I.
Bei der Vorbereitung des Besuches des heutigen Messetages stand zunächst der Besuch des NEM- des New European Media -Kongresses im Vordergrund. NEM steht für New European Media und wirbt mit dem Slogan: "Driving the future of digital experience".
Bei der Vorbereitung des Messebesuchs am 27. August war für den Vortag, den 15. Oktober eine Eröffnungsrede durch den EU-Kommissar Günther Oettinger [1] sowie die Begegnungen im Rahmen der 20. Generalversammlung.
Weiter auf dem Programm standen zu jenem Zeitpunkt:
– ein NEM communities day
– einen NEM vision day, zu dem es aber noch keinen Link gab
– ein Investment & Entrepreneurship Forum
– eine Ausstellung.
Und über die bereits vorliegenden Programmabfolge für diesen zweiten Tag war zu lesen:
•The creative industry challenges in Europe
— Albert Gauthier, European Commission, Directorate General for Communications Networks, Content and Technology
•Transmedia, the future of Media industry
— François Pernot, C.E.O of the Comics & Animation division of Media Participations
•The Quantified Learner: little stories about me, a big story about us
— Chris Sizemore, BBC, Head of Product Knowledge & Learning
•The magic of the publishing sector : Key innovators tell their tale
— Holger Volland, Frankfurt Book Fair, Vice President
•New European Media, driving the future of digital experience
— Jean-Dominique Meunier, Technicolor, Chairman New European Media (NEM)
•Boosting innovation: Cooperations between the publishing sector & research institutions in Europe
— Holger Volland, Frankfurt Book Fair, Vice President
Dass die Rede Oettingers auf den heutigen Tag verschoben wurde, war nicht bekannt. Aber es gibt ja einen twitter-Account und auf diesem verweist er auf seine Rede vom 16. Oktober unter dem Hashtag #fbm15. Zu finden ist davon aber NICHTS. Oder doch?
Ja: Nach einigem Suchen findet sich der unten als Post-Scriptium zitierte Redetext an anderer Stelle hinter diesem LINK [2].
Auch andere Sprecher traten plötzlich auf den Plan, so wie Malte Behrmann mit seinen Verweisen auf die Spiele-Industrie, die einst ihre Produkte noch in Boxen und auf Spielgeräten anbot - und dieses auch heute noch tut - die sich aber inzwischen immer mehr auf Online-Plattfomen und mobilen Endgeräten durchzusetzen beginnt.
Kurz und gut: Letztendlich war diese Veranstaltung gut, um sich wieder ein wenig im Kreise der friends and family umzutun, inhaltlich aber sollten andere berufenere Quellen darüber Auskunft geben.
II.
Das Bittere an diesem Dilemma ist der Umstand, dass der Versuch unternommen worden, statt den etablierten Kräften und "Playern", jungen Kräften eine Öffentlichkeit zu verschaffen, die vom Thema und Anspruch her wahrlich interessant genug wäre - genauer gesagt: gewesen wäre. Und da kam so:
Für 11 Uhr war im Veranstaltungskalender eine Veranstaltung in Halle 6.3 LitAG angekündigt, in der die FUTURE UNIVERSITY mit ihrem gleichnamigen Institut zu dem folgenden Thema einlud:
Was kommt 2016 - 2020?
Unter allen - weit über hundert - Veranstaltungen dieses Tages machte dieser Titel und dieser Anspruch besonders neugierig. Aber, am Eingang auf der 3. Ebene auf Halle 6 angekommen, wurde der Zugange zur Teilnahme verwehrt: Es müsse dafür, So wie auch im Programm ausgedruckt, eine persönliche Einladung vorgewiesen werden.
Da eine solche nicht vorlag, gab es einen Anruf beim Veranstalter und sodann ein Anschreiben per Mail, um auf diesem Weg die Berechtigung zu erhalten, an dem Wiederholungstermin um 15 Uhr teilnehmen zu können. [3]
Allein, auch der zweite Anlauf verlief... im Nichts. Zunächst wurde von der Eingangskontrolle verlangt, den genauen Standort innerhalb dieses Areals zu benennen, an dem dieses Forum stattfinden würde. Auch der Hinweis, dass man diese Dienstleistung eigentlich von den dort anwesenden MitarbeiterInnen erwarten könne, führte nicht weiter... bis das Ganze dann auf eine Art 2nd level conflict handling - Ebene eskalierte. Mit einem guten und einem schlechten Ergebnis: Das gute Ergebnis war eine Entschuldigung des Veranstalter für die Unbotmässigkeiten des Empfang. Das schlechte, dass diese Veranstaltung abgesagt worden sei [4].
Vielleicht sollte man angesichts der vielen anderen guten Begegnungen und Gespräche dieses Tages nicht zu sehr auf dieser einen Total-Pleite herumreiten. Aber es ist schon Trauer angesagt, wenn gerade ein Thema wie dieses - und das ihm innewohnende Versprechen - so brutal in Grund und Boden geritten wird.
III.
Spannender war die schon die Diskussion um die Frage
Was können Bibliotheken für MOOCs anbeiten?
Online-Plattform sind eine niederschwellige Möglichkeit von Leuten des Zugangs zur akademischen Bildung. 2 ½ Milliarden Menschen haben heute den Zugang – auch zu den Bibliotheken? So die Ausgangsfrage.
Zur Erinnerung, MOOC’s sind sogenannte Massive Open Online Courses: Online-"Lehr"-Veranstaltungen im Netz, die als sogenannte X-Moogs eher für die "breite Masse" aufgelegt sind und die C-Moogs in der oft online weltweit bestimmte Gruppen von Spezialisten zusammentreffen.
Auch wenn der "Hype" um diese Angebote vielleicht vorbei sein mag, es bleibt ihr Wert durch die Möglichkeit, auch jenseits der zertifizierten Hochschulzugangs an der Vermittlung von qualifiziertem Wissen teilhaben zu können - auch wenn diese Erfahrung dann nicht sogleich formal mit einem Hochschuldiplom "gekrönt" wird.
Und, so wurde sehr schnell kar: Hier können die angebotenen Lernpakte auf die spezifischen Bedarfe der Nutzer zugeschnitten und deren Bedürtnissen angepasst werden.
Damit sind und bleiben sie ein Kontrapunkt gegen die sogenannte "Defiziorientierung“ im deutschen Ausbildungsbereich, in der es eher darum geht, Schwächen zu kompensieren als Stärken weiter auszubauen. Querschnittswissenschaften wie Data Sciences habe da viel zu bieten, und das auch jenen, die noch nicht akakdemisch abgebildet ist. Denn mit den aktuell vorhandenen Analytics lassen sich heute schon Programme bauen, die hochgradig individualisiert sind: Für einen individuellen Zugewinn auch jenseits des Zwanges zur Teilnahme an einer Prüfung.
Während im Verlauf dieses interdisziplinären Diskurses die Grossen Häuser wie Monsanto und Elsevier - welch eine interessante Kombi - als das „inkarnierte Böse“ tituliert wurden, gab es eine sehr viel offenere Haltung gegen über den Bibliotheken in Deutschland. Und eine klare Aufforderung an diese, noch viel mehr aus ihren Beständen als gemeinfreie Darstellungen aufzuarbeiten und zur Verfügung zu stellen.
IV.
In diesem Zusammenhang stand dann auch sogleich der Besuch in der gleichen Halle am "Brockhaus"-Stand. Ja, Sie haben richtig gelesen: Der "Brockhaus" wird nunmehr als Webplatform betrieben von einer neu gegründeten Tochter der - wie einst "wissen.de" - in München ansässigen schwedischen Nationalenzyclopedin (NE).
Also nicht mehr in der Hand des Bibliographischen Instituts und auch nicht mehr in der von Bertelsmann? Dazu das Börsenblatt in seinem Online Artikel vom 15. Oktober 2015: " Der Brockhaus kehrt zurück "
"2013 erklärte Bertelsmann das Projekt "Brockhaus" für beendet – nun kehrt der Name zurück. Die Inhalte der Enzyklopädie bilden den Kern eines neuen Webportals: des Brockhaus Wissensservice."
Und weiter: "Bertelsmann lizensierte zwar die Inhalte an NE, gibt Marke selbst jedoch nicht aus der Hand. Die Brockhaus-Redaktion, die auch nach dem operativen Aus im Sommer 2014 die Inhalte der Enzyklopädie aktuell hielt, verbleibt bei der Bertelsmann-Tochter Inmediaone in Gütersloh."
Mit ihrem speziell an die Bibliotheken ausgerichteten Angebot auf eine wissenschaftlich haltbare und zitierbare Quelle - die Bayerische Staatsbibliothek ist bereits mit dabei - ist natürlich auch wieder eine mögliche Brücke zu dem MOOC’s geschlagen. Ob sie dann aber auch begangen werden wird?
V.
Ein weiterer Besucht galt dem Messe-Stand der Deutschen Nationalbibliothek. Dort wurden jeweils von 10 bis 12 Uhr "Zeit für Gespräche und Fragen zur Ablieferung von Netzpublikationen" angeboten. Und dieses Angebot wurde gerne angenommen.
Denn diese hier einzusehende Publikation ist eine der ersten - vielleicht sogar die Erste überhaupt - der bereits im Januar 2015 eine ISSN-Nummer zugeteilt wurde: Und die nun auch in der Pflicht steht, diese - möglichst tagtäglich und immer wieder aktualisiert - als elektronisches Belegexemplar auf die Rechner des Hauses einzuspielen.
Dass dies bislang zwar als ONIX- oder PDF-Datei, aber noch nicht in einem dynamischen Verfahren geht, war Gegenstand des Gespräch. Diese Frage war von beiderseitigem Interesse und wurde am Schluss mit der Zusicherung "beantwortet", dass man dabei sei, auch hierfür an einer Lösung zu arbeiten.