Die Qualitätsdebatte wird geführt, weil der Strukturwandel
in den Medien die Rahmenbedingungen für den
Rundfunk verändert. Ob Programm, Technik oder Regulierung
– die Folgen der Digitalisierung bringen massive
Veränderungen für den Rundfunk mit sich. Die Sonderstellung
des Rundfunks ganzheitlich zu informieren, zu
unterhalten und zu bilden wird angesichts der Möglichkeiten
im Internet in Zweifel gezogen. Darüber müssen
in der Technik immer mehr Programmprodukte und Verteilwege
in verschiedensten Qualitätsstufen für Smartphones,
Tablet-PCs und hochauflösenden Großbildschirmen
wirtschaftlich bedient werden.
Qualität soll auch in einer neuen Medienumgebung die gesellschaftliche
Akzeptanz und Legitimation für den öffentlich-
rechtlichen Rundfunk liefern. Doch gerade über Qualität
lässt sich trefflich streiten. Denn: worauf beziehen sich die
Qualitätsversprechen? Von welcher Qualität sollen die strategischen
Überlegungen der Sender ausgehen? Welche Erwartungen
haben Hörer, Seher und Nutzer und wie relevant ist
dabei die Technik?
Um sich über Qualität positionieren zu können, müssen Medienmacher
aus unterschiedlichen Perspektiven Qualität
betrachten. In dem zweitägigen Symposium soll deshalb die
Qualitätsdiskussion aus unterschiedlichen Perspektiven des
Rundfunks aufgegriffen werden. Leitlinien für die inhaltliche
Qualitätssicherung sollen dabei ebenso thematisiert werden
wie das Qualitätsmanagement in Produktion und Technik sowie
die Anforderungen an Verbreitungswege und Empfangsgeräte
der Zukunft.
Soweit die Ansage vom IRT und der medien akademie von ARD und ZDF. Und soweit die Vorrede.
Es folgt das Programm des heutigen Tages [1]
10:30 Eröffnung
– Ingo Lierheimer begrüsst:
"Qualität bedeute, dass der Kunde und nicht die Ware zurückkommt". Mit diesem Satz von Hermann Tietz und dem Verweis auf das Haus Hertie eröffnet er die Veranstaltung.
Heute sollen Technik und Programm zusammengespannt werden und zwar zu den bestmöglichen Bedingungen.
Er bringt selber sogleich die ultimative Beschreibung dessen ein, wie der Rundfunk heute und in Zukunft sein solle: "Schnell, genau, hintergründig, unterhaltend, zuverlässig" und das Ganze unter dem Einsatz einer Technik, die auf allen Ausspielwegen die "überzeugendste, nutzerfreundlichste, innovativste, zuverlässigste" ist - und eine, die sich permanent erneuert.
– Dr. Klaus Illgner-Fehns, IRT [2]
— ISO 9000- Zertifizierung für den Rundfunk?
— Die Technik muss leisten, was inhaltlich abgebildet werden will.
— Das gegenseitige Kennenlernen wird helfen, hier weiterzukommen.
– Dr. Stefan Hanke, ARD.ZDF medienakademie [3]
— Vielfalt, Relevanz, Sorgfaltspflicht
— Qualität ist das Privileg für die Gebührenfinanzierung
Prof. Andreas Bönte [4], BR
— dies ist alles andere als ein "ausgelutschtes Thema"
— mehr als eine Zwischenbilanz kann nicht erwartet werden
— seit 2005 ist das Thema "Planung und Entwicklung" beim BR etabliert
>> Einführung in die Qualitätsdiskussion
11:00 Warum Qualität ein Thema ist
– Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Hans-Bredow-Institut [5]
— als Wissenschaftler will er sagen, warum das Thema "ein Thema" ist
— die Medien im allgemeinen und der öffentlich-rechtliche Rundfunk haben "Qualität" als Auftrag.
Es gibt gesetzliche Vorgaben, professionelle Normen und "Erwartungen der relevanten Anspruchsträger".
Es gibt einen zunehmenden Evaluationsdruck für alle Funktions- und Leistungsträger, ein Trend, der für alle gilt.
Es gibt eine Veränderung der Medienumgebung durch die Digitalisierung. Konvergenz der Übertragungswege und Ausdifferenzierung der Dienste. Bis hin zu der Frage: Was ist heute Rundfunk?
Eine ungeklärte Frage, vielleicht nicht für die, die in den Rundfunk-Anstalten arbeiten.
— auch und gerade dann, wenn und weil das Thema strittig ist:
Wir müssen über und um der Qualität willen darüber streiten.
Die unterschiedlichen Angebote erfordern eine unterschiedliche Beurteilung. Welche Kriterien gelten für das Boulevard-TV? Sind Kulturmagazine "per se gut"?
Die Nutzererwartungen sind heterogen.
Was sind die positiven Merkmale eines solchen Medienangebotes? Die Kombination aller positiven Merkmale führt nicht automatisch zu dem besten Angebot. Wichtig sind auch die unterschiedlichen Zielsetzungen. Und der Nutzer und seine Perspektive sind in diese Wertung mit einzubeziehen.
Qualität wird also über ein Beziehungsgeflecht von kommunikativen Funktionen erfüllt. Es gibt intendierte (Vielfalt) und realisierte Funktionen (Akzeptanz), die sich gegenseitig bedingen.
Zum Nutzer: ist Popularität wirklich ein An-Zeichen für einen Mangel an Qualität? Was ist mit Sendungen wie dem Musikantenstadl?
Ich bin als Nutzer: Konsument, Bürger und Rechteinhaber. Und die eine Rolle kann nicht gegen die andere ausgespielt werden:
— als Konsument sucht der Nutzer Gratifikation. Und das ist legitim. Auch bei Sendungen wie jenen, die "Musikantenstadl" heissen (->individueller Wert)
— als Bürger geht es um relevante kulturelle Werte und um deren Erfüllung (-> gesellschaftlicher Wert)
— als Rechteinhaber geht es um Themen wie Jugendmedienschutz oder die persönliche Verletzung des eigenen Glaubens, etc. (->soziale Kosten).
— "Qualität darf nicht relativiert werden"
Ja: Abkehr von einem festen Kanon von "essentialistischen Qualititätsvorstellungen"
Nein: der Anspruch darf nicht mehr ernst genommen werden
Zu den Kriterien des sogenannten "Drei-Stufen-Tests":
Die Anforderungen sind zu prüfen, welche Telemedien zum öffentlichen Auftrag gehören und welche nicht (... um sie sich nicht von Brüssel diktieren zu lassen).
Dafür bedurfte es einer "handhabbaren Systematik" zur Beurteilung dieser Angebote: Wirkung, Reichweite und Angebotsmerkmale.
Dafür sind zu ermitteln die Faktoren: Demokratischer - , Sozialer -, Kultureller - und Medienkompetenz - Wert.
Die potenziellen Ziele: Verständlichkeit, Professionalität, Innovation, Relevanz, Wertorientierung | Zugänglichkeit, Barrierefreiheit | Nutzung.
11:30 Public Value gleich Qualität? [6]
– Dr. Klaus Unterberger, Public Value Kompetenzzentrum, ORF
Klaus Unterberger will aus der Praxis berichten:
— Was ist passiert in Griechenland? Das hat nichts mit einem Sparprogramm zu tun: das ist ein Angriff auf den Journalismus - und damit auf die Vierte Gewalt. [7]
— Qualität ist nicht nur zu loben, sie gilt es auch nachzuweisen. Bericht an die EBU mit 6 core values: Universality (gegen den defragmentierten Zustand der Gesellschaft, für die Inklusion) | Independence (unabhängig sein auch von den kommerziellen Einflüssen | Accountability (Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit - auch mit den eigenen Finanzern) selbst ein eigener Ethikrat wurde etabliert | [8] .
— All diese Werte müssen einen Praxisbezug haben, im Alltag umgesetzt werden. Und daran scheitert es immer wieder, und manchmal haben wir vor lauter Begehrlichkeiten das Begehren vergessen. Wir haben im ORF 600 Leute abbauen müssen. Aber wir dürfen nicht die Branche in Grund und Boden sparen.
– Prof. Andreas Bönte, BR [9]
— Wir müssen nicht mit der ISO_Norm kommen, sondern nah an der Praxis bleiben. Dennoch, wir brauchen ein Wertedach und einen Rahmen. Und wir fragen: "Wer ist Public" - "Was ist Value" - "Was ist Qualität"?
— Das Publikum ist nicht nur eine Versammlung von Konsumenten, sondern auch eine Versammlung von Bürgern. Das Bayerische Fernsehen ist Teil der Öffentlichkeit. Wir müssen uns in diesen Diskurs begeben und uns von der Gesellschaft entsprechend messen lassen. Wir müssen in einem dynamischen Prozess Raum bieten für den gesellschaftlichen Diskurs.
— Heute gibt es einen "Programmwert", einen "Bayernwert", einen "Gesellschaftswert" und einen "Unternehmenswert"... und aus alledem wird ein Wertschätzungsindex abgeleitet.
— Das Ziel: Orientierung zu geben in einer immer komplizierter werdenden Welt. [10]
12:00 Relevanz der Technik bei der Qualitätspositionierung
– Dr. Klaus Illgner-Fehns, IRT [11]
— beginnt mit dem "klassischen TV-Erlebnis": TV funktioniert immer, ist einfach zu bedienen, sieht gut aus und klingt gut
— neue Nutzungsumfelder schaffen neue Erwartungen, die einen sehr breiten Kanon widerspiegeln
— unser Nutzererwartungen sind unspezifisch und bestimmen dann doch die gesetzten Erwartungshaltungen
— "mit Geld kann ich alle technische Anforderungen lösen" - und mit 80% lässt sich schon sehr viel erreichen.
— die Partner von der Produktion bis zum Konsumenten: IT | Software-Hersteller | Netzbetreiber | Plattformanbieter
— "heute wird die Infrastruktur nicht mehr vom Rundfunk bestimmt" - und (erst jetzt) wird deutlich, dass man ganz spezifische Anforderungen hat - es gibt kein kohärentes Umfeld mehr, und das bei hohen Kosten und unzureichender Flexibilität
— Sie als Kreative sollten sich auf das Produkt und auf den Service - das ist die Erlebniswelt rund um das Produkt - konzentrieren
— "nicht erschrecken, es geht nur um das Haus"... das Thema Heimvernetzung ist nicht ganz trivial und man bekommt davon ein zwei graue Haare mehr...
— welchen Zugang gibt es zu den Programmwelten: von den EPG-Listen kommt man heute zu den Kacheln, bei denen die neuen Möglichkeiten sehr naheliegend sind. Was leisten die Google-Such-Maschinen und andere Empfehlungs-Maschinen sowie die Empfehlungen aus dem sozialen Kontext?
— Das Thema Metadaten wird ein immer wichtigerer Bestandteil bei der Diskussion und Mit-Bestimmung bei den Zuschauererwartungen.
— Als IRT müssen wir die Kontrolle über diese Zugangsdaten behalten, sonst haben wir verloren, denn keiner wird mehr sehen können, was sie da so Tolles produziert haben.
— Die Technik ist ein strategisches Element, auch für die Durchsetzung des Public Service, und ohne sie können diese Ziele nicht mehr erreicht werden.
Der Kommentar: Am Ende dieses Vormittags stellen sich eine Reihe von Fragen, die vielleicht über den hier gesetzten Rahmen hinausgehen und Teil dieser Diskussion sind - oder es alsbald sein werden.
Sie lauten:
1. WAS BEDEUTET DIESE WERTEDISKUSSION ANGESICHTS DER TATSACHE, DASS DAS PUBLIKUM NICHT MIT DER GELDBÖRSE ABSTIMMEN KANN?
2. IST DAS ÖFFENTLICH-RECHTLICHE PROGRAMM WIRKLICH DER AUFGABE GEWACHSEN, ORIENTIERUNG GEBEN ZU WOLLEN - ZU SOLLEN - ODER SOGAR ZU MÜSSEN?
3. ALS EINRICHTUNG DER SIEGERMÄCHTE ZUM AUFBAU UND ZUR FESTIGUNG EINES DEMOKRATISCHEN STAATSWESENS GEGRÜNDET: BEDEUTET DIE ER-KENNTNIS UM DIE AKTUELLEN HERAUSFORDERUNGEN NICHT DIE NEU-ER-FINDUNG EINES ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN BÜRGERFUNKS VOM TYP ZWEI PUNKT NULL?
>> Qualitätsprogramm - was muss es leisten?
13:30 Qualitätssicherung bei den Angeboten
– Anja Würzberg, NDR [12] [13]
— Qualität ist heute ein Kampfbegriff geworden gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunks (Hans Hoff: Kontra in der Süddeutschen vom 27. Mai 2013)
— "Qualität ist, wenn man etwas gut macht. Aber wann ist etwas ’gut’"?
— Welche gemeinsamen, verbindlichen Verabredungen gibt es, um aus diesem Stoss-Seufzer eine produktive Aufgabe werden zu lassen?
— Managementqualitäten für Redakteure? Ja. Aber keine aufwändige Programm-Rating-Maschine (Volker Herres in der Funkkorrespondenz vom 13.02.2009), sondern eine argumentative, intellektuelle Diskussion.
— Es geht im Kern um die Differenz zwischen dem Selbstbild der Redaktion(en) und dem Fremdbild (ermittelt aus den GfK-Daten, quantitativen Zuschauerstudien, Expertenbefragungen mit Fragebögen und in Workshops, Zuschauerbefragungen in Tiefeninterviews und mit Telefonumfragen)
— Was wollen die Zuschauer, die heute die Wahl haben (denn dann)?
— Programmdialog der Weltspiegel-Redaktion mit Peter Klöppel von RTL als externem Kritiker. In der Bilanz ein hochkompetentes und hochprofessionelles Kollegengespräch.
— Allein für den NDR hat es inzwischen 70 Programmdialoge gegeben.
— Wir wissen, wo wir gut sind. Wo wir nicht gut sind, das ist die Emotionalität, die stärker als bisher in der Tradition des öffentlich-rechtlichen Rundfunks besteht.
— Die starken Marken mit ihren Programme, die schon über viele Jahre gelaufen sind, sind wie "Marshmallow", die - auch nachdem man reingepieckt hat - genauso aussehen wie vorher.
— Es bedarf eines neuen Handlungssteuerungsmodells mit den folgenden Rollen: Der Geschäftsführer - der Logiker - die Macher - die Controller... und von dort aus wieder zurück an den Geschäftsführer.
— Der Ansatz dieses Prozesses ist der Controller, dann wird der Geschäftsführer eingebunden. Das kleinteilige Feedback wird sondiert und gebündelt. Damit geht es dann zum Logiker. [14].
— Die Ergebnisse werden protolliert, weiter verteilt bis hin zum Intendanten - aber nicht an die Mitglieder der Gremien.
— Es geht nicht darum, externe "Lösungen" aufzudrücken, sondern die Redaktion nach neuen Lösungen suchen zu lassen.
— Heute ist das Controlling keine Drohung mehr sondern Support, um noch besser werden zu können.
— Beispiel von der - erfolgreichen - Zusammenführung im NDR-Newsroom, von NDR-Aktuell & NDR-Aktuell-extra, und ARD-Programmen.
14:00 Qualitätsangebot für junge Menschen
– Thomas Müller, BR [15]
— Die Möglichkeiten, etwas Neues aufbauen zu können, sind die Herausforderungen, aus "on3" seit 7 Monaten "puls" werden zu lassen.
— Ausgangspunkt: Marktanalyse, Aufgabenbeschreibung, Verknüpfung von Kanälen
— "Sie mögen Dinge, die wir nicht verstehen, und sie mögen genauso nicht die Dinge, die wir nicht verstehen" (Von "Berlin Tag und Nacht" bis YouTube)
— Will diese Zielgruppe überhaupt Qualität? Ja, aber nicht um jeden Preis, nicht wenn der Spass zu kurz kommt, nicht wenn der Zugang nicht einfach ist.
— Die Programm-Angebote können nur bedingt entwickelt werden, da das, was heute noch "in" ist, morgen schon "out" sein kann.
— Was sind die Argumente für ein Programm, das ankommt:
Glaubwürdigkeit (Platz 3), Authentizität (Platz 2), Stil (Platz 1).
— Je flüchtiger der Qualitätsanspruch, desto unwichtiger der Qualitätsanspruch. Radio als eher flüchtig, Print eher gewichtig.
— Je persönlicher der Auftritt, desto glaubwürdiger wirkt er.
— Das Thema Glaubwürdigkeit transferiert sich meist über die Mediengrenzen hinweg.
Zurück zu on3-Radio: wortintensiv mit einer studentischen Zielgruppe und zum on3-Südwild-Bus samt der on3-Startrampe für neue Bands.
Puls dagegen soll ein Vollprogramm sein, mit mehreren kleinteiligen Magazinen und Formaten, um sich ausprobieren zu können.
Das Ziel, die jungen Menschen an das Programm des BR heranzuführen.
Die Kriterien:
— Radio und Nachrichten gehören sehr eng zusammen (mit einem letztendlich sehr konventionellem Format)
— Das Musikformat soll raus aus der Nische (keine Angst vor Hits - dieses Motto hat schon zu Ärger geführt, aber "wir stehen zu dem, was wir mögen")
— Die Inhalte - aus allen Bereichen - sind für das Programm ein relevanter USP (solange die Themen gut verpackt sind - und verständlich) [16]
— Interaktivität und Social Media? Ja! Natürlich. Und das bei: Facebook, Twitter, Soundcloud, YouTube, Spotify und Instagram.
— regionale Präsenz offair zur direkten Ansprache der Zielgruppe (bis hin zu monatlichen Club-Veranstaltungen in verschiedenen Städten)
— die medialen Referenzen von der Facebook-Timeline über WTF (What the Fuck) bis hin zu den Morgen-Meldungen - und der Tag ändert sich so wie der Küchentisch mit seinen Inhalten
— die App: "darauf sind wir ein wenig stolz drauf". Nicht nur das Programm per Knopfdruck, sondern auch das Zuschalten von: Video, Text, Foto, Audio, Voting.
— Kann man Themen zum jungen Programm rüber bekommen? Ja. Das zeigt das Beispiel der Reihe "Die Frage". Zum Beispiel: "Wie viel Fake steckt im Netz?"
14:30 Wie lässt sich Programmqualität messen?
– Miriam Tebert, WDR
— Programmcontrolling ist Qualitäts- UND Ressourcen-Management. Es gibt also eine Interdependenz von Akzeptanz, Qualität und Kosten.
— Die ARD ist in der Motivecke "Heimat" zuhause, die Neuen - von SAT1 bis RedBull - sind eher bei den Themen "Humor" und "Helden" angesiedelt.
— Messungen: Monitoring der Zuschauer per Telefon gleich nach dem Ende der Sendung: "Was hat ihnen gut gefallen?" "Was hat Ihnen nicht gut gefallen?"
— ehrlich, authentisch, glaubwürdig... solche Elemente werden von den Zuschauern positiv gewertet
— Viel gutes Programm ist bei den Zuschauern gar nicht bekannt.
— Wenn die Sendung ein Mensch wäre: qualitätsbewusst und mutig (am Beispiel der Sendung "die story")
— Neu sind die Publikumsgespräche, auch mit 30 bis 49 Jährigen [17]
— Neu: die Zuschauer wollen immer mehr teilnehmen und - selbst zu den Nachrichten - beitragen
– Prof. Joachim Trebbe, GöfaK
— Programmbeoachtungsstudie und das so detailliert als irgend möglich. Qualität ist zunächst ein deskriptiver Begriff. Und das geschieht im Auftrag der Landesmedienanstalten. Bis hin zu der Frage, wer wiederholt was wann wieviel? [18]. Das Ziel ist eine Programmsparten-Analyse. Zum Beispiel:
— Vielfalt (strukturelle als auch inhaltliche und gesellschaftliche Programmrelevanz)
— Bei den Privaten steckt nicht immer Information drin, wo Information draufsteht
— Harte Infos finden sich nach wie vor dominierend bei den Öffentlich-Rechtlichen.
— "Narrative Realitätsunterhaltung" als Nachfolge eines Doku-Programms findet beim ZDF überhaupt keine Wertung, bei der ARD gibt es 2 Punkte, bei VOX 23 Punkte, bei RTL 10 Punkte.
>> Qualität next Generation
15:30 Qualifikation und Kompetenzen – was bleibt, was kommt?
Im Interview:
– Jörg Sadrozinski, DJS und
– Stefan Robiné, ARD.ZDF medienakademie [19]
— [...]
— [...]
— Öffnung
— Das Publikum
— Kooperation (eines der Zukunftsthemen. Im Journalismus kann nur noch international gearbeitet werden - um zum Beispiel die Open-Leaks-Daten bearbeiten zu können. Auch mit den Verlegern wird es mehr Kooperation geben).
— Die Technik (wird immer wichtiger, weil man immer mehr alleine machen kann - aber auch muss. Der VJ ist nur der Vorbote für das, was noch kommen wird).
— Austausch (Massiv Open Online Courses - werden eine Bildungsrevolution einleiten, auch in Deutschland mit diversity.org)
— Die Kollegen (immer mehr ist nur im Team zu schaffen, auch wenn immer mehr alleine ginge, zum Beispiel beim Daten-Journalismus)
— Vernetzung (Das Internet der Dinge ist ein Beispiel von vielen. Aber man muss diese "Dinge" auch durchschauen können)
— Veränderungsbereitschaft (mit der Ruhe ist es vorbei, das einzig sichere ist der Wandel).
Thesen:
— der Programm-Macher muss auch Technik können.
— auch Fernseh-Macher müssen heute einen VJ-Kurs gemacht haben
— die Weichenstellung zwischen den Ermittlern und Vermittlern wird eher noch weiter auseinanderdriften
— es MUSS über das eigene Medium hinaus gedacht und gearbeitet werden
— die "blöden Onliner" sind immer noch keine gleichberechtigten Journalisten
16:00 Qualität ist (nicht) verhandelbar.
Thesen für die Zukunft der Qualitätsmedien.
– Bernd Oswald, Autor und Trainer für digitalen Journalismus
— Politiker, lockert das rechtliche Korsett (Sind Rundfunkstaatsverträge noch zeitgemäss? Was sind die Folgen des Leistungsschutzrechtes?)
— Sender, macht Eure Inhalte dauerhaft verfügbar (Warum müssen die Sendungen aus den Mediatheken wieder verschwinden? Die on-demand-Nutzung wird immer wichtiger.)
— Medien, erhöht Eure Transparenz (Was passiert mit dem Geld? Marmor gegen Maass auf der Tagung von Netzwerk Recherche und die Forderung: gibt es eine API mit dem Programmangebot von ARD und ZDF? Gibt es einen Werkstattbericht über die Arbeit in den Häusern?)
— Probiert (spielerische Ansätze) aus (Der TV-Journalismus ist immer noch in den 90er Jahren steckengeblieben. Aber es gibt auch positive Ansätze wie "Zeit der Helden" von arte und SWF oder die rundSHOW im BR)
— Live geht online besser (heute aus verschiedenen Quellen in kleinen aktuellen Häppchen die Infos verteilen)
— Inhalte clever kombinieren (aber manchmal kann auch weniger mehr sein)
— Werdet zu angesehen Web-Navigatoren (bei der Explosion der Informationsfülle wird es immer relevanter zu kuratieren, zu kommentieren, einzuordnen, auf die Quellen zurückzuverweisen)
— Bindet das Publikum in den Produktionsprozess ein (offene Redaktionskonferenzen, Crowdfundig-Reportagen, "Die Recherche" als Thema bei der Süddeutschen vom Publikum ausgewählt, "Fakt-Check" beim ZDF)
— Schaufelt Ressourcen für Leutturmprojekte frei (Offshore-Leaks-Projekt mit dem NDR und der SZ als deutsche Beteiligte, anonyme digitale Karteikästen, Flugrouten-Radar in Berlin, Arte Web-Dokumentationen)
— Die Zukunft wird arbeitsteiliger, Teamplayer sind gefragt wie nie (der Journalist, der alles können soll, das wird es nicht geben, das wird nicht funktionieren)
16:30 Diskussion: Muss Qualität wirklich „neu“ erfunden werden? [20]
– Susanne Pfab, Leiterin ARD-Gremienbüro
All die hier vorgestellten Forderungen sind nicht neu, auch nicht für die ARD. Und sind alle in den Gremien diskutiert worden.
Mehr Mut zum Experiment: Ja. Wir haben viele tolle neue Chancen, aber zu wenig Sendeplätze.
Second Screen? Das setzt voraus, dass das lineare TV verflacht wird. Und das wäre fatal.
— Brigitta Nickelsen
Wir sind klein, haben keine Chance. Und die nutzen wir. Beispiel: Der Trainer Thomas Schaaf verlässt Werder. Das war ein Thema für scribble live.
— Bernd Oswald
Warum macht man keinen gemeinsamen Jugendkanal, um auf dem dann die Experimente zu machen, für die es Sendeplätze nicht oder nur zu später Stunde gibt?
— Dr. Klaus Unterberger
In meinem Rucksack befinden sich Werte. Es ist unsere Aufgabe, in diese neue Medienwelt auch unsere Werte mit einbringen zu können. Wie wird aus dem Smart-TV auch ein gesellschaftlich verträgliches Fernsehen? Wir müssen bewährte Qualitätsstandards auch im Netz und in der digitalen Medienwelt bewahren.
Aber auch in Zukunft wird nicht immer einer alles machen müssen. Die Journalistenaufgabe ist zu komplex. Auch bei einer neuen Kultur der Aufmerksamkeit.
— Prof. Andreas Bönte
Natürlich ist Second Screen ein Geschäft, aber es ist auch eine Generationsfrage. HD. Diese Thema ist nur noch etwas für besserverdienende Alte. Und Transparenz, etwa einer Gemeinderatssitzung: Ich bin dagegen. Guter Journalismus braucht einen geschützten Raum.
— Dr. Klaus Illgner-Fehns
Die Technik ist nur die Begleitmusik. Das ist und bleibt ein Geben und Nehmen. Heute ist eine Sendung mobil "aus einem Rucksack" möglich geworden. Das ist eine Riesenchance. Der Konsument sieht am Ende nicht mehr, wie die Inhalte auf seinen Bildschirm kommen.