Nichts ist schlimmer als jene Vorsätze zum bevorstehenden Neuen Jahr, die dann nicht umgesetzt werden. Will sagen, die man nicht geschafft hat, mit Leben zu erfüllen, um damit seinem Leben eine Veränderung, eine Verbesserung oder vielleicht sogar eine wichtige Wende angedeihen zu lassen. [1]
Machen wir hiermit die Probe auf’s Exempel: Drei Monate lang. Seit Beginn der Eintragungen zu Beginn des Jahres 2004 [2] waren das Leitmotiv [3] die Medien und die IKT [4] in Wirtschaft und Gesellschaft, in der Politik und in der Kunst, in der Geschichte und der Philosophie – und irgendwo auch immer in der Person des Autors selbst – auch dann, wenn diese so gut wie gar nicht – in der Ich-Form – zur Sprache gekommen ist.
Aber es gibt Punkte, wo es sich lohnen könnte, diese Disziplin auch aufzubrechen, Platz zu machen für eine andere Betrachtungsebene. Und eine andere Haltung, auf die aktuellen Dinge und Geschehnisse zu sehen und darauf zu reagieren.
Ein solcher Punkt ist jetzt erreicht. Wie schon in 2012: Out of the Office angesprochen, wird der aktuelle und seit mehr als 10 Jahren gehegte und gepflegte Aufenthaltsort aufgegeben werden müssen. Das ist eine enorme – wenn auch zu bewältigende – Herausforderung.
Geht es doch nicht nur darum, sein altes Büro gegen ein neues zu tauschen, sondern auch Abschied zu nehmen von einem Teil der eigenen Geschichte und der des eigenen Berufes.
Und das ist konkret die Zeit der Digitalisierung der Kinos und der Film-Distribution. Und es ist wie ein nicht geplantes Abschiedslied auf den eigenen Standort, dass ausgerechnet in unserem Jahreskalender des neuen Jahres dieser Standort zum Thema des eigenen darin eingebundenen Fotos gemacht worden war. [5]
Seitdem wir dieses Büro mit Beginn des neuen Jahrtausends nach einer mehrmonatigen Bau- und Einrichtungsphase endlich haben beziehen können, war von diesem Thema noch so gut wie gar nicht die Rede. Als wir gleich zu Beginn der Inbetriebnahme der neuen Räume die MitarbeiterInnen des Kinos zu uns einluden, um ihnen klipp und klar zu erzählen, dass durch unsere Arbeit einige ihrer Arbeitsplätze gefährdet seien, war die Reaktion eher eitle Verwunderung als aggressiv. Und jetzt, da wir ausziehen müssen, wird selbst von öffentlicher Seite mehr Geld zur Digitalisierung der Lichtspielhäuser bereitgestellt als bis zum Ende des letzten Jahres abgerufen wurde…
Mit der Aufgabe dieses Büros ist also auch ein Leit-Thema zwar nicht abgeschlossen, aber erfolgreich erschlossen worden.
Und in sofern macht der Zwang zur Veränderung Sinn. Und das aber bedeutet – zumal wenn die Arbeit mehr ist als nur „das halbe Leben“ – dass es gilt, sich dieser Herausforderung auch aktiv zu stellen, ja, sie transparent zu machen, sie zu kommunizieren und darüber zu schreiben. [6]
Und das wird in der Folgezeit geschehen. Nicht mehr nur die Sicht auf die aktuellen Ereignisse und Wahrnehmungen, sondern auch eine öffentliche Reflektion über das Erreichte – ebenso wie die Auseinandersetzung mit den neuen Zielen und Aufgaben.
Um diese Herausforderung zu bewältigen, wird es darum gehen, noch weiter zurückzublicken als nur auf die letzten zehn Jahre. Den Bürobestand zum Anlass zu nehmen, die gesamte Zeitspanne seit dem Beginn der Digitalisierung nochmals ins Visier zu nehmen, an einer Reihe von noch im Büro eingelagerten Dokumenten zurückzuspiegeln. Und sie an dieser Stelle in Ausschnitten als pars pro toto des Beginns einer neuen Epoche herauszustellen, zu dokumentieren, nochmals in Erinnerung zu rufen oder auch zu kolportieren… kurz und gut, zu sortieren und zu gewichten, bevor und damit auch vieles von dem vernichtet werden kann – anderes hingegen nochmals in das Licht des öffentlichen Interesses gerückt wird.
Um klar zu machen, dass sich hiermit auch die Haltung des Autors gegenüber diesen Dokumenten verändern wird und er sich ihnen gegenüber auch persönlicher verhalten wird, werden auch die folgenden Einträge immer mit dem Kürzel: “ ELWA“ angetriggert werden.
Um den Auszug und Umzug vorzubereiten, wird dieses nicht nur bedeuten: „Ein Büro wird aufgeräumt“, sondern auch „Ein Leben wird aufgeräumt“: ELWA.
Der Autor und all jene, die an diesem Projekt teilhaben werden, wünschen für die nächste Zeit eine angeregte und anregende Lektüre. [7] Je länger Sie uns „treu“ bleiben, desto höher der Ansporn, den guten Vorsatz nicht so schnell wieder aufzugeben, sondern dieses Vorhaben die ganzen drei Monate durchzuführen.
Dr. Wolf Siegert
Autor und Herausgeber: „DaybyDay ISSN 1860-2967"