Ausgangspunkt dieses Textes – und einer Reihe von daraus folgenden Schritten bis hin zur Einrichtung eines Twitter-Accouts unter dem Namen: lupusdigit@carpecarmen – ist die Wochenendausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und hier im Besonderen die Beilage „BELLETRISTIK – LITERATISCHE WELT“ vom Samstag, den 20. Juli 2013.
Angeregt durch das Interview von Christoph Heinemann mit Antje Vollmer über das "Schicksal unbekannter Verschwörer" [1] im Deutschlandfunk vom 19. Juli 2013, fällt der Blick zunächst auf die Seite Sieben und die Antworten, die (sich) Wolfram Wette auf die noch weitergehende Frage zusammengeschrieben hat, welchen „Spielraum […] der einfache Wehrmachtssoldat“ in jenen Jahren gehabt habe. [2]
Dazu mittig das schwarz-weiss-Foto eines dieser „stillen Helden“ mit Namen Heinz Drossel, das aus dem beim Aufbau-Verlag erschienenen Buch von Katharina Stegelmann entnommen wurde.
Im Hintergrund ein Baum, an dem ein Fahrrad gelehnt steht.
Auf der Seite Drei eines dieser Standard-Ich-Stehe-Am-Baum-Fotos mit einem Portrait eines „Prosamädchens“, der 1984 in Köln geborenen Autorin Katharina Hartwell, die laut Dana Buchzik (nomen est omen – sic!) mit ihrem im Berlin Verlag erschienen Buch „Das fremde Meer“ „eines der kühnsten Debüts der Saison geschrieben“ habe.
Dem gegenüber steht – vielmehr sitzt – auf der Seite Eins am unteren Ende einer grauen Treppe Ruth Klüger, geboren 1931 in Wien. Das ganze Bild ist von höchst farbigen Grautönen geprägt und man sieht ihr gerne zu, wie sie zusieht… und schreibt:
„Schließlich fragte ich mich, aus welchem, eigentlich nicht recht einzusehenden Grund wir davor zurückscheuen, die eigenen Verse selbst zu deuten, obwohl die Verfasser ja die einzigen sind, von denen die Leser mit Sicherheit annehmen dürfen, dass sie sich etwas gedacht oder zumindest geahnt haben.
Dieses Tabu möchte ich nun brechen und mit der Auslegung meiner Gedichte ein Exempel statuieren (Frauen, um auf die ursprüngliche Analogie zurückzukommen, sitzen ja heutzutage nicht mehr schweigend daneben, wenn man über sie verhandelt.)“
Und dann, auf Seite Sechs, die hochwohl lobende Rezension Elmar Krekelers über den in einem Hörbuch ausgelesenen Briefwechsel von „Peter Handke und seinem Verleger Siegfried Unseld“ , erschienen bei Speak Low in Berlin.
Und auch hier ein Foto: Das Bild zeigt den Autor im Gespräch mit „seinem“ Herausgeber. Und es zeigt, dass dieser Dialog mehr als als „nur“ ein Gespräch: Es weckt die Sehnsucht nach einer Beziehung, die sowohl von den inneren Qualitäten beider Menschen lebt als auch von ihrer Produktivität, von ihren Aus-Wirkungen in den öffentlichen Raum.
Ein solches Bild weckt den Wunsch nach solcher Art Glückwünschen zu dem eigenen 65jährigen Geburtstag. Und es bewirkt zugleich den Blick auf die eigene Herausforderung, beides zugleich sein zu wollen – oder auch zu müssen: Verleger und Autor.
Mit dem Projekt „DaybyDay ISSN 1860-2967“ ist dieser Versuch seit einem Jahrzehnt konsequent und nachhaltig in die Tat umgesetzt worden – und nach Lektüren wie den hier skizzierten mündet er in die Versuchung, eine weitere, persönlichere, belletristische Ebene zur Geltung zu bringen.
All diese Eindrücke führten dazu, darüber nachzudenken, wie es gelingen kann, sein potenzielles Publikum auch persönlich anzusprechen, wenn auch in einer auf die Kürze von 160 Zeichen ver-dichteten Form.
Das Ziel ist das Gleiche wie schon vor 10 Jahren: eine Form zu finden und ein Gewerk zu schaffen, die/das auch dann noch eine Gültigkeit hat, wenn in zukünftigen Jahren das Thema der Digitalisierung kein Thema mehr sein wird. So wie sich auch der Begriff der Moderne bereits heute überlebt hat.
Gesucht wurde daher nach einer Form, die den aktuellen Möglichkeiten der Publikation gemäß ist, die „output“ und „feed-back“ ermöglicht, die Print und Publicity nicht ausschließt, aber auch nicht erzwingt.
Daher werden in Zukunft die schon bisher unter dem Stichwort „Poem“ hier auf „DaybyDay“ erschienenen Text weiter verdichtet und verkürzt und in Form einer all-täglichen Twitter-Meldung publiziert werden.
t ausendschöne w örter i n t witternden t exten: e rgeben r uhm?
— lupusdigit (@carpecarmen) July 21, 2013
Das Absetzen des zweiten Gedichtes aus dem ICE 1602 scheitert dagegen.
Es stellt sich, zurück in Berlin, heraus, dass dies in diesem Fall kein Übertragungsproblem aus dem Zug war, sondern dass dieser "Deutsche-Bahn-Text" nicht abgesetzt werden konnte, weil das System verlangte, zunächst eine(n) "@ie" als Follower zu einzutragen.
Was nicht geschieht.
Stattdessen wird dieser zweiter Text - zugleich als letztes "POEM_130722" - hier an dieser Stelle wiedergegeben und sodann im Twitter Text erfolgreich darauf verlinkt [3].
D ie
E isenbahn
U mweltbewusst:
T ägli
C h
S aubere
E nergie !
B ahnfahrerInnen
A ls
H eimliche
N aturliebhaber ?
Fortsetzung? Folgt auf: "Poem_130723".