[1] Anlässlich des 100. Geburtstags von George Tabori vergibt der Fonds Darstellende Künste seinen gleichnamigen Preis am 22. Mai 2014 im Haus der Berliner Festspiele.
Für die inzwischen fünfte öffentliche Preis-Gala nominierte das Auswahlgremium des Fonds sechs kontinuierlich und erfolgreich arbeitende professionelle Ensembles freier Theater- und Tanzschaffender mit überregionaler und internationaler Ausstrahlung.
Aus diesen freien Gruppen wählte die Jury des Fonds Darstellende Künste – Tilman Broszat, Jürgen Flügge, Kerstin Grübmeyer, Ilka Schmalbauch und Manuel Schöbel – die beiden Preisträger für 2014 aus.
Der Hauptpreis, dotiert mit 20.000 Euro, wird der 2002 gegründeten Berliner Opernkompanie NOVOFLOT um Sven Holm, Vicente Larrañaga, Malte Ubenauf und Dörte Wolter verliehen. Das mit hervorragenden Sängern, Musikern und Schauspielern immer wieder neu besetzte Ensemble überrascht durch einzigartige experimentelle Projektformate, Uraufführungen und Ausgrabungen vergessener Werke. Im Zentrum dieser interdisziplinären Inszenierungen stehen ästhetische Versuchsanordnungen und Auseinandersetzungen mit nicht eingängiger Musik und komplexen Stoffen – mit dem Ziel der eigenschöpferischen Aneignung von zeitgenössischer Oper und dem Lustgewinn an Hysterie, Paranoia und irrationalem Chaos. Die Interaktionen von Gesang, Musik und Schauspiel sowie das Zusammenspiel von theatralen Räumen, spezifischen Orten und der Eigenbewegung von Zuschauern provozieren Verstörungen, Neugier und Auseinandersetzungen mit dem Tradierten.
Den Förderpreis in Höhe von 10.000 Euro, verbunden mit einer mehrwöchigen Residenz im Wert von 10.000 Euro im Ostseebad Kühlungsborn, gestiftet vom Kulturverein »Mecklenburg inspiriert«, erhält das Berliner Theater o.N. In seiner jetzigen Konstellation führt das Kinder- und Jugendtheater – einst hervorgegangen aus der freien DDR-Theatergruppe Zinnober – die Tradition der materialorientierten und körperbetonten Spielästhetik fort. Mit seinen experimentellen und zugleich interdisziplinären Erkundungen der Welt von Kindern ab zwei Jahren setzt das Ensemble in Deutschland und international künstlerische Impulse und Maßstäbe für diese Theaterform. Dafür etablierte es das internationale Theaterfestival FRATZ als eine internationale Plattform für Produzenten und Veranstalter von Projekten des Theaters für die Allerkleinsten. Darüber hinaus löst das Theater o.N. mit dem Ansatz des Biografischen Theaters und partizipativen Projekten mit Menschen jeden Alters und unabhängig von ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft bundesweite Diskurse zu Fragen der kulturellen Bildung aus.
Im Rahmen der öffentlichen Preisgala wird auch die langjährige und erfolgreiche Arbeit der vier weiteren nominierten Künstlerensembles gewürdigt: das site-specific Performance-Ensemble Angie Hiesl Produktion (Köln), die Tanzcompagnie steptext dance project (Bremen), die Tanzcompagnie Antje Pfundtner in Gesellschaft (Hamburg) und das Puppentheater Das Helmi (Berlin).
Erstmalige Vergabe des Ehrenpreises
Die 15 Mitgliedsverbände des Fonds Darstellende Künste entschieden im Rahmen ihrer jährlich stattfindenden Versammlung, erstmalig einen »george tabori ehrenpreis« zu vergeben. Diesen Ehrenpreis erhält die Compagnie Sasha Waltz & Guests für die außergewöhnlichen künstlerischen Leistungen seit ihrer Gründung vor 20 Jahren.
Mit ihren Tanz- und Musiktheaterprojekten hat sich die Berliner Compagnie zu einem weltweit anerkannten Ensemble der darstellenden Künste entwickelt. Seit 1993 bereisten Sasha Waltz & Guests über 50 Länder auf allen fünf Kontinenten und erreichten mit ihren 1.850 Aufführungen mehr als 800.000 Zuschauer.
Der Fonds Darstellende Künste förderte die Compagnie erstmals 1993 und freut sich deshalb, dass anlässlich der Verleihung des »george tabori preises« am 22. Mai 2014 ein Ausschnitt aus der vor 20 Jahren entstandenen Tanzproduktion »Travelogue I –Twenty to eight« im Haus der Berliner Fest-spiele präsentiert wird.
»Von Produktionen des zeitgenössischen Tanzes ausgehend setzt sich die Compagnie eindrucksvoll mit der Moderne und dem Tanzerbe auseinander und entwickelt gemeinsam mit internationalen Künstlern des Balletts, der Bildenden Künste, Oper, der zeitgenössischen und klassischen Musik, des Films und der Architektur neue Formate wie die »Choreographische Oper«, das »Choreographische Konzert«, »Szenische Installationen« und die interdisziplinäre Forschungsreihe »Dialoge«, begründet die Vorstandsvorsitzende des Fonds, Ilka Schmalbauch, die Entscheidung für die Vergabe des undotierten Ehrenpreises.
Darüber hinaus heben die Gremien des Fonds hervor, dass sich die Compagnie unter der künstlerischen Leitung von Sasha Waltz beispielgebend für die Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten aller Generationen an Tanz, klassischer und zeitgenössischer Musik sowie für andere vielfältige Transfer- und Educationprojekte engagiert und dafür ebenfalls ein Netzwerk nationaler und internationaler Partner aufbaute.
Mit der Preis-Gala am 22. Mai 2014, bei der Bundestagspräsident Norbert Lammert das Grußwort halten wird, erinnert der Fonds zugleich an das Lebenswerk des außergewöhnlichen und vielseitigen Regisseurs und Autors George Tabori, der trotz seiner Flucht vor den Nazis und tragischen Erfahrungen mit Auschwitz nach Deutschland zurückkehrte und zuletzt bis zu seinem Tod 2007 am Berliner Ensemble inszenierte.
Weitere Ehrengäste sind u.a. der Komponist Stanley Walden (Palm Springs) und der Schauspieler Detlef Jacobsen (Berlin), beide langjährige künstlerische Weggefährten George Taboris.
Der Fonds Darstellende Künste erhält seine Fördermittel in Höhe von einer Million Euro von der Kulturstiftung des Bundes.
Für den Fonds Darstellende Künste:
Ilka Schmalbauch (Vorstandsvorsitzende) und Günter Jeschonnek (Geschäftsführer)
Lützowplatz 9 • 10785 Berlin • Tel. 030 - 400 579 72 • info@fonds.daku.de • www.fonds-daku.de