Nachdem es die letzten Tage ausreichend Gelegenheit gegeben hat, Australien von seiner charmantesten Seite kennenzulernen, beginnt nun die Arbeit – unter hoch privilegierten Bedingungen – wie hier zu sehen ist:
Allerdings bedurfte es gleich zu Anbeginn dieser neuen Arbeitswoche der Bewältigung einiger Frustrationen, die in einem solchen Hotel der obersten Güteklasse nicht hätten notwendig sein müssen.
Das Begann mit dem Einchecken und der Forderung, die Kosten für den gesamten Aufenthalt vorab von der eigenen Karte abbuchen zu wollen, obwohl eine Übernahmeerklärung für dererlei Ausgaben vorlag aber von einer persönlich nicht bekannten Person per Mail in Abrede gestellt worden war. Was bedeuten würde, dass dieser misslicher Auftakt nicht einmal dem Hotel anzulasten ist. Dennoch: Die Stimmung hat es einem allemal zunächst vermasselt, zumal last but not least selbst die goldene Visacard sich für die unerwartet abverlangten Summen als nicht besonders kommunikationsfreudig erwies…
Aber zumindest wurde durch eine solches Stimmungstief so mach andere Unzulänglichkeit entdeckt, die in einem solch grossen „Schuppen“ eigentlich nicht hätte in Erscheinung treten dürfen.
– Da ist die Bitte, sich vom Frühstücksraum eine Tasse Kaffee mit auf das Zimmer nehmen zu können, die vom Personal organisatorisch nicht „gehandelt“ werden konnte.
– Und als der gleiche Ort später zum Frühstück aufgesucht wird, lautet die alles andere als einladende Antwort, dass das Frühstück in der Buchungsoption nicht enthalten sei, sondern auf eigene Kosten eingenommen werden müsse. Und das, obwohl die Zimmernummer vorgelegt worden war und aufgrund eigener „Recherchen“ herausgefunden werden konnte, dass in der Executiv Lounge für den Gast zumindest ein "kleines" Frühstücksbuffet in der Zeit von 7.00 bis 10.Uhr vorgehalten wird.
– Und als dann an eben diesem Ort nach freundlicher Begrüssung der Versuch unternommen wird, den Breitbandzugang zu nutzen, der dem Gast an dieser Stelle ausdrücklich als „free-of-charge-service“ zu seiner Begrüssung schriftlich angeboten worden war, versagt nicht etwa der Rechner, sondern das Zugangs-System – wie hier zu sehen ist:
Nicht nur, dass ein kostenfreier Zugang nicht freigegeben wird. Es ist aufgrund eines Softwarefehlers nicht einmal möglich, sich über den W-Lan-Zugang in den kostenpflichtigen Dienst einzukaufen.
Die Liste dieser „Kleinigkeiten“ liesse sich noch um weiter Punkte verlängern. Aber angesichts dieses Privilegs „der Lage, der Lage und nichts als dieser Lage“, fällt all dieses wieder von einem ab.
Was bleibt ist ein rückblickender Vergleich mit den zuvor erlebten Hotelangeboten, die zu einem Bruchteil des Preises – die Hälfte oder weniger – nach dem persönlichen Erleben mehr zu bieten hatten als dieses Haus:
– das Wohlverhalten des Personals war nicht nur antrainiert, sondern entsprach der Seele des Hauses und der Leute, die dort arbeiteten.
– anstatt der Menge an Lobpreisungen und Awards, die hier auf dem Farbmonitor im Lift auf der Auffahrt in den 21. Stock für den Super-Service etc. angekündigt wurden, wurde an den anderen Orten zuvor das Gepäck in Ermangelung eines Fahrstuhls vom Personal selbstredend selber die Treppe hinaufgetragen.
– während in diesem Haus schon das Hereinrollen von wenigen Gepäckteilen in diesen „Vogelkäfigen“ in die eigene Executive-Suite mit der Erwartung eines Trinkgeldes verbunden wird, wusste das Personal an den anderen Orten, dass sie diesen Dienst zu leisten haben, wenn man im Wettbewerb mit den „Anderen“ bestehen will – und freut sich dann über das freiwillig gern gezahlte Trinkgeld umso mehr.
Kurz und gut: Der hier „auf der Arbeit“ herrschende Luxus kann nicht wirklich als ein solcher wahrgenommen werden, selbst bei all dem guten Bemühen der vielen fleissigen Geister im ganzen Haus – ein junger Deutscher Diplomand aus dem Rheinland ist dabei, türkischer Abstammung, der im Verein mit Englisch, Hebräisch und Spanisch fünf Sprachen spricht und die ganze Nacht für die Gäste als Portier arbeitet – so bleibt einem doch zwangsläufig in einem solchen „Kasten“ jener Geist dieses Landes fern, so wie er in den letzten Tagen zumindest in einigen vollen Zügen eingeatmet werden konnte. Man(n) bleibt in einem solchen Hoch-Haus das, was man ist, ein Fern-Reisender.
Man hat Anspruch auf seinen internationalen Standard – zumal in der Executive Class – und letztendlich doch eben nicht mehr als „nur“ das. Der Mann von Welt mag so die ganze Welt bereist haben und bleibt in jeder ihrer Teile doch ein Fremder. Ein Fremder in ihr - und vielleicht sogar seiner selbst.
Nachtrag:
Am Folgetag wurde nach zunächst vergeblicher Suche dann doch durch einen Zufall auch der Zugang zum 22. Stock gefunden, wo es auf der einen Seite einen Swimmingpool und eine grosse "Badewanne" mit Möglichkeiten zur Unterwassermassage gibt [1]
Und: Ein ausdrückliches Lob an den Weckdienst, der sich bei nicht beantworteten Weckrufen noch einmal persönlich an die Tür des Gastes bequemt, um ihn wirklich aufwachen zu lassen [2]