Es ist nicht alles Gold...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 22 Uhr 29 Minuten

 

Gestern stand es - in den Worten von Brigitte Koch - in der FAZ: nach der Deutschen Telekom [1] steigt auch Karstadt aus dem "Happy Digits"-Programm aus und wird nunmehr ihre eigen, eine goldene Karte verteilen. Ab dem ersten März diesen Jahres werde nur noch diese "Karstadt Goldkarte“ Gültigkeit haben - und auch nur noch in diesen Geschäften.

Gegenstand dieser Betrachtung soll nun nicht die Analyse der drei grossen Punkte-Sammel-Karten-Betreiber sein: Happy Digits bleibt derzeit noch die Nummer zwei: nach dem Marktführer mit Payback und vor Arvatos Deutschland-Card. Sondern vielmehr eine Prognose.

1. Das ist nicht nur das Anfang vom Ende der "Happy Digit" Karte, sondern das gesamte Geschehen und Getriebe rund um die Frage der Kundenbindung wird neu aufgerollt werden.

2. Bisher waren "Digits" eine Art Währungseinheit, die mit 3% Bonus auf jeden Kauf in Rechnung gestellt werden konnte. Das wird in Zukunft vorbei sein.

3. Die permanente Verbilligung quer durch alle Angebote wird abgelöst werden durch zielgerichtete Aktionen und Vergünstigungen für immer spezifischere Kundengruppen für immer spezifischere Angebote.

4. Dies wird mit zusätzlichem Aufwand seitens des Kunden verbunden sein, und viele von diesen werden dieses Sonder-Angeobt in dieser allzu komplizierten Form zurückweisen, indem sie es nicht mehr nutzen - und alsdann einen Grund mehr finden, sich von "ihrem" Kauf-Haus zu verabschieden.

5. Dennoch wird es auch des Konzern wird es weitere Aufspaltungen geben; Häuser wie die Quelle werden ebenfalls mit eigenen Karten nachziehen, nachdem Sie es nicht geschafft haben, mit ihren Angeboten - und sei es nur der Elektro-Bereich - wirklich "auf die Strasse" zu gehen.

Alles in Allem ein ebenso interessante wie "frag-würdige" Entwicklung. Der Kunde wird nicht mehr beim all-täglichen Einkauf belohnt, sondern durch ein besonderes Ereignis, ein besonderes Event, eine gesonderte an sie, an ihn gerichtete Ansprache.

Ob diese Formel funktionieren wird, bleibt noch offen: heute geht man ja nicht mehr einkaufen, sondern "shoppen", man "holt" sich was, bekomt soundsoviel % "gratis" dazu - und "spart" angeblich auch dann, wenn man Geld ausgibt...

Die Abschaffung der "Happy Digits" Karte folgt diesem Trend: nicht der Einkauf als solcher soll belohnt werden, sondern der Kunde, wenn er einem bestimmten Aufruf, einer bezielten Ansprache gefolgt ist.

Aber bekanntlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Ob daher die neue Karte also wirklich als eine Verbesserung, als ein "upgrade" oder ähnliches wahrgenommen und angenommen werden wird, bleibt abzuwarten.

Brigitte Koch hat Recht: der Punktekarten-Markt wird jetzt erheblich aufgemischt werden - und der Kunde dabei untergebuttert?

PS.

An dieser Stelle hat in und mit der Leserschaft eine längere Diskussion eingesetzt, die hier nicht im Deteil wiedergegeben werden wird.

Nur soviel: Interessant war vor allem der Gesichtspunkt, dass aus einer Reihe von Beobachtungen klar wurde, dass das Personal, das über Jahre "ihren" Kundenstamm darauf "geschult" hatte, beim Kauf immer auch die Happy Digits Karte bereitzuhalten, angesichts dieser neuen Entwicklungen und Entscheidungen völlig Alleingelassen schien.
Offensichtlich hatte man sich zwar ein Konzept zurückgelegt, warum an die eine Karte durch eine andere ersetzten wollte. Aber wie man damit konkret vor Ort umzugehen habe, darüber hat offensichtlich keiner wirklich nachgedacht.
Das Karte-Überreichen, -Einscannen und -Zurückgeben war wie zu einem Ritual geworden, bei dem sich Käufer und Kassierer(in), Kunde und Warenhaus quasi "die Hand gegeben" hatten. Dieser durchaus prägende und zunehmend Ritual gewordene Vorgang entfällt jetzt plötzlich.

Und es gibt dafür auf dieser Ebene auch nicht wirklich eine Alternative, einen Ersatz. [2] Vielmehr entsteht an einer ganz entscheidenden Stelle - nämlich dem Bezahlvorgang - ein Leerraum. Und der wird unmehr mit zunehmend negativen Konnotationen erfüllt. Hier ist die Keimzelle für einen weiteren massiven Verlustbringer gelegt worden, die sich wie ein Virus schnell weiter ausbreiten wird: Tag für Tag.

Anmerkungen

[1Siehe dazu die gemeinsame Presseerklärung beider Häuser als Online-PDF.

[2Die Goldcard kann nur noch zu bestimmten "Goldwochen" genannten Zeiten eingesetzt werden und gilt auch nicht mehr in allen Bereichen des Hauses. Weder beim Einkaufen der Lebensmittel noch im Bereich Elektron - und dabei werden doch gerade an diesen beiden Punkten extrem viele Daten über das Einkaufsverhalten und die Vorlieben einer Person abescannt... verstehe es, wer will.


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