Um verständlich zu machen, worum es hier geht, sei zunächst verwiesen auf zwei Zeitungsartikel in der WELT vom
– 4. Mai 2011 "China gründet Internetbehörde"
– 15. April 2014 "Huawei, der unchinesischste Konzern Chinas"
Und seit Montag, dem 14. März 2016, ist in den CeBIT-News über die Telekom-Cloud zu lesen:
"Das Internet der Dinge ist anfassbar geworden. 79 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, dass sie mehr in die Digitalisierung investieren sollten. Zugleich sind unsere Kunden seit dem NSA-Skandal aber auch verunsichert, gerade was das Thema Datensicherheit angeht," erläuterte Telekom-Vorstand Tim Höttges auf der Cebit in Hannover. "Deshalb brauchen wir eine deutsche Antwort, eine Cloud-Lösung, mit der wir uns von anderen Anbietern abheben."
Die Antwort der Telekom ist die Open Telekom Cloud. Mit ihr steigt das Unternehmen in ein Marktsegment ein, das bislang vor allem von amerikanischen Wettbewerbern bedient wurde. Für das Unterfangen hat sich die Telekom einen starken Partner mit ins Boot geholt: den Technologiekonzern Huawei. Dieser die steuert Hardware- und Lösungskompetenz bei, während T-Systems, die Geschäftskundensparte der Telekom, das Rechenzentrum, den Betrieb und das Cloud-Management übernimmt. Abgerundet wird das neue Angebot durch das Netz der Telekom, das für zuverlässige Verfügbarkeit steht.
Am Abend des gleichen Tages erklärt der deutsche Minister für Wirtschaft und Energie, dass es in einigen Jahren dazu kommen müsse, dass Deutschland / Europa wieder der weltweit wichtigste Standort für die digitale Wirtschaft werden solle. [1]
Wer, bitteschön, macht hier wem was vor? Der Wirtschaftsminister gibt in seiner Eröffnungsrede - die keine solche ist, da die Messe nach seinen Worten ja schon seit einem Tag schon faktisch eröffnet sei - seiner Hoffnung Ausdruck, dass die sich an die CeBIT anschliessende Hannover-Messe mit dem Partner USA nicht mit einem selbstfahrenden Google-Auto eröffnet werden möge.
Zugleich aber hat sich mit der Telekom eines "seiner" Betriebe, an der "der Staat" immer noch einen wichtigen wirtschaftlichen Anteil hält, längst von Firmen wie Siemens und Alcatel (-Lucent) verabschiedet, um sich nunmehr auch in einem so strategisch wie politisch wichtigen Punkt mit der Firma Huawei zu verbünden [2].
Dass dem so sein wird, zeichnete sich seit Jahren ab. Und über die Gründe kann auf Nachfrage gerne individuell weiter eingegangen werden. All das ist weder neu noch überraschend [3]. Aber dass gerade ein solcher am Morgen erläuterter Schritt am Abend dafür herhalten muss, um damit die angestrebte Stärkung des deutschen / europäischen Marktes zu begründen, das gibt zu denken. Und Anlass zu der Frage, wie weit hier eigentlich von "der Politik" wirklich über das nachgedacht wurde, was da heute so alles verkündet wurde.
Man sollte diesen ersten Eröffnungs-Tag nicht vor dem Abend loben.Und zunächst nochmals diese Rede und das heute vorgelegte Dokument studieren:
Morgen, am 17. März, werden vom BMWi-Staatsekretär Machnig nach der Eröffnung des sogenannten "Trusted Cloud-Portal"s die ersten "Zertifikate einer Datenschutz-Zertifizierung von Cloud-Diensten nach TCDP übergeben. Auf dem neuen Trusted Cloud Portal", so das BMWiweiter, "können Anbieter von Cloud-Services in Zukunft eine Listung ihrer Dienstleistung als Trusted Cloud Service online beantragen. Nach erfolgreicher Prüfung des Cloud Services entlang der Kriterien eines Trusted Cloud Labels (Transparenz, Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Rechtskonformität) kann der betreffende Service auf dem Trusted Cloud Portal gelistet werden."
Und dann: Soll eine Digital-Agentur gegründet werden. Mit diesem Ziel:
Neben einer stärkeren Institutionalisierung der Digitalen Agenda geht es bei der Digitalagentur insbesondere auch um den nachhaltigen Aufbau von Digitalisierungs-kompetenz in ökonomischer, rechtlicher und technischer Dimension. Mit Blick auf die teils evolutionären, teils revolutionären Wirkungen der Digitalisierung und Vernetzung soll die dynamisch verlaufende Entwicklung wissenschaftlich analysiert und kontinuierlich begleitet werden (Technologiefolgeabschätzung). Mit dieser Wissens- und Erfahrungsbasis für die digitale Transformation wäre die Behörde als wirtschaftlich neutraler Thinktank für eine Politikberatung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Digitalisierung prädestiniert..
Wenn dies das Ziel der Strategie bis ins Jahr 2025 sein soll, wann wird dann die schon zur 25. CeBIT gestellte Frage: "Was kommt nach der Digitalisierung?" zur Geltung kommen?
Wenn "wir" es offensichtlich glauben, verantworten zu können, dass immer mehr der konzerngebundenen IKT-Kompetenzen nicht mehr vor Ort vorgehalten werden können, sondern aus West wie Ost eingekauft werden, dann sollten "wir" zumindest das noch verbleibende geistige Kapital bündeln, vernetzen und in diesem internationalen Wettbewerb nachhaltig zur Geltung bringen.
Dieses ist eine der ganz wenigen Chancen, die das "Volk der Dichter und Denker" noch mobilisieren könnte, um sich für die Zukunft in der sogenannten "digitalen Welt" fit zu machen: Nicht nur über die Technikfolgen nachzudenken, sondern über diese hinauszudenken: "Byond Vision" [4] .