I.
Da eine eigene Mitwirkung in Berlin nicht möglich sein wird :-( sollte an dieser Stelle zumindest die Veranstaltung angekündigt und zur Teilnahme eingeladen werden.
II.
Auf der Webseite des DJV-Berlin war bis zu diesem Tag folgende Einladung zu lesen.
„WIE TROTZEN WIR DER KRISE?“
Einladung ins Automobilforum der Volkswagen AG
Der DJV Berlin lädt zu einer Diskussionsveranstaltung ein. Thema: „Wie trotzen wir der Krise“. Es geht um Analysen und Strategien wie Journalisten sich in der Krise selbst helfen können. Ausgangspunkt sind neun Thesen zum Strukturwandel der Medien von Prof. Dr. Klaus Meier (Hochschule Darmstadt). [1]
Aber: Es gab die Möglichkeit einer sogenannten krossmedialen Vernetzung.
Der an dieser Stelle auch schon vor Beginn dieses Termins publizierte Link lautet(e): http://tinyurl.com/nc59nk
und so war es möglich, die ganze Verantaltung im Internet mitzuverfolgen. Also auch vom Hotel in Tel Aviv aus.
III.
Selbskritisch ist anzumerken, dass es vielleicht gut gewesen wäre, sich schon eimal zuvor in den Sender einzuklinken. Dann wäre klar geworden, dass man sich zumindest einen der aktuellen Standard-Player auf das System hätte holen - und sich nicht länger nur auf den VLC-Player verlassen - sollen.
So konnte der Beginn des Vortrags zwar angesehen, aber nicht zugleich angehört werden. Andererseits sind seine These ja bereits veröffentlicht und auch im Zusammenhang mit dieser Israel-Reise am gleichen Tag zitiert worden - siehe: Reise nach "Digitalien" (1).
Daher wird wenig an der Form dieses Beitrag gearbeitet, sondern möglichst schnell in den in kursiv gehaltenen Einladungstext hineingeschrieben.
Bitte melden Sie sich an bis zum Freitag, 19. Juni 2009 unter
http://info@djv-berlin.de. Sie erhalten dann eine Anmeldebestätigung.
Ort: Automobilforum Unter den Linden (inmitten der aktuellen Ausstellung des Zeitungsmuseums Saarbrücken) Unter den Linden 21 / Ecke Friedrichstraße in 10117 Berlin.
Tipp: Kommen Sie etwas früher und besuchen Sie die sehenswerte Ausstellung „Papier - die Magie eines alltäglichen Werkstoffs“. Wir freuen uns auf Ihr Kommen und eine anregende und konstruktive Diskussion. Unser Dank gilt der Volkswagen AG, die diese Veranstaltung unterstützt.
Mit kollegialen Grüßen
Dr. Peter Pistorius, Vorsitzender,
Bernd Lammel, Stellvertretender Vorsitzender
IV.
Aber selbst aus den wenigen Minuten der Schlussdarstellung lässt sich sagen: Klaus Meier zuzuhören ist eine Bereicherung. Er bringt das komplexe Thema dennoch sehr transparent auf den Punkt und ist darüber hinaus in der Lage, seine Thesen mit selbst-redenden Beispielen gut zu unterlegen.
So sagt er, was ein Nike-Marketing-Manager gesagt habe: dass er dazu da sei, mit seinen Kunden zu kommunizieren, nicht aber, die Printmedien zu erhalten. Und er fragt - wohl nicht nur sich - was in Zukunft noch ein grosses Verlagshaus von einem Konzern wie der Telekom trennen würde. Nun ja...
Er berichtet anschaulich von der Franken-Post in Hof, bei der er selber vor zwanzig Jahren gearbeitet habe. Dort habe es schon seit langem eine gemeinsame Mantelredaktion gegeben. Und diese solle jetzt abgeschafft und nach Stuttgart verlagert werden. Einst unvorstellbar und heute doch die blanke Wahrheit.
Die Gründe dafür seien klar: Die beiden wichtigsten Finanzierungsströme für den Journalismus stünden in Frage:
— Das breite Publikum - ausserhalb der Eliten - verabschiede sich immer mehr von der Zeitung
— Der Werbekuchen würde weiter schrumpfen, um mehr als zehn Prozent in den letzten 8 Jahren.
Die von ihm zitierte - und vielleicht auch übernommene - These für die zukünftige Aufgabe des Journalismus lautet: vom "Gate-Keeper" zum "Sens-Maker".
Das sei gut in einer Zeit, in der selbst die "VIP"s angefangen hätten, sich ihre eigenen Kommunikationskanäle mit "ihrem" Publikum aufzubauen.
Er zitiert den Satz: "The Big Daily Paper" is gone, but not Journalism." Und er zeigt ein Produktfoto der Firma Panasonic auf der ein Fernseher zu sehen ist, in dem nicht länger nur die "offiziellen" Medienangebote zu sehen sind, sondern ebenso "user generated content.
V.
Anschließend zeigt Wolfgang Kiesel, DJV-Coach und Autor des Ratgebers "Von Beruf frei", Szenarien auf, welche Strategien Journalisten jetzt verfolgen können, um die Krise zu überstehen.
Soweit der Text der Ankündigung. Kiesel reagiert unmittelbar auf die Darstellungen Meiers - diese seien ein "Gruselkabinett" - und erläutert das von ihm Gesagte am Beispiel der beiden Zeitungen in der Hansestadt Bremen: den Bremer Nachrichten und dem Weser-Kurier - und die Nordsee-Zeitung. Sie alle hätten nur noch eine andere Frontseite, ansonsten seien die Inhalte aber weitgehend identisch. "Wir haben eine Situation mit Problemen, die niemand mehr lösen kann." Und keiner würde dabei noch an die Journalisten denken.
Eigentlich gäbe es seiner Meinung nach diese Krise nicht wirklich, denn seit dem Streik in Bremen habe man sehen können, wie auch totz der Streikenden eine Zeitung hat gemacht werden können, ohne dass diese die Leser wirklich bemerkt hätten.
Er führt viele Beispiele aus seiner Praxis als Autor aber eben auch als Coach ins Feld und berichtet von vielen weiteren Beispielen. dem dem Darmstädter Echo und den dort ausgewiesenen "Zwei-Fünftel"-Redakteurs-Stellen.
Mehr noch: Auch die FR habe beschlossen, die Leute in ihrer Darmstädter Redakteure an die Luft zu setzen. Und jund "Nachfolger" an ihrer statt in dieser Redaktion zu beschäftigen, die nur noch einen 22-Stunden-Vertrag bekommen hätten.
So etwas, so Kiesel, habe er in seiner bisherigen Laufbahn noch nicht erlebt.
Ein freier Journalist brauch heute pro Monat im Schnitte 2.000 Euro, das wären ca. 300 veröffentlichte Zeilen: Pro Tag. Und das sei einfach nicht mehr möglich. Heute seien die angestellten Journalisten "so fleissig wie nie". Einige wenige weitere Journalisten seien mehr als überbeschäftigt. Die meisten von ihnen bekommen aber "nicht mehr den Hintern an die Wand".
Freiberufliche Journalisten seien heute Übersetzer. Und es sei nicht so, dass es heute keine journalistischen Aufgaben mehr gäbe. Aber es seien die Eliten, die sich noch den Journalismus erlauben könnten. Und das "Corporate Publishing" würde boomen wie nie zuvor. Und da würde man auch heute noch auch als Journalist gut Geld verdienen können. Die Bahn und PWX zahlten wirklich gute "ordentliche Honorare".
Die regionalen Tageszeitungen., das seien die Verlierer. Und die zwei Drittel der aktuell fertig ausgebildeten Journalistinnen und Journalisten, die heute auf dem Markt nicht mehr gebraucht würden.
VI.
Auf dem Podium erwarten Sie des weiteren Referenten, Journalistinnen und Journalisten, die in den letzten Jahren ihr eigenes Medium gegründet und sich so ihre Arbeitsmöglichkeit selbst geschaffen haben:
– Gerhard A. Pfeffer ist seit einigen Jahren am Markt und schaffte es mit seinem Online-Magazin „Pr-Journal.de“ schwarze Zahlen zu schreiben
Er wolle in 2012 auf 250 tausend Euro kommen, sagt er. Und er habe mit einem Umsatz von 40 tausend angefangen. Und er rede auch dann darüber, obwohl er Schwabe sei.
Und er macht die folgende Rechnung auf:
Wir haben heute in Deutschland 70 tausend Journalisten und 50 tausend PR Leute (von ehemals 20 tausend). In den USA gibt es heute schon 200 tausend PR-Leute gegenüber 100 tausend Journalisten. Und in Deutschland würde es in Zukunft ein Verhältnis von 90 zu 90 tausend Leuten geben.
Auch in Zukunft müssten nicht alle Journalisten Verleger sein. Aber sie müssten sich in Zukunft an diesen neuen Verhältnisse "gewöhnen" müssen.
Als Verkäufer sei er PR-Mann. Aber er sei auch langjähriges DJV-Mitglied. Und er halte es mit dem Kollegen Peter Turi, der gesagt habe: Der Konsument sie von der Rückbank des Mitfahrer von einst inzwischen auf den Vordersitz gerutscht und sei dabei, sich auch auf dem Fahrersitz breit zu machen.
NACHFOLGEND NUR NOCH STICHWORTE DA DER ZUGANG ONLINE-ZUGANG IM HOTEL NICHT MEHR GENUTZT WERDEN KANN:
– Klaus Schnabel-Koeplin initiierte „rockradio.de“, ein Internetradio, das von einem gemeinnützigen Verein getragen wird.
Er nimmt den Platz des nachfolgend zitierten RJS ein, da dieser nach Hamburg zurück fährt, um dort mit seiner Sende(r)-Familie den ihnen verliehenen Grimme-Preis zu feiern.
"Wir verdienen auch mit dem Rock-Radio kein Geld", sagt er gleich zu Anfang. 2Aber wir haben uns zu lange geärgert, weil man unsere Musik nicht spielen würde, und das haben wir es eben selber gemacht2. Da der Begriff "Rock-Radio" im Internet noch frei war, habe man sich diesen gesichert. Und dann habe man damit begonnen, sich damit einen eigenen Namen - und Sender - zu machen.
Mit 5 Euro könne jeder der Hörer dabei sein - auf freiwilliger Basis. Und es könne auch mehr sein, denn die GEMA, die GVL und Streaming-Kosten müssten erst einmal bezahlt sein.
Was ihn aber wirklich ärgere sei der Umstand, dass von diesem GEMA-Geld bei denjenigen, die es am dringendsten benötigten, am wenigsten ankommen würde. [2]
– Ruben Jonas Schnell gründete in Hamburg das Internetradio „Byte.FM“, das zu den 24 Nominierten für den Grimme Online Award 2009 gehört;
Dass er auf dem Weg zurück nach Hamburg überhaupt da sei, sei für alle eine besondere Freude. Und da er nicht den Abend noch in Berlin verbringen wolle, wir sein Statement in der Moderation vorgezogen.
Er kommt gleich auf den Punkt. Er habe diesen Radiotyp gründen müssen - und können - da er nach wie vor auch einen festen Sendeplatz auf dem NDR habe.
"Wir wurden ausgezeichnet für Redaktion und Konzept. Nicht für den Wirtschaftsplan", sagt er. Und er macht klar, dass er zunächst einmal sehr offensiv mit diesem Modell umgehe, "zunächst einmal werbefrei" sein zu können.
Ja. Veränderungen seien in Zukunft aber dennoch möglich. Zum Beispiel, in dem man:
— Material aus dem Archiv gegen Gebühr anzubieten würde
— Bannerwerbung schaltet.
– Heide-Ulrike Wendt, Chefredakteurin des Medienmagazins „Berliner Journalisten“ und Autorin u. a. für „stern“, „AMICA“, „ZEIT“, „Focus“, berichtet über ihre Erfahrungen mit etablierten und nicht etablierten Medien;
Sieht die Zukunft ihrer Zunft (s)eher optimistisch. [3]
– RA Arno Metzler, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Freien Berufe, steht Rede und Antwort zum Thema, wie sich die Situation in den anderen europäischen Ländern darstellt.
Sehr gut, dass wir von der Verlegerdebatte wegkommen hin zur Diskussion um die Rolle des Journalisten. Nicht nur die Journalisten stehen in diesem Selbst
Er verweist auf das "Heftchen": Leitbild der freien Berufe 2009.
Wenn wir uns auf diesen Kern konzentrieren, dann sei die Welt auch wieder in Ordnung.
Die Täuschung des Lesers durch die Zeitung ist eine Frage des Wettbewerbsrechtes, die nach wie vor offen ist. Aber auch eine Herausforderung an die Verbände.
Wir haben einen Punkt erreicht, wo uns die Krise auch materiell in die Irrte geführt wird.
Der Bürger wird alleingelassen im Dickicht der Internet-Inhalte. Gerade hier sind gute Journalisten, ist guter Journalismus gefragt.
Aus europäischer Sicht ist das Zeitungsmachen so unterschiedlich nicht zu sehen. Die Herausforderungen sind durchaus vergleichbar, und die Versuchungen durch das Geld auch, vor allem wenn es notwendig ist, um überhaupt das Überleben zu sicher.
Jeder wird zunehmend sein eigener Markenträger sein. Und das bedeutet auch eine Chance für diese Beruf und die Zukunft des Journalisten.
– Moderation Jörg Wagner (Medienmagazin „radioeins“).
Wir sind hier interaktiv. Per Handzeichen oder auch im Chat. Und seine Aufgabe sei eigentlich eher die eines Motivationstrainers.
Hat Selbstausbeutung mehr zu bieten als die "Erotik des Geldes"?
Gut: er achtet auch darauf, dass die Stimme der Teilnehmer auch vom Micro aufgefangen und ins Internet übertragen wird.
Und dass er sein Rolle als Moderator zum Teil sträflich verletzt, ist ihm durchaus auch positiv zuzurechnen.
Aber je länger der Abend dauert, desto mehr kommt doch der Radio-Redakteur wieder durch, der seine eigenen Inhalte unterbringen will. Schade drum.
VII.
Es gibt eine Schlussumfrage mit der Bitte, dem DJV einen Gratis-Rat mit auf den Weg zu geben. Und dazu erklären sich alle bereit.
– Professor: die lokale Öffentlichekeit (wieder) herstellen!
– Rockradio: man muss sich neu zusammenschliessen und einen Pool schaffen!
– Freie Berufe: die Selbstbesinnung des Journalisten soll als ein Selbstbild beschrieben und auch dem Bürger nahegebracht werden.
– Berliner Journalisten: Angesichts dieser Zeiten: Mut machen und zeigen, was man hat machen können!
– PR Journalismus: Werden Sie nicht PR-Mensch, sondern bleiben Sie Journalist: Und werden Sie Verleger!
– Coach: Die Voraussetzung und der Vorteil ist, "dass wir an der Pipeline dran sind". Von den dreissig Volos waren früher die Hälfte organisiert, heute ist das nur noch der Eine oder die Andere. Und doch können wir heute mit den eigenen Mitteln sehr viel mehr machen.
– Moderator: Heute sind wir Techniker und Redakteure. Und was zu raten sei, das habe er von den Militärs: sie machen Planspiele. Vorne zu laufen sei besser als wenn man hinterherlaufen müsste. Nur wenn man vorwegmarschiere, können man vom Objekt zum Subjekt der Geschichte werden.