In eigener Sache:
Dieser Monat ist geprägt von Abschieden - und Dialogen über die neuen Herausforderungen:
– Nach 12 Jahren ist für das Büro in der Kantstrasse 54 zum Ende dieses Monats der Mietvertrag gekündigt worden. [1]
Angesichts dieses Termins gilt es, viele der eigenen Aufgaben neu auf den Prüfstand zu legen. Diese Herausforderung ist ebenso notwendig. Denn auch in der unmittelbaren Umgebung sind die anstehenden Veränderungen deutlich spürbar.
– Am Donnerstag, den 15. März findet beim Bundeswirtschaftsministerium die nächste Runde zum Thema Internetpiraterie statt. Die Rolle eines unabhängigen Moderators bei der Verhandlung oder gar Überwindung der nach wie vor dominierenden Gegensätze ist dabei nicht mehr gefragt.
– Am Dienstag, den 20. März hat der Vorstand der Deutschen Messe AG, Ernst Raue, seine Arbeit in diesem Hause beendet. Genauer gesagt, am Ende dieses Monats endet sein Vertrag als Vorstand dieses Hauses, dem er auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen wird. Dieser Tag war für alle, die dabei waren, tief bewegend.
– Am Freitag, den 30. März, wird eine - im DJV-Berlin Vorstand verbleibende - Kollegin nach 44 Jahren aus ihrem Arbeitsleben verabschiedet. Im Versammlungsraum ihres öffentlich-rechtlichen Arbeitgebers gibt es einen fröhlichen Singsang, herzensfreundliche Reden - und selbst die für diesen Anlass angefertigten PowerPoint-Seiten bieten eine wohlgelungene Mischung von Aufklärung und Hintergrundwissen zur Hauptperson dieses Tages an.
Alle drei Beispiele zeigen, dass die Themen die Menschen, die sich mit ihnen beschäftigen, überdauern.
Und so bedeutet denn der Abschied in diesen hier aufgezeigten Fällen immer auch eine Herausforderung, nach einem Ansatz zu suchen, der die Themen über jeweils handelnde Personen hinaus in ein neues Licht stellt.
— Der heutige Besuch bei der Rentenversicherung macht deutlich, wie viele Menschen mit einer hohen Arbeitsplatzsicherheit darüber zu befinden haben, ob wir Vagabunden zwischen immer neuen Auftraggebern eine finanzielle Chance haben, die mit der ihren auch nur annähernd vergleichbar ist. [2]
— Der diesjährige Besuch der CeBIT hat gezeigt, dass es gelungen ist, viele der Herausforderungen der letzten Jahre anzunehmen und in eine neue produktive und zunehmend virtuelle Gestalt zu formatieren und zu vermarkten. Das Gespenst einer gescheiterten "Comdex" oder einer abgewickelten "Systems" scheint nicht mehr am Horizont dieser nach wie vor weltweit wichtigsten "Computer"-Messe zu stehen - wohl wissend, dass heute nicht mehr der Computer, sondern sein Nutzen im Mittelpunkt dieser Veranstaltung steht.
— Und die Frage nach der Zukunft des Urheberrechtes - am Dienstag, dem 27. März, wurde in der Sendung Kulturzeit auf 3 sat davon berichtet, dass in Schweden das Kopieren inzwischen sogar als religiöser Akt und damit als eine Religion anerkannt sei -, die den Autor angesichts seiner eigenen Pläne für nicht weniger als drei neue Bücher nun auch aus eigenem Interesse in besonderem Masse und Sinne beschäftigt.
All das fällt zusammen mit der Kündigung der Räumlichkeiten, in denen in den letzten 10 Jahren vieles angepackt und erfolgreich betreut wurde: von der Einführung des digitalen Fernsehens DVBT bis hin zur Digitalisierung der Filmproduktion und -distribution, von der Entdeckung der virtuellen Welten bis hin zur Gestaltung und Evaluierung der immersiven 3D-Welten - und nicht zuletzt die hier oben genannten Projekte.
Dieses war auch nur deshalb - und solange - möglich, da diese Aufgaben nicht immer sogleich öffentlich herausgestellt wurden und so auch nicht Gegenstand einer von dieser Plattform aus initiierten Diskussion geworden wären.
Gerade die Diskretion, mit der diese Aufgaben in der Vergangenheit erledigt wurden, macht(e) zumindest einen Teil des Erfolges der Ergebnisse aus, mit denen sich die Beteiligten heute gerne ins Rampenlicht stellen lassen - oder stellen müssen.
– Auch die Evaluierung von 3D-Film-Produktions- und Distributions-Projekten, die in den letzten Jahren von der öffentlichen Hand mit mehreren Millionen Euro gefördert wurden, gehört zu diesen nunmehr abgeschlossenen Aufgaben.
— Das Ende dieser Verpflichtung, als Gutachter des Bundeswirtschaftsministeriums tätig zu sein, bedeutet auch eine grosse Befreiung von der Verpflichtung zur Unabhängigkeit. Diese hatte nämlich auch zur Folge, dass es in diesen vergangenen Jahren nicht möglich war, mit den zu evaluierenden Einrichtungen irgendwelche anderen Verbindungen einzugehen.
Ist es ein Zufall, dass gerade jetzt, zu diesem Zeitpunkt, auch eine Aufgabe des für das letzte Jahrzehnt so wichtigen und zentralen Büros ansteht?
Diese Notwendigkeit bedeutet, alles noch einmal auf den Kopf zu stellen und daraufhin zu prüfen, ob es wert sei, noch auf dem weiteren Weg mitgenommen zu werden.
Und, wenn ja, in analoger oder in digitaler Gestalt.
Dazu gehört beispielsweise eine komplette Ausgabe der "Encyclopaedia Britannica"
Dazu sei ein Interview vom 14. März 2012 zitiert, das mit dem "Journalist und Autor Holger Ehling" im Deutschlandradio Kultur geführt wurde. Die an ihn gerichtete Frage lautete, ob er überrascht sei, dass nach nunmehr 244 Jahren das Projekt einer Druckausgabe der "Encyclopaedia Britannica" beendet worden sei. [3]
In dem auf Google+ zur öffentlichen Nutzung freigegebenen Stream sagt er:
Am gleichen Tag gab es in der Sendung Fazit auf Deutschlandradio Kultur ab 23:29 Uhr ein Interview mit Ulrike Hönsch vom Wissen-Media-Verlag. Und im Verlauf dieses Gesprächs berichtet sie von den Plänen ihres Hauses zur Herausgabe einer 22. Auflage des Brockhaus’ in den Jahren 2014/2015:
So spiegelt auch dieser März-Tag wie in einem Brennglas den Abschied von der "analogen Welt" und den Versuch wieder, diese für sich in Zukunft wieder neu für sich zu entdecken.
Also nicht nur, dass unsere Zukunft immer "digitaler" wird. Sondern dass es in Zukunft immer mehr Versuche geben wird, das hinüberzuretten, was uns im Verlauf dieses Prozesses scheint verloren zu gehen.
Die Herausforderung wird also mehr und noch aufwändiger sein als die Aufgabe, ein neues Büro zu finden und neue Gesprächs-Partner: die Aufgabe wird sein, radikal Abschied zu nehmen von der ebenso unsäglichen wie allgegenwärtigen Nostalgie, die das Ihre dazu beiträgt, das Alte unkritisch in die Neuzeit retten zu wollen. Und nicht endlich zu versuchen, herauszufinden, welche dieser "alten Werte" denn in Zukunft die Chance auf eine neue Zukunft haben werden.
Dem Autor dieser Zeilen, dem Journalisten und Publizisten wird eine neue Rolle von nicht geringeren Verantwortung zukommen: der des Changineers.
WS.