Berlinale (IX)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 22 Uhr 28 Minuten

 

Zum Abschluss dieser Berlinale eine Geschichte, die offenbar nicht geschrieben werden sollte. Weder von der nachfolgend zitierten Firma "Bewegte Bilder" noch von der Festivalleitung war es möglich, einen anderen Satz zu erhalten als den "Kein Kommentar"-Kommentar.

Ausgangspunkt dieser Geschichte hätte der Inhalt einer Presse-Erklärung sein sollen, die schon im Dezember zur Veröffentlichung freigegeben worden war, kurz vor Weihnachten, am 19. 12.:

Zelluloid meets Pixel - E-Cinema-Server beim Festival 2009

Die 2004 eingeleitete Digitalisierung der Berlinale macht ab 2009 einen weiteren großen Schritt: 29 von insgesamt 49 Leinwänden werden für das kommende Festival mit digitalen Kinoservern ausgestattet. Hierdurch wird für alle digital verfügbaren Filme des Festivals und des European Film Markets eine einheitliche technische Grundlage geschaffen. Für die digitalen Vorführungen des Wettbewerbs werden weiterhin ausschließlich D-Cinema Systeme eingesetzt.

2008 gab es im Festivalprogramm und auf dem European Film Market fast 400 Filme auf unterschiedlichen Videoformaten.

Die Tübinger „Bewegte Bilder Medien AG“ stattet die Kinosäle für das Festival mit digitalen Kinoservern aus und hat in der Filmverwaltung der Berlinale ein Encoding-Studio mit drei Mastering-Stationen und einem zentralen Videoserver eingerichtet. Dort werden zukünftig alle Filme des Festivals, die nicht auf herkömmlichem Filmmaterial oder bereits als fertiges D-Cinema Package angeliefert werden, digitalisiert und gespeichert. Während des Festivals werden die Filmdateien dann von diesem Speicher aus mithilfe von Festplatten in die Kinos gebracht und in die Kinoserver eingespielt. Vom Zeitpunkt des Encodings an liegen die Filmdateien nur noch in verschlüsselter Form vor und sind dadurch vor unbefugtem Zugriff geschützt.

Auch für die Produzenten bringt die neue Technik einen zusätzlichen Nutzen: Filme müssen nicht mehr wie bisher in das europäische PAL-Format konvertiert werden, um auf dem Festival präsentiert werden zu können.

„Die neuen Abspielmöglichkeiten sind wichtig für die Berlinale, denn dem digitalen Kino gehört die Zukunft. Gleichzeitig möchten wir aber auch an das filmhistorische Vermächtnis erinnern und zeigen das Format 70-mm- Breitbandfilm in der diesjährigen Retrospektive. Zelluloid meets Pixel“, sagt Festivaldirektor Dieter Kosslick.

Schon zu diesem Zeitpunkt gab es interessante Kommentare nachzulesen - bei jenen, die es ja nun wohl wissen müssten: im Filmvorführerforum.

Und nach dem Bericht des Schwäbischen Tageblatts war auch selbst zu Festivalbeginn noch alles "in Butter":

Tübinger Unternehmen macht Berlinale digital

Während die meisten deutschen Kinobetreiber noch immer zögern, die teuren Digitalprojektoren in ihren Häusern zu installieren, ist die Berlinale schon einen Schritt weiter. Beim diesjährigen Festival, das am Donnerstagabend begonnen hat, wird in mehr als der Hälfte der Säle auch digital vorgeführt.

Zu diesem Zweck hat die im Tübinger Schlachthof beheimatete Firma Bewegte Bilder die entsprechenden Festival-Kinos mit Computerservern ausgestattet. Außerdem trimmt das Team von Firmenchef Carsten Schuffert die aus aller Welt in ganz unterschiedlichen Videoformaten eintrudelnden Filme auf einen einheitlichen digitalen Standard. Aus dem eigens dafür eingerichteten Studio am Potsdamer Platz werden die so genannten "Digital Cinema Packages" dann auf Festplatten zum Abspielen in die Kinos gebracht.

Rund 400 Filme, so Schuffert, wurden bereits seit Dezember auf diese Weise "gemastert" - nicht nur für die Berlinale selbst, sondern auch für den parallel stattfindenden Europäischen Filmmarkt. Insgesamt sollen in diesem Jahr rund 30 Prozent aller Vorführungen in digitaler Form stattfinden. Daneben erweist die Berlinale aber auch einem fast ausgestorbenen analogen Format seine Referenz: Die Retrospektive widmet sich der Geschichte des 70-Millimeter-Films, der in punkto Bildqualität der besten Digitalprojektion als durchaus ebenbürtig gilt.

Nachdem aber ein Bericht über die Umsetzung dieses Projektes an der mangelnden Kooperationsbereitschaft beider Partner scheiterte, wird hier auf eine öffentliche Darstellung dessen, was nun tatsächlich geschehen ist und was nicht, unterbleiben.

Bleibt nur der Blick zurück - und dieser zeigt, dass es mit den grossen Ankündigungen in diesem Umfeld seine ganz besondere Bewandtnis und "Tradition" hat.

Siehe die Verlautbarungen des Worldscreen-Konsortiums vom 15. Februar 2007 [sic!].

All dieser Rückschläge ungeachtet: In wenigen Jahren wird von solchen Malaisen keine Rede mehr sein. Und deshalb schweigt an dieser Stelle des Sängers Höflichkeit.


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