gesellschaft
Little People, Big Data:
Welchen Schutz benötigen Daten von Kindern und Jugendlichen im Netz?
Kommission für Jugendmedienschutz (KJM)

25.10.201611:00-12:00P161Raum 2Medien- & Netzpolitik
Mobile & Me – Das mobile Leben und die Folgen für Marketingstrategien und Mediennutzung

25.10.201611:00-12:00P171Raum 12Werbung & Marketing
freenet TV und DVB-T2 HD -
Der Countdown zum Umstieg läuft

MEDIA BROADCAST
25.10.201611:00-12:00P181Raum 11TV-Trends
You can handle the truth –
The role of Factual Entertainment between escapism and eye opening
National Geographic Partners

25.10.201612:15-13:15P122Raum 11Bewegtbild
INNOVATE OR DIE!
Umsetzen statt reden – Innovation in Medienunternehmen
PULSAR Consulting Group

25.10.201612:15-13:15P142Raum 14 aInnovation
Mobile & Me: Wie das Ich die Medien steuert

25.10.201612:15-13:45P152Raum 4Medien & Gesellschaft
(Neue) Geschäftsmodelle der Mediaagenturen und deren Auswirkungen auf die Medienvielfalt
Präsentation einer Studie im Auftrag der BLM
Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM)

25.10.201612:15-13:30P162Raum 2Medien- & Netzpolitik
Die Vermessung der neuen TV-Welt
Über eine realitätsgetreue Reichweitenausweisung
Sky Media

25.10.201612:15-13:15P172Raum 12Werbung & Marketing
Over the Top oder Down to Earth:
Kann TV-Streaming eine Alternative zu Kabel-/Sat-/terrestrischem Fernsehempfang sein?
Zattoo

25.10.201612:15-13:15P182Raum 5TV-Trends
Nutzerorientierte Erlösmodelle für Paid Content:
Fakten und Erfahrungen
LaterPay

25.10.201612:30-13:15P132Raum 3Publishing
Ultra scharfes Bild, noch rarer Content: Wann wird 4K zum Star?

25.10.201613:30-14:15P143Raum 5Innovation
Workshop: Show me what you watch and I tell you who you are:
Datenschutz und Cybersecurity beim Content Customizing und Marketing
Ernst & Young

25.10.201613:30-14:15P173Raum 12Werbung & Marketing
MEDIENTAGE-Gipfel

25. 10. 2016 ab 14:30 Uhr Medientage-Gipfel 2016
Mobile & me(hr): Wer steuert wie die Medien?

http://media.medientage.de/mediathek/textservice/files/pdf/16_text_2016_1477476759.pdf

P.S.

Diese Beobachtungen am Rande hinterlassen eher Spuren des Unmutes:
 ein Teil der Vorträge des sogenannten "Gipfels" wurde noch vom Zug aus verfolgt, aber mit den üblichen Einschränkungen: auch in der ersten Klasse gibt es keinen durchgängig funktionierenden W-LAN-Zugang, so dass die Übertragung auf dem ARD-Alpha-Kanal nur zeitweise mitverfolgt werden konnte
 die BR-Lounge, in der in den Jahren zuvor noch das Ereignis über Monitor mitverfolgt werden konnte, gibt es nicht mehr (...das bedeutet auch, dass jetzt jedes Kleidungsstück an der Garderobe zum Preis von Euro 2 abgegeben werden muss: MUSS! Dank an den Kollegen, der mir einen 5-Euro-Schein zusteckte, der dann auch nicht reichte, da 1 Mantel, 1 Rucksack und ein Rolle mit insgesamt 6 Euro zu Buche schlugen)
 beim Eintreffen in Riem ist der Gipfel noch lange nicht beendet, doch schon treten eine Reihe von Besuchern den Rückweg an. Vor allem diejenigen, die sich dabei in englischer Sprache unterhalten, machen nicht gerade den Eindruck, besonders beeindruckt gewesen zu sein
 im sogenannten Pressebereich auf der Empore gibt es keine einzige Steckdose für die Rechner und die dort eingelassenen Bodentanks dürfen nicht genutzt werden, da die dort verlegten Kaltstromanschlüssen angeblich nicht ausreichend abgesichert sind (...dass es einen Raum mit Arbeitsplätzen gibt, ist von keinem der Offiziellen zu erfahren: dieser wird vielmehr am nächsten Morgen auf der Suche nach einem Rückzugsort entdeckt. Dort kann man auch seinen Mantel abhängen und die Leute vom IT-Service sind sogar in der Lage, einen Switch zuzuschalten, damit der eigene Rechner direkt ans LAN gehängt werden kann und so keine Behinderung der "kongresseigenen" Berichterstatter stattfindet: Danke!)
 die abendliche, sogenannte "Party" aus Anlass des 30. Jahrestages hat mit diesem Thema nur sehr wenig zu tun, wenn man mal von den Hintergrundbildern auf den Leinwänden absieht (... als besonderes "Highlight" tritt auf der Empore ein Sänger auf, der einige US-Standards in die Halle schmettert - ohne Rücksicht auf Verluste).

Und zum Schluss aber noch etwas Positives: Die Idee des DMAX-Teams, den inzwischen auch eingestellten Shuttle-Service mit einer eigenen Flotte guter alter "Schlitten" von zumeist US-amerikanischer Bauart zu ersetzten. Clever, originell und ansprechend - selbst dann, wenn man selber vielleicht nicht gerade ein Fan dieses TV-Kanals sein sollte. Bravo!

Anmerkungen

[1Siehe dazu ihren Beitrag auf dem diesjährigen M100-Media-Award in Potsdam:

"Doch gerade für die Pressefreiheit gilt: Sie verdient diesen Namen nur, wenn sie auch gelebt werden kann. Das erfordert leider viel zu oft auch tatsächlich den Mut engagierter Journalistinnen und Journalisten, engagierter Autorinnen und Autoren. "


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