Dass das Eintragen und Hochladen jeglicher Daten auf ein Facebook-Account mit dem Verlust derselben - zumindest im rechtlichen Sinne - gleichzusetzen ist, darauf hatte zuletzt die Deutsche Telekom in ihrem Magazin für Geschäftskunden DREISECHSNULL ab dem 12. September 2011 aufmerksam gemacht.
In einem ihrer Magazinbeiträge wurde dabei expressis verbis aus den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, Stand Sommer 2011, wie folgt zitiert:
Es ist eigentlich unglaublich - aber wahr -, wie viele Menschen dennoch von diesen neuen Möglichkeiten der Selbstdarstellung und -wahrnehmung Gebrauch machen. Und daraus ganz offensichtlich einen persönlichen Nutzen ziehen: Ja - wie viele Beispiele in den letzten Monaten und Jahren eindrucksvoll gezeigt haben - auch einen gesellschaftlich relevanten Nutzen zu verabreden und zu gestalten suchen.
Und jetzt will dieses Konsortium noch mehr (anbieten): Die Möglichkeit, sein ganzes Leben rückblickend auf einer Zeitleiste aufzeichnen zu können.
Dazu die folgenden zwei Videos, die von diesem Angebot und den Möglichkeiten seiner technischen Umsetzung sprechen:
In dem nachfolgenden Video, das nicht nur über das "timeline"-Format und seine Entstehungsgeschichte des zunächst "memory" genannten Projektes spricht, ist eine Werbung vorangeschaltet, die ganz bewusst in diesem Zitat-Link mit einbehalten wurde. Denn sie zeigt exemplarisch jenes Projekt, das in den zukünftigen Darstellungen sowohl auf dieser Seite als auch darüber hinaus immer mehr Raum einnehmen wird: Abhandlungen über das Verschwinden des allgegenwärtigen Computers.
Dem gegenübergestellt sei ein Nachrichtenbeitrag des Deutschlandfunks vom Freitag, 23. September 2011, 23:00 Uhr, der da lautete:
Bundesdatenschutzbeauftragte warnt vor Verletzung der Privatsphäre durch Facebook
Der Bundesbeauftrage für den Datenschutz, Schaar, hat Mitglieder des sozialen Netzwerks "Facebook" aufgefordert, den neuen Internetdienst "Timeline" nicht zu nutzen. Die Anwender sollten sich ernsthaft überlegen, ob sie die Geschichte ihres Lebens auf Facebook darstellen lassen, sagte Schaar in Berlin. Über "Timeline" werden auf einer Zeitleiste mit Hilfe von Bildern die wichtigsten Lebensdaten illustriert. Schaar betonte, die Veröffentlichung persönlichster Informationen habe bereits in der Vergangenheit wiederholt zu Verletzungen der Privatsphäre geführt. Nach Darstellung des Unternehmens behalten die Nutzer die Kontrolle über ihre Daten.
Wichtig ist dabei zunächst nicht nur die hier zum Ausdruck gebrachte Warnung, sondern auch der Satz: "Nach Darstellung des Unternehmens behalten die Nutzer die Kontrolle über ihre Daten."
Das wird zu prüfen sein.
Vielleicht aber noch wichtiger als dieser Streit um Ross und Reiter wäre es, einen Blick auf diesen Fall aufzumachen, der seinerseits mit den Perspektiven einer "timeline" arbeitet, der über die aktuellen Entwicklungen hinausschaut und zugleich Bezug nimmt auf Zeiten, in denen Erleben und das Erlebte noch näher beieinander lagen, sowohl im individuellen als auch im gesellschaftlichen Umfeld.
Nun sind Einträge wie diese nicht der Ort, sich diesem Thema ausführlicher widmen zu können. Stattdessen soll an dieser Stelle nur ein Stichwort genannt und durch einen Link illustriert werden: die Publikation des Freiburger Professors Ruedi Imbach zum Thema: Secum esse..
Denn das Thema "timeline" ist nicht mehr - aber auch nicht weniger - als einer der ersten öffentlich zur Verwertung angebotenen Versuche, in den Zeiten der Postdigitalisierung wieder an jene Werte anknüpfen und diese neu "erfinden" zu wollen, die uns seit dem Umbruch im Verlauf der Digitalisierung zunehmend abhanden gekommen sind.
Und vielleicht ist es daher demnächst der richtige Zeitpunkt, die für diese Publikation seit langem konzipierte "timeline" in das Design dieser Seite einzufügen. [1]
Als Nachträge
– hier ein Link auf einen Beitrag von Nina Pauer aus der Ausgabe Nr. 40 der ZEIT vom 29. September 2011, der seit dem 28. September 2011, 18:23 Uhr auch online auf http://www.zeit.de/2011/40/Facebook-Timeline unter dem Titel: "Die Utopie ist da" nachgelesen werden kann.
– hier der Link auf ein auf der Online-Seite des Handelsblatts vom 30. September 2011 ab 11:50 eingestelltes n-tv-Video, das wie folgt angekündigt wird:
"Ein 23-jähriger Jura-Student hat jetzt herausgefunden, wieviele teils gelöschte Daten das soziale Netzwerk dauerhaft speichert. Das Ergebnis ist erschreckend."