Welch ein Privileg: von
infront
und
HBS
,
den Machern der FiFA WM 2006, für einen ganzen Tag in das Internationale Broadcast Center nach München eingeladen
und dort an Ort und Stelle über das bislang Geleistete unterrichtet zu werden.
Da sicherlich an anderer Stelle von den Fachkollegen über die umfangreichen technischen Details berichtet wird, soll an dieser Stelle eine etwas andere Kommentierung im Vordergrund stehen, auch wenn die hier genannten Punkte nicht unbedingt im Mittelpunkt der Präsentationen standen.
Dennoch: Es sind diese nachfolgend genannten Punkte, die von entscheidender Bedeutung sein werden, nicht nur für den Erfolg der mit 32 Milliarden potenziellen Zuschauern größten Medienveranstaltung überhaupt, sondern auch für den zukünftigen Einsatz der Kommunikationsmedien - unter Einbeziehung all jener soganannten „Neuen Medien“ jenseits - oder wie es im Englischen heisst: „beyond“ des klassischen Broadcast-Sektors.
Anders als auf der - noch unvergleichlich kostspieligeren - Doppelausstattung von Technik-Zentren in Japan und in Korea [1] zeichnet sich diese Berichterstattung über den Medien-Hub in München dadurch aus, dass
– alle Signale aus den Stadion ausschliesslich in HD, 16:9 und in Dolby E aufgezeichnet und alle Kommentatorenquelle in Digitalqualität generiert werden und damit eine bis dato noch unerhörte und noch nicht gesehene Qualität anbieten
– dennoch alle Quellen auch „abwärtskompatibel“ genutzt werden können, bis hin zum schwarz-weiss-Signal im 3:4 - Format und Mono-Ton
– Broadcaster und Telkos heute schon Seite an Seite zusammenarbeiten und inzwischen selbst ihre Schalt- und Aufzeichnungstechnik in den gleichen Räumen zusammengelegt worden ist
– erstmals auf breiter Linie die eingespielten Bilder, Töne und Daten nicht länger nur für den klassischen Broadcast-Bereich sondern überall dort eingesetzt werden, wo schon heute an einer Nutzung multimedialer Medien Interesse besteht: sei es im Internet oder auf den Portalen und mobilen Plattformen, von UMTS bis zu DVB-H und DMB.
Beeindruckend zu erleben, wie es offensichtlich gelungen ist, „alte“ und „neue“ Medien miteinander und zur gegenseitigen Bereicherung ins Spiel zu bringen.
Bis hin in das Studio des mexikanischen Fernsehens, in denen die Studiositze auf dem Plateau mit interaktiven Terminals ausgestattet sind, auf denen die jeweils dort Platzierten über ihren ganz konkreten Eindrücke nicht nur von den Fussballspielen, sondern ihres Deutschlandbesuchs insgesamt unter Nutzung der neuen Medientechnologien berichten werden.
Beeindruckend aber auch, warum und dass es gelungen ist, sehr früh den Mut zu haben, sich für den Einsatz der neuen Produktionsmittel auch im „klassischen“ TV einzusetzen. Die Entscheidung für eine ausschliessliche High-Def-Signalgewinnung [2] stammt aus dem Jahr 2003 und wurde bereits damals in Absprache mit einem knappen Dutzend der wichtigsten, potenziellen Kunden festgezurrt.
Das Ergebnis ist in doppelter Weise überzeugend: als der auch zeitlich richtige „goldene Schnitt“ zwischen alter und neuer Broadcast-Welt. Und zugleich als die einzig mögliche Basis für den erfolgreichen Einsatz der neuen Medien im Bonsai-Format. Was viele ja als einen scheinbar nicht nachzuvollziehenden Gegensatz zwischen superhochauflösenden Formaten einerseits und IP- und mobil-com-basierten Formaten andererseits sehen ist in Wirklichkeit ein sich miteinander bedingendens Verhältnis. _ Im Klartext: nur die hochauflösende Bildqualität der neuen Fernseh-Formate bietet eine hinreichenden Voraussetzung dafür, die die aus ihnen herausgescannten Ausschnitte für die „Bonsai“-Formate immer noch eine ausreichende Qualitätsgüte mitbringen. HD-TV und Handy-TV bedingen einander. Ohne das Erstere wird auch das Letztere nicht zum „fliegen“ kommen.
Das ist die entscheidende Lektion dieses Besuches - endlich wird die sogenannte „Interdependenz“ der Medien in der Praxis als ein gewinnbringendes Modell praktiziert werden - und das im doppelten Sinne. [3]
Der entscheidenden Eindruck von diesem Besuch in München lässt sich unter dem Motto: „Convergence at Work“ zusammenfassen. Diese so ausführlich selber entdecken zu können war ein echtes Privileg: VIPs have met VIPs: Verry Impressed Personalities.
Und so steht es im offiziellen "newsflash" der Pressestelle des deutschen Organisationskomitees der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006™ vom 4. Juni 2006:
WM 2006 mit neuen TV-Rekorden
Ronaldinho, Zidane und Co zeigen Fußball-Technik, die begeistert. Beindruckende Technik, Logistik und Zahlen verbergen sich aber auch hinter den von der Firma HBS (Host Broadcast Services) produzierten Bildern der Ballkünstler. Bei der FIFA WM 2006™ betreibt die Tochtergesellschaft des TV-Rechteinhabers Infront Sports & Media im Vergleich zu früheren Turnieren einen technischen Aufwand in Rekordhöhe. Allein die Fläche des Internationalen Fernsehzentrums (IBC) in München, in dem die Fäden der Übertragungen aus den zwölf WM-Stadien zusammenlaufen, ist mit 30.000 Quadratmetern um die Hälfte größer als 1998 in Frankreich. HBS setzt etwa 2.000 Mitarbeiter (1998: 1.600) aus 58 Ländern ein, um die WM lückenlos ausstrahlen zu können. 25 Kameras sind jeweils in den Stadien aufgestellt, so viel wie noch nie zuvor. Damit die Bilder von München aus in die Welt gelangen können, wurden in den zwölf Stadien insgesamt 1.300 Kilometer Kabel verlegt, in Frankreich reichten 500 Kilometer bei zehn Austragungsstätten. Über 10.000 Akkreditierungen wurden für die Mitarbeiter der 510 Übertragungspartner ausgestellt, vor vier Jahren waren es 6.000 Akkreditierungen für 300 Broadcastpartner. Von der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea hat HBS über 1.200 Stunden Programm produziert, die Zahl wird sich diesmal auf 2.200 erhöhen und damit annähernd verdoppeln. Insgesamt gilt die Übertragung der 64 Spiele der diesjährigen Weltmeisterschaft als die technisch aufwändigste in der Geschichte des Sports.