Review: Der Schreibtisch als Ort geistlicher Erfahrungen

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 23 Uhr 05 Minuten

 

Rückblick auf den Sonntagmorgen um Achtuhrfünfunddreissig im Deutschlandfunk:

Nichts als Papier und Buchstaben? - Der Schreibtisch als Ort geistlicher Erfahrungen.. Von Dr. theol. Daniel Bogner, * 1972 [1]

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Ist es nun "richtig" oder nicht, die eigene Erfahrung mit sich selbst und seiner Welt zum Gegenstang der ver-öffentlichten Darstellung machen?

Der Antrieb - dieses trotz der wohl begründeten Scheu - zu tun, ist legitim. Und auch, dieses so zu sagen.

Ist es doch interessant, als Teilhabe(r) an diesem dialogischen Monolog zu verfolgen, zu überprüfen, welche dieser Sätze man selber auch so hätte schreiben und sagen können - und welche nicht.

Dass die Erfüllung in und durch die eigene Arbeit ein wesentlicher Bestandteil des Lebens sein mag, kann - auch das ist sicherlich legitim, darzustellen.

Selbst das Bemühen, dieses dann letztendlich doch in den Kontext der religiösen Bezüglichkeit zu stellen, geht in Ordnung. [2]

Wobei die Frage bleibt, ob diese Arbeit am Schreibtisch wirklich ein Teil dessen sei, was man an himmlischer Güte und Gabe hier auf der Erde erfahren könne? Auf einer Erde, die uns an den meisten Schreibtischen dieser Welt letztendlich so unendlich weit von der Natur entfremdet hat, dass wir ihrer allenfalls noch "beim Nachdenken", beim "Blick aus dem Fenster" gewahr werden?

Und wie ist es dann mit all dem "selbst" Erschaffenen bestellt, welche Medien stehen uns für die Kommunikation dieser Resultate zur Verfügung und was bleibt davon über welche Medien im "kollektiven Gedächtnis" erhalten?

Es gibt zumindest drei Ebenen - mit den ihnen anverwandten Medien - auf denen eine solche Vermittlung des selbst Geschaffenen erfolgten kann: Im Unmittelbaren Dialog. Im wertegenerierenden Austausch. Im Rückbezug Anderer.

Interessant, dass alle drei Ebenen und Medien - unabhängig von der eigenen Präsenz und Lebenszeit, DA sein können, wenn gleich auch in jeweils anderer Gestalt.

Der Rückbezug Anderer, das ist das, worauf sich immer allzu gerne bezogen wird, wenn am Grabe des/der Verstorbenen auf dessen/ihre Verdienste und Leistungen verwiesen wird. Das ist oft eher peinlich und sollte - zumindest im eigenen Falle - möglichst unterlassen bleiben: Denn, was wirklich bleibt, das ist zum Beispiel ein Wort - "Hochgeschwindigkeitszug" zum Beispiel - das durch das eigene Wirken in die Muttersprache eingegangen ist und sich darin ohne Nennung des Urhebers verselbständigt hat. Oder es ist auf der Ebene der technischen Sprachen und Programme eine Funktion - wie die des Calling Line Identification Protokoll - mit dem der Anfrufer seiner Rufnummer der angerufenen Adresse preisgibt.

Der wertegenerierte Austausch ist ein qua Honorar ausgepresster Text, - oder ein Film-Bild, oder ein Ton, oder ein Schau-Spiel - der, anders als es hier den Anschein hat - zumeist nicht der öffentlichen Kenntnisnahme anheim gestellt wird, sondern zumeist eher in Form eines Gutachtens oder einer Tagesnotiz, eines Excell-Sheets oder eines Strategiepapiers der nichtöffentlichen Verwendung und Inanspruchnahmem vorbehalten ist.

Und es ist schliesslich und zu allererst der unmittelbare Dialog, das Banalste, aber auch das Schönste, was es gibt, was man zu geben - und bestenfalls auch anzunehmen - gelernt hat. Im Hier und Jetzt, aber auch in der Reminiszenz. Und: Im Dialog mit den Verstorbenen, den Bekannten wie Unbekannten.

Anmerkungen

[1Referent für Menschenrechtsfragen bei der Deutschen Kommission "Justitia et Pax" in Bonn. Vertreter im Forum Menschenrechte. Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Instituts für Menschenrechte (Berlin).

[2Wenn auch im Hintergrund immer noch das Problem, die Herausforderung steht, dass Menschen wie der hier zitierte dafür bezahlt werden, sich den notwendigen Luxus solcher Geanken leisten zu können und sie diese alsdann auch noch durch ihre "Kanäle" und Medien publiziert bekommen.


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