Heute ist der zweite Tag des Programms der Jahrestagung der Fachgruppe Medienökonomie in der Deutschen
Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft 2008
St. Pölten, Österreich.
Dazu gab es das vom Bürgermeister am Vortag zur Eröffnung angesagte gute Wetter und von daher war die Besucherfrequenz für diese Wetterverhältnisse - und an einem Samstag - erfreulich hoch.
Im Gegensatz zu der im Programm angekündigten Reihenfolge musste auf zwei angekündigte Referenten an diesem Vormittag verzichtet werden. Und es zeigte sich - einmal mehr - dass trotz ihrer Abwesenheit die zur Verfügung stehende Zeit gut genutzt werden konnte. [1]
„Bleibt Fernsehen Fernsehen?“
10.00 - 11.30
Panel 4, IP-gestützte Verbreitung von AV-Inhalten als Option zur Personalisierung und direkter Erlöse
Moderation:
– Wolf Siegert, IRIS Media Berlin
– Wolf Siegert, IRIS Media Berlin
Wenn die Binsenweisheiten über das Fernsehen in die Binsen gehen.
– Jörg Müller-Lietzkow, Universität Paderborn
Episodic Viewing:
Wie Hulu.com Serienfans begeistert und Ökonomen verwirrt [2]
– Paul Murschetz, Cologne Business School & Eric Karstens, European Journalism Centre Maastricht
Digital Pay-TV in Germany: A Viable Lesson for Market Failure?
12.30 - 14.00
Panel 5, Neue Übertragunswege im Spiegel indirekter Erlöse
Moderation:
– Carsten Winter, HMT Hannover
– Wolfgang Mühl-Benninghaus, HU Berlin &
– Mike Friedrichsen, HDM Stuttgart
IPTV - Weg aus der Krise? Die Entfremdung von klassischen Programmen als Grundlage für neue Geschäftsmodelle
Die Annahme der Autoren ist die, dass es im Wohnzimmer auch in Zukunft nur ein einziges Gerät geben wird.
In Deutschland seien die Breitbandangebote noch nicht ausreichend entwickelt. Und durch das hohe Mass an "klassischen" TV-Angeboten gäbe es auch weniger drigend den Anlass zum Wechsel.
Die Vermarktung als auch die spezifischen Inhalte von IPTV stünden noch in den Kinderschuhen.
Auch die Finanzierung von neuen Inhalten sei noch nicht ausreichend geklärt, oft würde noch nicht einmal darüber angedacht.
Seit der Aufkündigung des "genarationsübergreifenden Geschmackskonsenses", also seit dem Rock’n Roll, seien es vor allem die jungen Leute, die sich der neuen Mitteln des Ausdrucks auch des Konsums bedienen würden.
Aber die Preise für diese neuen Dienste seien gerade für diese junge Generation von Leuten oft zu hoch. Und sie seien gar nicht oder nicht richtig in dem Zusammenhang der bestehenden traditionelle Angebot richtig eingebunden.
Wichtig sei, die Komlexität des neuen Angebotes ist erst einmal zu bewältigen. Denn das Potential sei gross: Die Rückkanalfähigkeit mache den Fernseher zum Point-of-Sale. Und selbst bei einer nicht interaktiven Nutzung könnte es eine Menge an attraktiven Inhalten geben.
Die Autoren meinen also, dass IPTV das Potenzial habe, sich im Markt durchzuseten. Das werde zu einer grossen Umwälzung des klassischen Fernsehens führen wird.
Die knappe Hälfte der Bevölkerung komme als potenzielle Nutzer dieses neuen Angebotes in Frage. Dafür werde es neue "Player" geben und potenziell interessante und interessierte Kundengruppen.
– Kati Förster, Fachhochschule St. Pölten
Erfolgsfaktoren für virales Mobilmarketing: Eine empirische Studie der Rahmenbedingungen und Anforderungen
These: das Fernsehen mag Fernsehen bleiben, aber die Werbung wird nicht Werbung bleiben.
Was funktionieren wird, das sei das virale Marketing. Beispiele wie das Moorhuhn und ein Service wie hotmail zeigten, wie man mit diesem Tool erfolgreich sein könne. Auch VW hatte 2,6 Millionen Video-Views in zwei Monaten generiert und heute noch werden über 10.000 Spots gesichtet.
Die aktuellest Aktion sei die von IKEA: "Niels wartet auf September".
Der mobile Nutzer ist mit seinen Geräten eher an Entertainment interessiert als dies bei der Nutzung von fixem Internet der Fall sei.
Es könne heute durch ihre Arbeit ein Medienäquivalenzwert für virale Kampagnen errechnet werden. Themen sind in diesem Zusammenhang die Reichweite - je nach Medium - die Diffusionskurve und die Konversion.
– Alke Sulimma, Division Manager Fernsehforschung, GfK Austria Wien
Zukünftige Reichweitenmessung in fragmentierten Fernsehmärkten - Herausforderungen und Probleme [3].
14.00 - 14.30
Zusammenfassung durch Dr. Krone:
Die Frage "Bleibt das Fernsehen Fernsehen" sei nicht gestellt worden, um automatisch dazu eine Antwort zu bekommen. Aus seiner Erfahrung dieser zwei Tage liesse sich für ihn aber die Antwort "JA" ableiten. Die Oberflächen dieser Angebote würden sich ver-ändern und erweitern. Aber die Inhalte werden nach wie vor das tragende Element bleiben. Dabei werde die Nutzerorientierung von immer höherer Bedeutung sein.
Es habe in diesen zwei Tagen Beiträge / Facetten aus den Bereichen Theorie, Praxis, Philosophie und Kunst gegeben.
Die neue Säule des mobile-TV sind zukunftsfähig. Diese neuen Übertragungswege würden aber bald noch durch weitere ergänzt, die sich derzeit schon in der Erprobung befänden: die "Next Generation Networks".
"Public Value in der Internet- und Digitalökonomie" sei das Thema der nächsten Tagung, die in Hamburg stattfinden wird.
Um den Hintergrund dieses Themas etwas auszuleuchten, hier im Anhang zwei Videos, die am 6. November 2008 von MadsackMediaLab auf YouTube eingestellt wurden:
– http://de.youtube.com/watch?v=57FxaAUOxZ4
– http://de.youtube.com/watch?v=2z5437Pl8SU
Was das Thema "Video" für die Zeitungen der Zukunft bedeutet, dazu ein Beitrag von Dominic Ponsford, über der Tagung der "Society of Editors" in Bristol, UK, vom 10. November 2008 über die Meinung eines ihrer Referenten, Michael Rosenblum:
"News websites must embrace video or die".
– http://www.pressgazette.co.uk/story.asp?sectioncode=1&storycode=42407&c=1
Nachtrag vom Mittwoch, den 19. November 2008 :
Die IP Gesellschaften in Europa haben gemeinsam mit der RTL Group zum 15. Mal die jährliche Studie „Television – International Key Facts” veröffentlicht.
Im Studienband sind Fakten, Daten, Entwicklungen und Highlights des Jahres 2007 von über 900 Fernsehsendern in Europa, Japan und den USA zusammengefasst.
Fernsehnutzung – Mit einer Sehdauer von durchschnittlich 225 Minuten pro Person und Tag (2006: 226 Minuten) war Fernsehen bei erwachsenen Europäern im intermedialen Vergleich das meistgenutzte Medium. Der Süden Westeuropas schaut mehr fern als der Norden: Spitzenreiter sind die Griechen (259 Minuten), die fast doppelt so oft den Fernseher einschalten wie die Schlusslichter, die Isländer (126 Minuten). Der deutsche Fernsehkonsum entspricht mit 223 Minuten dem westeuropäischen Durchschnitt. Die osteuropäischen Länder haben die höchste Fernsehnutzung in Europa: Zu den Vielsehern zählen die Serben (296 Minuten), Ungarn (273 Minuten) und Kroaten (272 Minuten). Weltweit unübertroffen ist mit 297 Minuten am Tag die Sehdauer der US-Amerikaner. Unterschiede in der Fernsehnutzung lassen sich beispielsweise auf Sendervielfalt und Programmangebot, Tagesabläufe und kulturelle Unterschiede sowie soziale und politische Events von nationalem Interesse wie Sportereignisse oder Wahlen zurückführen. Die „gesamteuropäische Primetime“ liegt in der Woche zwischen 19.00 und 22.00 Uhr.
Programmtrends – Seit der ersten Key Facts-Erhebung im Jahr 1994 zählt Fernsehen zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen und auch der weltweite Zuschauergeschmack ist ähnlicher geworden: Zu den erfolgreichsten Serien gehörten „Dr. House“, „Desperate Housewives“ und „CSI: Miami“. Die Castingshow „Pop Idols“ (in Deutschland: „Deutschland sucht den Superstar“) war abermals der globale Dauerbrenner. Mit den Nachbarn Niederlande und Belgien teilte Deutschland 2007 die Begeisterung für „The Farmer wants a wife“ (in Deutschland: „Bauer sucht Frau“).
Digitalisierung – Die Digitalisierung schreitet in Europa dank der zunehmenden terrestrischen Verbreitung digitaler Free-TV-Sender mit großen Schritten voran. 2007 empfingen 40,8 Prozent der EU-Haushalte ihr Fernsehprogramm über die digitalen Verbreitungswege Satellit (42 %), Terrestrik (38 %), Kabel (16 %) und das Internet / IPTV (4 %). Den höchsten Digitalisierungsgrad in Europa hat erstmals Finnland mit 88,0 Prozent vor Großbritannien mit 83,2 Prozent. Deutschland liegt mit 29,7 Prozent deutlich unter dem westeuropäischen Durchschnitt. In den skandinavischen Ländern ist die Digitalisierung im Gegensatz zu den osteuropäischen Ländern sehr weit fortgeschritten. Nach Island und Teilen von Norwegen wurde das analog terrestrische Fernsehen 2007 in Finnland und Schweden abgeschaltet.
Entwicklung – Der Fragmentierung der Medienlandschaft wirken viele große Medienkonzerne mit „Senderfamilien“ entgegen. Durch die Bündelung des Hauptsenders der ersten Generation mit komplementären Kanälen der zweiten Generation, Zielgruppen- oder Nischenkanälen und Kanälen auf neuen Plattformen wollen die Medienkonzerne Marktanteile halten. Weitere On-Demand-Angebote und digitale Fernsehprogramme werden den Fernsehkonsum in den nächsten Jahren steigen lassen. Zuschauern wird das digitale Fernsehen der Zukunft neue Funktionen wie Interaktivität oder Targeting bieten. Handy-TV, der fünfte Verbreitungsweg, etabliert sich in Europa – im Gegensatz zu Japan und Südkorea – aufgrund von Kosten, Technik und schlechter Bildqualität nur langsam.